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Mythor - 063 - Die Bestie erwacht

Mythor - 063 - Die Bestie erwacht

Titel: Mythor - 063 - Die Bestie erwacht
Autoren: Giesa Werner K.
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1.
    Der Nissenhort trieb ab.
    Mit welcher Geschwindigkeit, konnte Mythor trotz der Dunkelheit mühelos verfolgen. Geradezu unheimlich schnell entfernte sich der abgespaltene Teil von der Schwimmenden Stadt Gondaha. An deren Rand blieben wütende Amazonen zurück. Im Zwielicht aufzuckender Blitze konnte Mythor sehen, wie sie drohend die Arme gegen den davontreibenden Nissenhort reckten, manche von ihnen mit den Waffen in den Fäusten.
    Ihre Verwünschungen hörte Mythor nicht. Der aufkommende Sturm riß die Flüche mit sich ins Irgendwo, lange ehe sie die davongleitende Schwammscholle erreichen konnten.
    Tief atmete Mythor durch und lehnte sich an einen Baumstamm. In der Dunkelheit verschmolz er fast vollkommen mit dem Stamm.
    Ruhe!
    Ruhe vor dem nächsten Sturm? Es konnte ihm gleich sein. Er hatte jetzt die Möglichkeit, sich kurze Zeit auszuruhen. Der Kampf gegen die Amazonen war hart genug gewesen. Die Abspaltung dieses Teiles der Schwammscholle war gerade rechtzeitig gekommen.
    Mythor sah zum Himmel. Jagende Wolken zogen heran, ballten sich dräuend zusammen. Wieder zuckten Blitze und rissen einen Herzschlag lang Einzelheiten aus der Düsternis. Knapp fünf Schritte vor Mythor endete der abgespaltene Teil der Schwimmenden Stadt. Tief genug ging es hier hinunter, um den Wellen ein Überschlagen unmöglich zu machen – es sei denn, es kam höherer Seegang auf. Kaum bewegte sich der Nissenhort, lag ruhiger noch als ein großes Schiff. Die hohe Driftgeschwindigkeit war kaum wahrnehmbar, wenn Mythor nicht die in der Ferne entschwindende Stadt Gondaha ansah.
    Leicht schob er ein Bein vor, an den Stamm gelehnt, und versuchte, sich im Stehen zu entspannen.
    Ein riesiger, dunkler Schatten schob sich an ihm vorbei, rammte gegen sein harmlos vorgeschobenes Bein und verwirrte sich zu einem heillosen Durcheinander aus kurzen Beinen, langen Armen, einem Schwanz und einem rauchschnaubenden Drachenmaul. »Verrat!« schrie jemand schrill. »Piraten! Räuber! Hilfe!«
    »Gerrek!« murmelte Mythor erschüttert. Selbst in dieser Situation brachte der Beuteldrache es noch fertig, erst über Mythors und anschließend über seine eigenen Beine zu stolpern. Mühsam entwirrte er sich und rollte sich zur Seite, einen unsichtbaren Gegner wild mit den Fäusten bearbeitend. Daßei kam er dem Rand der Schwammscholle gefährlich nahe.
    »He!« rief Mythor und sprang hinter dem sich weiter rollenden Mandaler her. »Warte… verflixt!«
    Gerrek schrie markerschütternd, spie eine Feuerwolke aus den Nüstern und kippte über den Rand. Mythors Arme schnellten vor, griffen zu und erwischten gerade noch das Ende des mannslangen Rattenschwanzes.
    »Iieehk!« schrie Gerrek entsetzt. »Man hat mich! Zu Hilfe!«
    Mythor stemmte sich gegen das nach unten ziehende Schwergewicht des mit acht Fuß Körpergröße immerhin nicht gerade leichten Mandalers. Wenigstens hörte Gerrek auf zu strampeln und half daßei mit, rücklings wieder nach oben zu kommen.
    Endlich hatte Mythor ihn wieder auf festem Grund und Boden, Aufstöhnend wischte er sich den Schweiß der Anstrengung von der Stirn.
    »Du bist ein schwerer Junge, weißt du das?« murmelte er keuchend.
    »Es ist nicht zu fassen«, schrie Gerrek. »Erst stellt er mir ein Bein, dann wirft er mich fast von der Scholle und zieht dann auch noch an meinem Schwanz herum!« Der Beuteldrache kauerte sich nieder, grapschte mit seinen Krallenfingern nach dem Schwanz und begann ihn zu begutachten, ob ihm auch kein Kratzer zugefügt worden war. »Und ich dachte immer, du wärst mein Freund!« klagte er und kippte schon wieder nach rückwärts der Tiefe entgegen.
    Diesmal konnte Mythor eher zugreifen.
    »Sofort verschwindest du vom Rand!« herrschte Mythor ihn an, als Gerrek wieder auf seinen kurzen Beinen stand. Gerreks Knitterohren senkten sich. »Immer ich!« protestierte er. »Sag lieber dem Rand, er solle sich von mir entfernen! Bin ich vielleicht dafür verantwortlich, daß dieser… dieser Nissenhort von Gondaha abgebrochen ist?«
    Bedächtig tappte er »landeinwärts«.
    »Immerhin ist es verständlich«, behauptete er plötzlich.
    »Was?« fragte Mythor.
    »Die Abspaltung«, sagte Gerrek finster. »Es heißt doch die Schwimmende Stadt und der Nissenhort! Kein Wunder, daß er sich von dieser Stadt abgesetzt hat, der arme…«
    Mythor grinste.
    »Bück dich mal«, forderte er Gerrek auf.
    Verwundert kam der Beuteldrache der Aufforderung nach. Mythor tippte ihm mit dem Zeigefinger an die Drachenschläfe. »Du
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