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Mitternachtslöwe (German Edition)

Mitternachtslöwe (German Edition)

Titel: Mitternachtslöwe (German Edition)
Autoren: Sven Langenkamp
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„Es begab sich zu Tuna, in Dalarna, am fünften Tage des letzten Monats im Jahre 1613, als ich auserwählt wurde die verborgene Wahrheit zu erfahren, die sonst niemand je zu offenbaren vermag.“
     
    Die Kutsche ratterte über die Straßen, die sich durch das waldreiche Hügelland zogen. Nebelschleier bedeckten die Böschung des Wegrandes und streckten ihre Finger bis weit in die Täler.
    Im Schein der kleinen Laternen schaute einer der beiden Fahrgäste auf seine Taschenuhr. Sechs Uhr und zweiundzwanzig Minuten. »Der Kutscher legt ein gutes Tempo an, so werden wir rechtzeitig ankommen«, sagte der Mann, steckte die Uhr in seine Westentasche unter den Mantel zurück und strich sich mit der Hand durch den dichten Bart.
    Sein Gegenüber, ein Mann jungen Alters, korrigierte den Sitz seines Huts, den eine prächtige Feder schmückte und sowohl in Farbe als auch Form mit seinem ebenso anmutenden Gewand harmonierte. »Ich bin froh, dass der Neudruck der Bibel nun endlich in die Wege geleitet ist. Dieser Krieg beansprucht immer mehr Platz in unsrem alltäglichem Dasein und ich befürchte es wird nicht mehr lange dauern, bis er auch uns erreichen wird. Ich werde eingreifen müssen. Ich kann nicht zulassen, dass mein Volk diesem Tyrannen zum Opfer fällt. Wenn wir ein Wunder gebrauchen können, Johannes, dann bald.«
    »Nun mein König, von Wundern war nie die Rede«, sagte Johannes Bureus, in einem Ton der angab, dass er mit der Aussage seines Herrschers keineswegs zufrieden war, sie aber dennoch nicht abwertete. »Ihr wisst doch, es ist eher wie ein...«
    Johannes Bureus verstummte. Seine Augen weiteten sich und blickten durch den Adelsmann hindurch in die Leere. Ein gleißender Schein aus dem Himmel umstrahlte ihn, ein warmes Licht so golden rein wie der Klang der Engel. Sein Gehör war frei, fähig die vom Göttlichen gesandte Botschaft zu empfangen und von hoch herab drang eine Stimme, gottesgleich und sanft, flüsternd in lieblichem Gesang:
     
    RIVos IaM CLaVDe pVer sat prata bIberVnt
 
    Junge, dämme die Bäche ein, denn die Wiesen haben genug getrunken. Die Zeit der Offenbarung ist gekommen. Die Engel wetzen ihre Schwerter und die Musen singen ihre Lieder.
    „Momentum excitationis – ein Augenblick höchsten Entzücken. So war es an mir, die Rolle eines in die Mysterien Initiierten einzunehmen, inmitten der verblendeten Welt.“
     

 
     
     
     

     

Byrghal
    Der Mensch
     
    Der in die Materie und den
    Mikrokosmos herabgesunkene Geist
     
    Dunkelheit, Gegensätze, Zwiespältigkeit

Der Stab des Abaris
    Trotz der Last eines Felsbrocken, die auf seinen Lidern lag, schaffte Abaris es die Augen einen Spalt weit zu öffnen. Die Mühe, die es ihm bereitete, war es nicht wert. Stockende Finsternis öffnete sich vor ihm. Vorsichtig stemmte er sich auf die Beine. Der Boden, nur Sand und Staub, wirbelte auf und setzte sich in seinen Atemwegen fest. Hustend rang Abaris nach Luft, schwankte und verlor das Gleichgewicht. Beim Versuch sich irgendwo abzustützen, griff er ins Leere, sodass er unsanft gegen die Wand stolperte, welche nur eine Handbreite außerhalb seiner Armlänge lag. Beißender Schmerz erfüllte seine Brust und den Bauch.
    Krampfhaft versuchte Abaris sich zu erinnern. Erfreute er sich eben nicht noch an einem Krug Wein? Es musste so sein, jedenfalls verriet ihm dies der üble Nachgeschmack in seinem Mund. Aber ja doch, des Abends saß er mit einigen Gleichgesinnten zusammen, gönnte sich einen Becher guten Traubensaft und plauschte ein wenig.
    Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und tatsächlich konnte er langsam, nach und nach, einige wenige Umrisse erkennen. Ein leichter Schein verriet, dass es ein paar Schritte vor ihm, jenseits einer Biegung, eine Lichtquelle geben musste. Er legte beide Hände an die kalte Wand und tastete sich behutsam voran.
    Vielleicht ein Ausgang?
    Dieser Gedanke beflügelte seine wackeligen Glieder und Abaris schleppte sich zur Biegung. Gespannt schaute er um die Ecke, setzte seine Schritte fort, bis der Gang in einem kleinen Raum mündete.
    Die Wände nackt. Nur aus der Mitte ragte eine Art Altar, direkt aus dem Stein gehauen, mit einem Kerzenleuchter darauf, hervor. Daneben ein Stück Papier auf dem eine Nachricht geschrieben stand:
     
    Abaris, Ihr habt Euch selber zu Schulden kommen lassen woran Ihr nun zu Grunde gehen werdet. Ich dachte ein Mann Eurer Qualität wäre mit mehr Vernunft gesegnet. So lasst Ihr mir keine Wahl, als Euch einem dunklen
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