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Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)

Titel: Eine Handvoll Venus: Meisterwerk der Science Fiction - Roman (German Edition)
Autoren: Frederik Pohl , Cyril M. Kornbluth
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Vorwort
    von Richard Morgan
     
     
     
     
    In den vergangenen Jahrzehnten hat es sich eingebürgert, die Science Fiction des sogenannten Golden Age – also die amerikanische SF der vierziger und fünfziger Jahre – geringschätzig zu betrachten. Weithin wird das Genre jener Periode mit muskelbepackten, vierschrötigen und natürlich dezidiert weißen Helden assoziiert, die weit draußen im All, auf bisher ungezähmten Welten den amerikanischen Traum propagieren, während ihnen ebenfalls weiße vollbusige Schönheiten dabei unterwürfig zur Seite stehen.
    Diese Assoziation ist etwas unfair.
    Was nicht heißt, dass darin nicht auch eine gehörige Portion Wahrheit steckt. Immerhin kennen wir alle die schrillen Cover der SF-Magazine jener Zeit, haben bei der Lektüre der entsprechenden Geschichten ungläubig den Kopf geschüttelt, haben uns wohlfeil auf die Brust geklopft angesichts der Tatsache, dass wir uns von dieser reaktionär-chauvinistischen Betrachtungsweise von Frauen, Sexualität, generell allem, was der weißen, infantilen Mittelschicht damals als fremdartig erschien, weit entfernt haben. Ja, das Zeug gab es wirklich, und zwar jede Menge davon. Aber darum geht es hier nicht. Wie Theodore Sturgeon einmal so treffend sagte: »Neunzig Prozent der Science Fiction sind Blödsinn – aber neunzig Prozent von allem anderen sind auch Blödsinn!« Das Golden Age macht keine Ausnahme von dieser Regel.
    Unfair also nicht deshalb, weil wir die Science Fiction jener Periode geringschätzen, sondern weil wir sie so verallgemeinernd, so allumfassend verurteilen, dass wir die Sicht darauf komplett versperren. Was ein Fehler ist – denn diese enorm produktive Zeit in der Geschichte der Science Fiction einfach in Bausch und Bogen zu verdammen, lässt uns zum Beispiel übersehen, dass, obwohl das Golden Age tonnenweise grotesken Kitsch und chauvinistischen Mist hervorgebracht hat, zur selben Zeit Meisterwerke wie Ray Bradburys »Fahrenheit 451« oder Alfred Besters »Der brennende Mann« entstanden sind. Dass zur selben Zeit ein Genie wie Robert Sheckley die Novellen »Immortality Inc.« und »Mindswap« geschrieben hat, deren existentialistische Extrapolationen – der Körper, der Geist, das Universum – ein halbes Jahrhundert später meine eigenen Arbeiten immer noch stark beeinflussen konnten. Und dass zur selben Zeit »Eine Handvoll Venus« veröffentlicht wurde.
    Ursprünglich erschien dieser Roman zur Fortsetzung in einem Science-Fiction-Magazin, und in mancherlei Hinsicht merkt man das dem Plot auch an: Er ist episodisch in Form und Tonfall, hechelt von Cliffhanger zu Cliffhanger, anstatt einen übergreifenden Spannungsbogen aufrecht zu erhalten, und er bewegt sich sehr, sehr schnell. Auf kaum dreihundert Seiten hetzen wir von New York über Washington, San Diego, die Antarktis und Costa Rica bis zum Mond. Geboten werden: Morde, versuchte Morde, Überfälle, Verfolgungsjagden, Kidnappings, Rettungsaktionen, Betrügereien, einer der übelsten Psychopathen, den die Literatur überhaupt je hervorgebracht hat, eine bemannte Mission zur Venus, ein großartiger Tumult in den heiligen Hallen des US-Kongresses sowie ein monströses genmodifiziertes Huhn (wirklich!). Dazu: heimtückischen Humor, ruchlose Satire und einige überaus präzise Voraussagen der turbokapitalistischen Gesellschaft, in der wir gerade leben. »Eine Handvoll Venus« ist über fünfzig Jahre alt – aber seine Vision erscheint uns heute immer noch erschreckend vertraut.
    »Ich bin Mitchell Courtenay. Ich kann Sie kaufen oder verkaufen, ohne mein Taschengeldbudget strapazieren zu müssen.«
    So spricht – man bedenke: zur Blütezeit des Golden Age – unser Held. Er ist kein tollkühner Weltraumfahrer, er zieht nicht am schnellsten mit seiner Laserpistole  – seine Waffen sind viel subtiler und letztlich weitaus verheerender. Mitch Courtenay gehört zur »Starklasse«, er ist ein Marketing-Fachmann der obersten Kategorie. Er braucht keine Waffe zu tragen, denn er hat eine niedrige Sozialversicherungsnummer, einen hohen Kreditrahmen und Zugang zu den »Movers and Shakers« der globalen Wirtschaft. Wie sein Boss ihm zu Beginn des Romans sagt:
    »Mitch, Sie sind noch jung und erst kurze Zeit in der Starklasse. Aber Sie haben Macht. Ein paar Worte von Ihnen, und innerhalb von Wochen oder Monaten hat sich das Leben von einer Million Konsumenten völlig verändert. Das ist Macht, Mitch, absolute Macht. Sie kennen doch das alte Sprichwort: Macht
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