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Mythor - 063 - Die Bestie erwacht

Mythor - 063 - Die Bestie erwacht

Titel: Mythor - 063 - Die Bestie erwacht
Autoren: Giesa Werner K.
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Menschenaugen«, verbesserte Gerrek hoheitsvoll. »Unter den Beuteldrachen indes bin ich das Schönheitsideal selbst!«
    »Was angesichts der geringen Zahl von Beuteldrachen, nämlich eines einzigen, nicht sonderlich schwerfällt«, bemerkte Scida trocken. Die alte Amazone machte eine schnelle Kopfbewegung und ließ das von Silberfäden durchzogene, trotz ihres Alters immer noch dichte Haar fliegen, das sie jetzt offen trug. »Aha, du hast dich also nützlich gemacht, Honga. Das ist gut, denn wir werden die Stärkung benötigen.«
    Mythor-Honga ließ sich auf der Tischkante nieder. »Gerrek, du könntest das Essen eigentlich zubereiten«, schlug er vor. Scida warf ihm einen mißmutigen Blick zu. Offenbar war sie es nicht gewohnt, daß man ihren Befehlen zuvorkam. Einmal mehr wurde ihr bewußt, daß dieser Tau-Held Honga anders war als die anderen Männer, selbst anders als Kunak. Kein Wunder, dachte sie, daß Burra so versessen darauf ist, ihn in ihre Pranken zu bekommen…
    »Was beabsichtigst du?« fragte Honga und sah die Amazone an.
    Sie verzog das Gesicht. Honga war zu wenig unterwürfig…
    »Da unten«, sagte sie, streckte den Arm aus und deutete mit dem Daumen in die Tiefe, »befinden sich die Nissen der Entersegler. Dort unten befinden sich die Besessenen. Und dort unten befindet sich das Geheimnis, das Gondaha überschattet. Wir werden es herausfinden.«
    »Ich weiß nicht, ob wir viel Zeit haben«, sagte Scida später. »Gerrek hatte ein durchaus schmackhaftes Mahl zubereitet, von dem nicht einmal Krümel übriggeblieben waren. Wir treiben gen Südwesten, direkt hinein in das Gebiet der Zaubermutter Zaem, und das gefällt mir gar nicht. Und das nicht nur, weil dort Burra besonders stark sein wird, sondern weil sich hier das Grenzgebiet der Einflußbereiche Zaems und Zahdas befindet, die sich sehr gram sind. Wahrscheinlich werden wir die Insel Gavanque erreichen, die schon immer heiß umkämpft wurde.«
    »Warum?« mischte sich Gerrek vorlaut ein.
    »Ich wollt’s gerade erklären«, fauchte Scida ihn an. »Beuteldrachen haben zu schweigen und ehrfürchtig zu lauschen, wenn eine Amazone spricht!«
    »Amazonen gibt es viele, aber nur einen Beuteldrachen«, brabbelte der Mandaler leise in seinen Bart. »Ihr werdet schon sehen, was ihr an mir habt…«
    »Gavanque«, fuhr Scida fort, »reicht je zu einer Hälfte in den Bereich Zaems und Zahdas, undjede beansprucht die gesamte Insel. Und wir werden genau zwischen die Fronten geraten. Und deshalb müssen wir uns mächtig beeilen, wenn wir das Geheimnis entschleiern wollen, denn wir treiben sehr schnell auf Gavanque zu, und wenn wir erst dort sind, gibt es keine Gelegenheit mehr dazu.«
    Mythor nickte bedächtig. Auch er war daran interessiert zu erfahren, was es mit den Nissen und den Besessenen auf sich hatte. Und da war auch noch das spurlose Verschwinden Ramoas…
    »Es ist vielleicht besser«, stellte Scida fest, »wenn ich euch zuvor berichte, wie sich alles so entwickelt hat, wie es jetzt ist. Denn es muß einst auf der Schwimmenden Stadt Gondaha ganz anders gewesen sein. Seit ich auf Gondaha bin, geschahen immer erschreckendere Dinge. Sie begannen damit, daß der Stern von Walang zerbrach…«
    Scida begann übergangslos zu erzählen. Gerreks Ohren richteten sich angestrengt lauschend auf. Auch Mythor beugte sich leicht vor, als könne er dadurch besser verstehen.
    Seit er Scida näher kennengelernt hatte, hatte er immer wieder das dumpfe Gefühl gehabt, daß da etwas war, was sie ihm verschwieg. Hatte sie jetzt beschlossen, die Wahrheit auszusprechen?
    Eines der Geheimnisse zu entschleiern?
    Mythor ahnte, daß in Scidas Erzählung der Schlüssel zu einem furchtbaren Geschehen lag. Gespannt hörte er zu.
    Und die Vergangenheit erwachte zu neuem Leben…

2.
    Der Stern von Walang durchpflügte die Wogen. Sanft hob und senkte das schnelle Schiff sich. Prall gefüllt mit treibendem Wind waren die großen Segel. Hinter dem Stern bildete sich ein langgezogenes, schäumendes Dreieck.
    Oben auf der Brücke stand, die Bewegungen des Schiffes mit den Fußballen ausgleichend, eine alte Frau. Das Rollen des Seglers war ihr längst in Fleisch und Blut übergegangen, es war, als sei sie auf dem Stern geboren.
    »Bei Zeboa«, murmelte sie mit einem Anflug von Bitterkeit. »Sklavensammlerin… das ist alles, was mir noch bleibt!«
    Sie ballte die Fäuste und schmetterte sie auf die schmale Brüstung. Das Holz knirschte verdächtig.
    Der Wind wechselte leicht, und die
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