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Mythor - 063 - Die Bestie erwacht

Mythor - 063 - Die Bestie erwacht

Titel: Mythor - 063 - Die Bestie erwacht
Autoren: Giesa Werner K.
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leuchten. Aber es schien nicht immer zu geschehen. Damals, in der Ebene der Krieger von Caer, hätte ihn dieses schwache Leuchten fast verraten. Aber entweder leuchtete es nicht immer, oder es war nicht jedem vergönnt, das Leuchten zu sehen.
    Der Gorganer sah sich um. Die Hütte war klein und bestand offenbar nur aus zwei Räumen. Mythor ging zu der schmalen Zwischentür, die von einem Fellvorhang gebildet wurde, und sah in den angrenzenden Raum. Das schwache Kerzenlicht in seinem Rücken reichte aus, die Umrisse eines breiten Bettes zu erkennen, das leer war. Nicht einmal Decken lagen darauf.
    Gerrek hatte inzwischen die »Wohnstube« einer näheren Untersuchung unterzogen. »Von Frischluft scheint man hier nie etwas gehalten zu haben«, maulte er. »Es gibt keine Fenster!«
    »Wenn die Luft schlecht wird«, sagte Mythor grinsend, »wissen wir, daß wir dich vorher hätten hinausschicken sollen.«
    »Willst du damit sagen, daß ich stinke?« keifte der Beuteldrache und ließ etwas, das Mythor nicht erkennen konnte, in einer fast unauffälligen Bewegung in seinem Bauchbeutel verschwinden.
    »Aber nein«, versicherte er. »Du rauchst nur.«
    In der Tat quollen noch vereinzelte Wölkchen aus Gerreks Nasenlöchern.
    Draußen rauschte der Regen und heulte der Sturm des Gewitters.
    »Das Wetter hält an«, sagte Scida leise. Die alte Frau hatte der Unterhaltung der beiden Männer schweigend zugehört. »Wir werden für die Nacht Ruhe haben. Schlaft, denn morgen wird jeder seine Kräfte brauchen.«
    »Mich hungert«, klagte Gerrek. Er machte sich daran, die verlassene Hütte zu durchsuchen. Vor einiger Zeit mußte hier jemand gewohnt haben, denn es gab Schränke undLäden, die mit allerlei Gegenständen gefüllt waren. Vielleicht hatten hier Männer gewohnt, die später verschwunden waren wie so viele Bewohner von Gondaha.
    Gerrek begann die Schränke nach Eßbarem und Getränken zu durchsuchen und förderte schließlich einige Sachen zutage. Aber die Eßwaren waren verdorben und verschimmelt; offenbar standen sie schon zu lange hier herum. Lediglich der Wein im großen Tonkrug, den Gerrek aufstöberte, hatte nicht gelitten. Gerrek nahm einen tiefen Zug und reichte den Krug schließlich an Mythor weiter.
    Der Sohn des Kometen sah die Amazone an. Immerhin hätte es ihr gebührt, sich zuerst zu bedienen. Aber sie hatte die Augen geschlossen und war auf einem Stuhl eingeschlafen.
    Offenbar meinte sie ihre Worte ernst.
    Was beabsichtigte die Amazone?
    Während auch Mythor versuchte, einzuschlafen, kreisten seine Gedanken unablässig um den Teil Gondahas, auf dem sie sich befanden.
    Der Nissenkort!
*
    Das Schwimmende Gefängnis maß zweihundert Schritt in der Länge und hundert in der Breite. Die Schwammscholle, die wie festes Land von Bäumen und Sträuchern, Büschen und Gräsern und Blumen bewachsen war, ragte hoch genug empor, um vor wild wogenden Wassern Schutz zu bieten. Sie war unregelmäßig gewachsen, hier höher und dort niedriger, und barg in ihrer Tiefe unzählige Höhlen und Grotten unterschiedlichster Größen.
    Es war ein Gefängnis! Ringsum gab es nichts als Wasser. Land war nirgendwo zu sehen. Wer diesem Insel-Bruchstück schwimmend zu entkommen versuchte, würde den Versuch schwerlich überleben. Nicht allein, daß die Entfernung zum Land zu groß war – stumm zogen in den Fluten Raubfische ihre Bahnen.
    Mythor war als erster erwacht und hatte leise die Hütte verlassen. Eine kühle Brise wehte. Unwillkürlich zog er sich den Umhang enger um die Schultern, der einmal dem Barbaren Kunak gehört hatte wie alles, was Mythor augenblicklich auf dem Leib trug. Kunak kam ursprünglich aus dem Land der Wilden Männer und gehörte der Amazone Scida, die ihn »gezähmt« und geschult hatte. Doch Kunak lebte nicht mehr. Und jetzt sah es so aus, als solle Mythor Kunaks Stelle einnehmen.
    Es dämmerte. Das Gewitter war weitergezogen. Von den Blättern der Bäume tropfte es schwer herab, und dicht über dem Boden der Schwammscholle wallten dünne Nebelschleier. Mythor blickte gen Norden. Die graue Wand der Düsterzone ragte dort auf.
    Langsam bewegte Mythor sich zwischen leerstehenden Hütten hindurch. Hin und wieder trat er über eine Pfütze hinweg oder hinein. Stellenweise hatte der Schwamm das Regenwasser noch nicht vollständig in sich aufgesogen.
    Nichts regte sich, nur Zweige bogen sich im Wind. Aber die Leere täuschte. Wohl mochten die Hütten unbewohnt sein, aber Mythor wußte nur zu gut, daß sich in der Tiefe
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