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015 - Die Heiler

015 - Die Heiler

Titel: 015 - Die Heiler
Autoren: Claudia Kern
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Seit Tagen zogen sie durch dichten feuchten Wald. Commander Matthew Drax und seine Gefährtin Aruula hatten es längst aufgegeben, nach einem breiteren Weg zu suchen, und kämpften sich mühsam durch das Unterholz. Vereinzelt trafen sie auf schmale Trampelpfade, die nie weiter als bis zum nächsten Tümpel oder Bach führten. An diesen Orten schlugen sie abends ihr Lager auf und erlegten kleine Säugetiere, die zum Trinken ans Wasser kamen. Manchmal lichtete sich der Wald und täuschte sie mit der trügerischen Hoffnung auf offenes Land und eine schnellere Reise. Doch jedes Mal fanden sie nur kleine nebelverhangene Lichtungen, über denen sich ein schmutzig grauer Himmel spannte.
    Dabei hatten sie einen Frekkeuscher bei sich, auf dem sie hätten komfortabel reisen können.
    Doch für dieses Gelände war die Riesenheuschrecke ungeeignet: Auf den Baumwipfeln konnte sie nicht landen, und hier am Boden fehlte, ihr der nötige Platz, um einen neuen Sprung zu starten.
    Es regnete ununterbrochen. Ohne Matts Kompass, der sie stur in Richtung Norden führte, hätten sie sich schon längst verlaufen, denn die Sterne waren seit einigen Nächten nicht zu sehen. Auch die anderen natürlichen Hilfsmittel, mit denen sich die Nomadenvölker orientierten, nutzten hier kaum etwas. Der Moosbewuchs der Baumstämme sah auf allen Seiten gleich aus.
    Aruula legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf zum Himmel. Sie sehnte sich nach ein wenig Sonne und Trockenheit, aber alles was sie entdeckte, waren dunkle Wolken, die so tief über den Baumwipfeln hingen, dass die Barbarin glaubte, die Äste müssten sie zerreißen.
    Es war eine zermürbende, menschenleere Landschaft. Aber die Reise wäre zumindest halbwegs erträglich gewesen, wenn Aruulas Begleiter in der ganzen bisherigen Zeit mehr als fünf Sätze gesagt hätte. Aber das tat er nicht.
    Die Barbarin warf Matt einen verstohlenen Blick zu. Er ging mit gesenktem Kopf neben ihr, die Zügel des Frekkeuschers in der Hand.
    Regenwasser lief ihm aus den Haaren in den Kragen seiner olivgrünen Fliegeruniform, doch das schien ihn nicht zu stören.
    Der Mann aus der Vergangenheit hing seinen Gedanken nach.
    Aruula widerstand der Versuchung, in Matts Geist nach der Ursache für seine Niedergeschlagenheit zu suchen, auch wenn sie die Fähigkeit dazu hatte. Aruula nannte das Lauschen, Matthew bezeichnete es als Telepathie.
    Aber in diesem speziellen Moment hielt sich die Barbarin zurück. Zum einen war sie sicher, dass Matt mit ihr reden würde, wenn er so weit war, zum anderen ahnte sie, was der Grund für die schlechte Stimmung ihres Gefährten war. Vor weniger als zehn Tagen hatte Matt den Letzten seiner verschollenen Kameraden gefunden. Er und Aruula waren seiner Spur von Aachen aus gefolgt und hatten Hank Williams schließlich in Paris entdeckt. Beim Kampf gegen einen Avtar - eine riesenhafte Mischung aus Echse und Vogel - hatte Hank sich geopfert, um Matt und Aruulas Leben zu retten. [1] Die Barbarin war auch nicht ganz ungeschoren aus Parii entkommen. Einige Bewohner hatten sie dem Avtar opfern wollen und ihr tiefe Schnittwunden zugefügt, um das Tier anzulocken. Die meisten dieser Wunden waren in der Zwischenzeit verheilt, nur ein Schnitt an ihrem Oberarm schmerzte immer noch heftig. Aruula überraschte das nicht. Schließlich war der Geist des Avtar, dessen Blut sie getroffen hatte, stark gewesen. Kein Wunder, dass es so lange dauerte, ihn vollständig aus ihrem Körper zu vertreiben.
    Ihre Gedanken kehrten zurück zu Matt. Erst als sie in Parii mit Hank gesprochen hatte, war ihr klar geworden, wie wenig sie eigentlich über den Mann wusste, mit dem sie seit rund sieben Monden zusammen war. Hank hatte versucht ihr zu erklären, was Matt gemacht hatte, bevor er in ihre Welt kam, aber Aruula war sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb Matt nie mit ihr über sein früheres Leben sprach. Es gab zu viele Begriffe, die sie nicht verstehen konnte, weil sie seine Welt nie gesehen hatte - und auch nie sehen würde, denn sie war mit Kristofluu vergangen.
    Jetzt, nach Hanks Tod, waren nur noch Matt und eine Frau namens Jennifer übrig, die eine Welt gekannt hatten, in der Feuervögel durch den Himmel zogen, Stimmen aus dem Nichts sprachen und ein Gott namens MacGyver denen half, die in Bedrängnis gerieten.
    Jennifer war ebenfalls mit einem Feuervogel aus dieser Zeit gekommen. Aber sie war weit weg, hatte es vorgezogen in Beelinn zu bleiben,
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