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Endless: Roman (German Edition)

Endless: Roman (German Edition)

Titel: Endless: Roman (German Edition)
Autoren: Meg Cabot
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1
    Meena Harper wusste Dinge, Dinge, die sonst niemand wusste … Dinge, die niemand wissen konnte.
    Eines davon war, dass der Mann, der neben ihr im Auto saß, sterben würde.
    Es gab allerdings auch eine Menge Dinge, die Meena Harper nicht wusste.
    Zum Beispiel, wie sie dem Mann beibringen sollte, dass er dem Tod nahe war.
    »Meena«, sagte er und betrachtete ihr Profil, »du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich mich freue, dich zu sehen. Komisch, dass du angerufen hast. Ich habe gerade an dich gedacht.«
    »Ja, ich freue mich auch, dich zu sehen«, antwortete sie.
    Das war eine Lüge. Sie freute sich keineswegs, ihn zu sehen. Wie sollte sie es ihm bloß sagen? Außerdem sah er schrecklich aus. Er roch schrecklich. Aber vielleicht lag das ja am Innenraum seines Autos. Sie bekam nicht heraus, wonach es roch.
    »Ich habe auch an dich gedacht«, log sie weiter. »Danke, dass du dich mit mir triffst.«
    Schuldbewusst blickte sie sich in der dunklen, schmalen Straße um. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie behauptet hatte, hier zu wohnen. Außerdem hatte sie erzählt,
er könne nicht hereinkommen, da die Eltern ihrer Zimmergenossin zu Besuch seien.
    »Wollen wir nicht lieber einen Kaffee trinken gehen?«, fragte sie. »Um die Ecke ist ein nettes Café. Das ist doch viel gemütlicher als in deinem Auto.«
    Vor allem, was den Geruch anging. Und das, was sie ihm zu sagen hatte.
    »Nein, lass uns hierbleiben«, erwiderte er lächelnd. »Du hast ja keine Ahnung, wie sehr ich dich vermisst habe.«
    Das war Meena neu. Sie hatte seit über einem Jahr nichts von ihm gehört. Sie hatten sich relativ freundschaftlich getrennt – obwohl sie damals geglaubt hatte, er habe ihr das Herz gebrochen. Sie hatte damals Drehbücher für eine mittlerweile abgesetzte Soap geschrieben, und er war Zahnarzt, hatte sich auf Veneers spezialisiert und wollte in einen Vorort ziehen, um eine Familie zu gründen.
    Natürlich hatte es nicht funktioniert.
    »Ich dachte, du seist mit Brianna echt glücklich«, sagte sie. »Mit der Praxis und dem Baby und so.«
    Das machte es sogar noch schlimmer. Wie sollte sie ihm nur beibringen, dass er jeden Moment sterben konnte, wenn er doch so viel hatte, für das es sich zu leben lohnte?
    Er stieß ein bitteres Lachen aus. »Brianna«, erklärte er, »sie bedeutet mir gar nichts.«
    »Aber natürlich«, widersprach Meena ihm überrascht. »Was redest du da?«
    Jetzt machte sie sich ernsthaft Sorgen um ihn. David hatte sie schließlich wegen Brianna sitzen gelassen. Brianna war sein Ein und Alles.
    Er hatte bestimmt wieder einen Hirntumor. Daran war
er beim ersten Mal auch beinahe gestorben. Doch sie hatte ihn rechtzeitig gewarnt, und die Ärzte hatten den Tumor entdeckt und ihm das Leben gerettet.
    Schade daran war nur gewesen, dass er so entsetzt darüber gewesen war, dass er sie auf der Stelle verlassen und sich in die Arme der Röntgenassistentin gestürzt hatte.
    Aber es war schon in Ordnung. Meena hatte sich inzwischen ihr eigenes Leben aufgebaut. Obwohl auch dieses Leben zerstört worden war, und zwar von Lucien Antonescu, dem Mann, der sie gelehrt hatte, wie sich ein gebrochenes Herz wirklich anfühlt.
    Doch es gelang ihr, nie mehr an ihn zu denken.
    Fast nie mehr.
    In der letzten Zeit hatte sie solche schrecklichen Träume von David gehabt. In den Träumen war er tot. Es war nicht so, dass sie seine Leiche sehen konnte. Im Traum konnte sie Davids Zukunft sehen.
    Und er hatte keine. Um ihn herum war nur Dunkelheit.
    Als sie am dritten Morgen nacheinander aus dem Traum erwachte, atemlos, weil sie das Gefühl hatte, die Dunkelheit würde sie einschließen, wusste sie, dass ihr nichts anderes übrigblieb, als ihn anzurufen.
    Aber ihr war klar, dass sie ihm eine solche Nachricht nicht übers Telefon überbringen konnte. Sie musste ihn persönlich treffen.
    David war überraschend wild darauf gewesen und hatte ihr sofort angeboten, am frühen Nachmittag nach irgendeinem Zahnärztetreffen in der Stadt auf dem Heimweg nach New Jersey bei ihr vorbeizukommen.
    Da Meena ihre neue Adresse nur ungern jemandem
preisgab – selbst alten Freunden nicht, mit denen sie früher zusammengelebt hatte –, hatte sie automatisch eine falsche Adresse genannt und auf der Straße vor dem Gebäude auf ihn gewartet.
    Mittlerweile bereute sie jedoch dieses Arrangement, weil David sich wirklich merkwürdig benahm. Und wonach roch er bloß?
    »Du«, sagte er, »du warst immer die Einzige, Meena.«
    »David« – Meena
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