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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer
Autoren: Thomas Peter
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bringen.
    Jedenfalls blieb sie dabei, den Bichler-Bauern erschossen zu haben. Ihr Motiv sei der Tod ihrer Cousine Rosa gewesen, aber auch die Sache mit Gessler und dem Acker. Sie habe es für Gesslers Glück, für seinen Lebenstraum getan. Sie räumte nun sogar ein, die Pistole bereits mit diesem Hintergedanken aus der Firma mit nach Hause genommen zu haben. Als sie am Vormittag zu Bichler gefahren war, habe sie die Pistole schon dabei gehabt. Sie habe Bichler sogar damit bedroht, aber er habe sie nur ausgelacht. In diesem Moment habe sie es nicht fertiggebracht, den Abzug durchzuziehen. Sie habe Skrupel gehabt und keinen Menschen töten wollen. Erst als sie zu Hause über die ganze Situation nachgedacht habe, sei der unbändige Hass wieder erwacht und sie habe für sich beschlossen, dass sie keinen Menschen töte, sondern einen Teufel, eine Kreatur der Hölle.
    Das war ihre Aussage und dabei blieb sie, auch als Charly ihr nach mehreren Stunden ins Gesicht sagte, dass er ihr nicht glaube.
    Am Telefon stellte die Staatsanwältin fest, dass in diesem Fall keine andere Wahl blieb: Auch wenn erhebliche Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Geständnisses bestanden, man würde sie heute noch dem Ermittlungsrichter vorführen müssen. Und der würde höchstwahrscheinlich die Untersuchungshaft anordnen. Frau Berthold wurde wieder in die Arrestzelle geführt.
     
    »Aber wenn sie’s nicht war, wer war’s dann?«, stellte Sandra in den Raum.
    »Und warum deckt sie denjenigen?«, fragte Helmuth und kratzte sich am Kinn.
    Charly sprach seinen Gedanken laut aus: »Vielleicht doch der Gessler?«
    »Aber der hat doch ein nachweisbares Alibi. Der war in Malaysia.«
    »Das Alibi wird da drüben von den Schlitzaugen bestätigt«, spann Charly seinen Gedanken weiter. »Die haben aber doch auch ein Interesse, dass es mit ihrem langjährigen Zulieferer und persönlichen Freund weitergeht. Nix leichter als das. Wenn die da drüben dem Gessler seinen Aufenthalt bestätigen, dann hat er alle Zeit der Welt …«
    »Na, na, na! Jetz’ fantasierst aber«, bremste ihn Helmuth ein. »Das ist schon sehr weit hergeholt. Da könnt’s genauso gut der Bertl Hack sein. Auf den passt auch einiges und vielleicht hat sie ja mit dem auch ein Verhältnis.«
    Nun widersprach Sandra: »Jetz’ geht euch aber der Gaul durch, oder! Die Berthold hat zwar was mit ihrem Chef, aber deswegen ist sie doch noch nicht die Firmenmatratze.«
    Mitten in dieser hitziger werdenden Diskussion klopfte jemand an den Türrahmen.
    »Darf ich kurz stören?« Kollege Nager vom Betrug sah in drei überraschte Gesichter.
    »Äh … Charly, die Sache mit den Kaffeetassen am Tatort, also mal unter vier …«, er zählte nach, »unter acht Augen: Das wurmt mich immer noch. War ein blöder Fehler, ich wollt mich noch mal entschuldigen.«
    Charly winkte ab: »Schon okay, Franz.« Er wollte die Diskussion wieder aufnehmen, doch Nager war noch nicht fertig.
    »Ich glaub aber, ich kann die Sache wieder gut machen. Du hast doch in deinem Fall eine Frau Berthold eingesperrt.«
    Charly wurde hellhörig und nickte.
    »Und diese Namenskombination Gessler – Berthold kam mir irgendwie bekannt vor. Ich hab ein bisserl recherchiert. Manchmal schon ganz praktisch, dieser blöde Computer. Wir haben nämlich damals einen STUPID -Fall angelegt.«
    Helmuth stöhnte und Nager erzählte weiter, dass er vor einiger Zeit ein Großverfahren gegen einen Ingolstädter Anlageberater betrieben hatte, der mehrere hundert Kunden über den Tisch gezogen hatte. Es ging um Geldanlagen mit unglaublichen Renditeversprechen, Anteilsscheine, Gewinnobligationen, Containerschiffanteile und Lebensversicherungen. Eigentlich Angebote, bei denen der gesunde Menschenverstand sagte, dass etwas nicht stimmen konnte. Aber wie immer, wenn die Dollarzeichen in den Augen die Wahrnehmung trüben und die Aussicht auf schnelles, unversteuertes Geld das Gehirn ausschaltet, waren zahlreiche Anleger darauf hereingefallen. Unter anderem der Gessler, und übrigens auch Bierschneider.
    »Ich hab also in meinen alten Unterlagen gekramt. Der Gessler hat damals Options scheine gekauft und eine Risikolebensversicherung mit einer irrsinnigen Verzinsung abgeschlossen.« Nager wedelte mit der Kopie einer Versicherungspolice.
    »Was glaubt ihr, wen der Gessler als Bezugsberechtigten im Versicherungsfall eingetragen hat?«
    Alle drei zuckten mit den Schultern.
    »Florian Berthold!«
    Charly stand auf und riss ihm die Kopie aus der Hand.
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