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Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Titel: Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)
Autoren: Wolfhart Berg
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Donnall Thomas in Seattle schafft jedoch das medizinische Wunder. Nach zwölf Monaten Behandlung und vielen aufmunternden Briefen aus dem spanischen Königshaus in Madrid ist er da – und bereitet sich »auf den größten Tag meines zweiten Lebens« vor, auf sein Comeback-Konzert am 21 . Juli 1988 in Barcelona. In dem großen Montjuïc-Park vor dem Triumphbogen und auf den Nebenwegen ohne Sicht auf die Open-Konzertbühne haben sich laut Polizeischätzung über 145 000  Menschen versammelt; zum Vergleich: Tags zuvor trat in Barcelona Michael Jackson auf dem Höhepunkt seiner Karriere vor »nur« 50 000  Fans auf. Bei Josep Carreras Wiederkehr sitzen in der ersten Reihe: Spaniens Königin Sofía, Kultusminister Jorge Semprun, Kataloniens Ministerpräsident Jordi Pujol und natürlich seine große Förderin Montserrat Caballé. Mit »T’estimo« (»Ich schätze Dich«), weiteren katalanischen Liedern und dem »Nessun dorma« aus Puccinis »Turandot« holt er sich und seine Bewunderer unter Tränen in sein zweites Leben zurück.
    Carreras reist nicht mehr zu jeder Oper in die weite Welt. Andererseits singt er häufig mit
Plácido Domingo
und
Luciano Pavarotti
. »Die drei Tenöre« haben bei der Fußball- WM 2006 ihren größten Auftritt. Carreras gründet seine Leukämie-Stiftung und tritt dafür auch jedes Jahr in Deutschland auf. Aber er sagt immer mehr Opernauftritte ab, Konzerte sind weniger anstrengend für ihn. Er kann es sogar verschmerzen, dass seine Heimatbühne, das
Liceu
16 ( ▶ G 6 ) , 1994 abbrennt, was Kritiker eine »warme Renovierung« nennen. Fünf Jahre später wird die Oper wieder eröffnet.
    Seit einigen Jahren wohnt Josep Carreras in
Pedralbes
, dem vornehmsten und teuersten Stadtteil Barcelonas, nordwestlich der Diagonal gelegen. »Petrae albae« heißt im Lateinischen »Weiße Steine«. Mit viel Marmor baute schon Jugendstil-Genie Gaudí seinem Gönner Eusebi Güell einen Sommerpalast mit zwei Pavillons zwischen Avinguda de la Victoria und Avinguda de Pedralbes. Nur wenige Nebenstraßen davon entfernt steht an der
Baixada Monestir
die hinter hohen Mauern versteckte Villa Carreras. Zum Tibidabo hoch sind es nur fünf Autominuten, zu den Spielen im Camp Nou seines geliebten Fußballclubs FC Barcelona – der Tenor ist Ehrenmitglied und Superfan – geht er zehn Minuten zu Fuß. Und zu einem guten Restaurant wie dem
Vivanda
in der Carrer Major de Sarrià no 134 geht man auch nur acht Minuten.
    Schräg gegenüber von Carreras’ Villa befinden sich Kirche und Kloster
Monestir de Pedralbes
. Die Stiftsanlage wurde im 14 . Jh. für die katalanische Königin Elisenda de Montcada gebaut, die sich nach zwei Jahren königlichen Witwendaseins in die Abtei zurückzog. Im gotischen Kreuzgang hört man das Plätschern der Brunnen im Park und gelegentlich auch die Gesänge der Klarissinnen-Nonnen. Hier werden Paare in katalanischer Sprache getraut; sie geben einige Tage vor dem Hochzeitstermin an einem Nebeneingang des Klosters frische Eier ab. Es heißt, das bringe dem Brautpaar Glück.
    Der leidenschaftliche Katalane Josep Carreras ist glücklich über diese Nachbarschaft, ruht hier doch die Königin Elisenda – eine weitere katalanische Legende.

FERRAN ADRIÀ
    geb. 1962
    Er arbeitet mit Stickstoff, Fantasie und unendlich viel Liebe: Ist er nun ein Magier, ein Wissenschaftler oder ein Philosoph? Darüber streiten die Experten. Fest steht nur: Er ist der beste Koch der Welt.
    P aul Bocuse, der in den 30 er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit seiner Nouvelle Cuisine wie Gott in Frankreich kochte und von seinem Restaurant L’Auberge du Pont de Collonges bei Lyon aus die ganze Welt mit Spezialrezepten beglückte, war das Gestern. Von gestern sind auch viele deutsche TV -Kochkünstler und -clowns, verglichen mit dem Mann, der das Kochen als intellektuelle Kunst zelebriert. Ferran Adrià gilt als Magier der Molekularküche, und für seine Theorie der »Essenz des Geschmacks« benötigt er keine TV -Shows.
    Es war im Sommer 2007 auf der »documenta 12 « in Kassel. Ferran Adrià kommt als geladener Künstler, tritt ans Rednerpult und spricht über Neues aus der Medizintechnik für rohes Gemüse, über die Molekularisierung von Lebensmitteln und wie man Geschmacksgewinnung durch Reduzierung von Flüssigstickstoff oder Gefriertrocknung erreicht. Er führt vor, wie eine zu Goldstaub pulverisierte Foie gras aus Reagenzgläsern »in einem Zuge« zu verzehren sei. Und mit wissenschaftlich unterlegten
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