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Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Titel: Mythor - 071 - Die goldene Riesin
Autoren: Terrid Peter
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der Königin beendete den Wortwechsel.
    Hätte sich Secubo zu jener Unart hinreißen lassen, wie sie bei den grobsinnigen Kriegern üblich war, so hätte er beim Anblick Berberis laut gepfiffen.
    Die Königin trug ein Goldgewirk, mit Edelsteinen und kostbaren Federn besetzt. Wären die Steine und die Federn nicht gewesen, hätte man das Kleid als eine Art Netz bezeichnen müssen – ein Netz für reichlich große Fische. Den Offizieren jedenfalls quollen beim Anblick ihrer verführerisch schönen Königin schier die Augen aus dem Kopf.
    Dazu nahm Secubos geübte Nase wahr, daß sich die Königin mit einem Duftwasser gesalbt hatte, das selbst einer marmornen Statue ein Gefühl von Siedehitze hätte vermitteln müssen.
    »Nehmt Platz!« Berberi forderte mit anmutiger Gebärde die Gäste zum Sitzen auf. Ein Teil der Offiziere mußte förmlich angestoßen werden, um wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden, so benommen waren die Männer vom Anblick Berberis.
    Wenn alle Töchter des Shallad Hadamur von solchem Liebreiz waren, wunderte es nicht, wenn er mit seiner Heiratspolitik solche Erfolge erzielte, überlegte sich Secubo. Berberi nahm eine Trinkschale auf und winkte Secubo heran.
    Secubo füllte die flache Schale aus Ton mit wenig Wein. Der Duft des Getränks mischte sich mit dem von Berberis Salböl, und diese Mischung ließ Secubos Herz förmlich Purzelbäume schlagen. Schweiß trat auf seine Stirn. Berberi sah es, erkannte selbstverständlich die Ursache und lächelte verhalten.
    Secubo war heilfroh, als er einen Schritt zurücktreten und nach Luft schnappen konnte.

2.
    Einer der Lehrjungen faßte Secubo am Arm. »Sie sind eingetroffen.«
    Secubo hatte verstanden. Prinz lugon und sein Gefolge waren zum Mahl erschienen.
    »Als erstes den Willkommenstrunk«, bestimmte Secubo. Er hatte sich dafür etwas Besonderes einfallen lassen – Würzwein, den er erhitzt und mit einem kräftigen Schnaps angereichert hatte.
    Ein Ay-Krieger erschien und baute sich vor der Königin auf. Der Kerl stierte die Königin so augenquellend an, daß Secubo ihn am liebsten geohrfeigt hätte.
    »Prinz lugon von Ayland!«
    Die Wachen am Eingang richteten die gefällten Speere auf. Secubo konnte nichts sehen, weil er ungünstig stand – aber er erkannte in den Gesichtern der Wachen einige Verwunderung.
    Als erster erschien Arruf, der mit grimmigem Gesicht auf die Königin zutrat, dann zur Seite schwenkte und sich am Rand des Gelages aufbaute.
    Glockenklingen war zu hören, der helle Klang vieler kleiner Glocken. Secubo zwinkerte.
    Königin Berberi stand auf. Sie schritt die beiden hölzernen Stufen hinab, um dem Prinzen entgegenzugehen.
    Secubo sah, wie sich die Augen der Königin weiteten.
    Dann sah er den Prinzen.
    lugon hatte sich in das Fell einer riesigen Raubkatze gehüllt, deren Krallen nun um seine weißen, dürren und augenscheinlich nicht sehr geraden Beine schlugen. Der Schädel der Katze hing ihm vor der Brust und zog die schlanke Gestalt des Prinzen nach vorn.
    Das Haar des Ay-Prinzen war gelockt und mit Goldstaub gepudert worden, und die Augenbemalung hatte Secubo bei Inshaler-Buhlmädchen nie schlimmer gesehen.
    Dazu kam, daß sich der Prinz tragen ließ. Eine Plattform aus Holz war gebaut worden, darauf stand eine abgebrochene Säule, auf die sich lugon mit dem Ellenbogen der Linken stützte. In der Hand hielt er eine Leier, die er mit langsamen Bewegungen der Rechten schlug.
    In diesem Putz ließ er sich von vier kraftvollen halbnackten Ay-Kriegern in den Raum tragen.
    Ein Raunen ging durch die Besucher des Gelages – man war am Hof in Rahhor einiges gewohnt, aber dieses Schauspiel sprengte alles Herkömmliche. Dazu kam, daß der Prinz mit hoher Stimme ein Lied vortrug, das ebenso schwülstig war wie seine Erscheinung.
    Secubo begriff nun sowohl Anrufs harte Miene als auch Berberis entgeistertes Gesicht.
    Mit süßlichem Lächeln schritt lugon von der Plattform herab. Ums Haar wäre er dabei über die Raubtierpranken gestolpert, die an seinen Beinen baumelten.
    »Willkommen«, flüsterte Berberi, dann wiederholte sie den Gruß mit fester Stimme.
    Prinz lugon zeigte seine Zähne und erwiderte den Gruß. Secubo konnte sehen, wie er prüfend die Luft durch die Nase zog. Wahrscheinlich war etwas von Berberis Salböl durch die dichte Geruchswolke gedrungen, mit der sich lugon umgeben hatte. Der Prinz schluckte.
    Secubo, der wußte, daß dies der Gatte der Prinzessin Soraise sein würde, konnte die Tochter des Shallad Hadamur
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