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Haschisch

Haschisch

Titel: Haschisch
Autoren: Oscar A. H. Schmitz
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Haschisch
    Ich würde und könnte dieses 1897 und 1900 entstandene und 1902 zum ersten Mal erschienene Buch – also lange bevor der Satanismus und das »groteske« Genre in Deutschland Mode waren – heute nicht mehr schreiben. Vielleicht weil meine Phantasie in weniger übermütiger Fülle blüht, vielleicht weil eine universellere Weltbetrachtung das rein ästhetische Flattern von Reiz zu Reiz etwas hemmt. Dennoch freue ich mich, dieses Buch als ein Vierundzwanzigjähriger geschrieben zu haben. Man hat mir die Notwendigkeit nahegelegt, sein Neuerscheinen in Einklang zu bringen mit meinen in der letzten Zeit gelegentlich geäußerten und heftig angegriffenen Ansichten über die Grenzen zwischen Kunst, Sittlichkeit und Religion. Nun, ein Kunstwerk kann, wie ja heute bis zum Überdruß gepredigt wird, allerdings in sich weder unsittlich noch irreligiös sein. Vielmehr hat es als Kunstwerk mit Sittlichkeit und Religion überhaupt nichts zu tun. Wohl aber kann ein unsittlicher Gebrauch davon gemacht werden, und beschränkte Gemüter mögen in ihrem Glauben daran Anstoß nehmen. In diesem Buche nun unterfange ich mich nicht, an den Grundlagen der Familie und Ehe zu rütteln, wenn ich mir auch als Künstler herausnehme, meine Stoffe unter den Merkwürdigkeiten zu suchen, die außerhalb der Familie liegen. Ebensowenig drücke ich eine Mißachtung vor der Religion aus – was ganz und gar meiner eigenen religiösen Gesinnung widersprechen würde –, wenn ich zeige, wie eine gotteslästerliche Schar verruchter junger Leute in dem Augenblick, wo sie glaubt, die Sünde wider den Heiligen Geist zu begehen, vor der Allmacht Gottes anbetend in die Knie sinkt. Ein Monsignore in Rom hat mir einmal versichert, daß meine Darstellung, wenn sie auch den Teufel recht eingehend konterfeit, in nichts gegen die katholischen Dogmen verstößt. Ein Gläubiger wird sogar von dem Gedanken erbaut sein, daß Gott die größte der Sünden, die wider den Heiligen Geist, kaum zuläßt. Immerhin ist das Buch nur für gebildete Erwachsene geschrieben. Sein Äußeres wird es aus der Kinderstube fernhalten, sein Preis muß es für die halbwüchsige Jugend unzugänglich machen, und sein Stil dürfte kaum das Interesse der Halbgebildeten erwecken. Damit ist den berechtigten Forderungen der sozialen Sittlichkeit genug getan.
    Ich wende mich zunächst an erfahrene Männer. Wenn ihnen das Büchlein solcher Ehre würdig scheint, mögen sie es ihren Geliebten, die es doch in dieser christlich-moralischen Welt nun einmal gibt, und deren Los ist, außerhalb der Schranken der gesellschaftlichen Moral in wilder Anmut zu blühen, auf den Toilettentisch legen. Es jungen Schwestern und Töchtern zu geben, die sich ihr Schicksal innerhalb dieser Schranken aufbauen sollen, wäre tadelnswert. Es seiner Frau zu schenken, ist meist überflüssig, oft gefährlich, doch kommt es natürlich immer auf die Frau an.
    Und dir, schöne Müßiggängerin, die du zufällig durch diese Vorrede gerade zur Lektüre gelockt wirst, sage ich dies: Wenn du nicht anders kannst, lies es heimlich, so wie du dich einmal gelegentlich auf einen nicht ganz einwandfreien Ball, wohin du nicht gehörst, stehlen magst. Solange du selber weißt, daß du nur eine Eskapade begehst, deren man sich nicht rühmen soll, um kein schlechtes Beispiel zu geben, magst du es in des Teufels Namen lesen. Stellst du dich aber auf den Standpunkt heuchlerischer Liederlichkeit, deren drittes Wort lautet: »es ist ja nichts dabei«, oder aber, gehörst du zu jenen schwatzhaften Gänsen, die immer wieder betonen, die Frau sei in erster Linie Mensch und von derselben sittlichen Natur wie der Mann, dann haben wir uns beide nichts zu sagen.
    Nach der Aufführung eines Stückes von mir, welches das Don-Juan- Problem behandelt, kam eine moderne Mutter auf mich zu und erzählte mir, wie entzückt ihr achtzehnjähriges Töchterchen aus der Vorstellung gekommen sei und wie erregt man am Familientisch die von mir berührten Fragen erörtert habe. Ich war sehr erschrocken, zumal sich mir nun das Kind selber näherte, und warnte die gute Dame aufrichtig davor, meine Werke jungen Mädchen zu geben. »Oh, wir sind vorurteilslos«, erwiderte sie. »Aber ich nicht«, sagte ich in peinlicher Verlegenheit, »bitte, hindern Sie Ihr Töchterchen, mit mir über mein Stück zu sprechen. Ich wüßte kein Thema, das ich nicht mit einer Frau behandeln könnte, aber zu sexueller Aufklärung fühle ich mich nicht berufen.«
    Warum werden
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