Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Titel: Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)
Autoren: Wolfhart Berg
Vom Netzwerk:
Köpfe wieder aus dem Öl und brachte sie in etwas Fischsud zum Kochen. Unterdessen spülte er das Salz von den Auberginenscheiben, trocknete sie einzeln mit einem Tuch ab und briet sie in dem Öl, das das Aroma des Knoblauchs und der Scampiköpfe aufgenommen hatte, und ließ sie dann in einem Sieb abtropfen. Im gleichen Öl ließ er schließlich eine gehackte Zwiebel bräunen, gab einen Löffel Mehl dazu und rührte mit Milch und dem Sud der Scampiköpfe eine Béchamel an. Die Auberginen schichtete er in eine Backform, goss einen Regen von nackten Scampischwänzen und Schinkenwürfeln darüber und badete alles in der Béchamelsoße. Von seinen Fingern schneiten geriebene Käseflocken auf das bräunliche Weiß der Béchamelsoße nieder. Dann schob er die Form zum Überbacken in den Ofen, fegte mit dem Ellbogen den Küchentisch leer, legte zwei Gedecke auf und stellte eine Flasche Jumilla Rosé dazu … Er kehrte ins Schlafzimmer zurück. Yes schlief mit dem Gesicht zur Wand, ihr Rücken war entblößt. Carvalho rüttelte sie wach, ließ sie aufstehen, nahm sie in die Arme und führte sie in die Küche. Dort setzte er sie vor einen Teller, auf den er überbackene Auberginen, Scampi und Schinken schaufelte.«
    Die Mordslust auf gutes Essen floss dem Literaten Montalbán – bei allem Einsatz für Freiheit und Demokratie – nur so aus der Feder. Dafür lieben ihn die Barceloner, auch nach seinem Tod. Sein Alter Ego Pepe Carvalho lebt sowieso weiter. Die Stadt benannte erst kürzlich gleich um die Ecke seines Lieblingslokals
Casa Leopoldo
35 ( ▶ F 6 ) eine kleine Plaça nach ihm.

JOSÉ CARRERAS
    geb. 1946
    Die Opernwelt kennt ihn nur als José Carreras, ein Name, der ihm eigentlich aufgezwungen wurde. Der Tenor fühlt sich zunächst als Katalane und dann erst als Spanier. Und eigentlich heißt er Josep …
    K atalonien ist mein Land, mein kleines Land. Ich liebe die Spanier, ich habe einen spanischen Pass, aber wir Katalanen fühlen da ein bisschen anders« , erklärt José Carreras bei einem Interview Ende August 1988 in seinem mit alten Möbeln ausgestatteten Büro in der
Vía Augusta
. Er hat gerade eine schwere Leukämie-Erkrankung hinter sich und seinen ersten Auftritt nach der Genesung. Bei dem Gespräch geht es auch um den Vornamen des weltberühmten Tenors: José oder Josep? Er sei immer nur der »Josep« gewesen, sagt er, in der Familie und bei Freunden. Das sei sein katalanischer Name, und die Sprache Català war unter Franco bis 1975 verboten. Als Carreras seine Karriere 1970 startete, musste er sich »José« nennen, im Pass, im Führerschein, auf allen Konzertplakaten, im realen Leben, auch in Barcelona. Deswegen kennt die ganze Welt den Opernstar heute nur als José Carreras, »aber ich habe mich immer nur als Josep gefühlt«.
    Josep-José ist beispielhaft für die Tragik der sprachlichen, menschlichen und kulturellen Unterdrückung Kataloniens zwischen 1939 und 1975 . Drei Generationen Barceloner litten unter der zentralistischen Bevormundung durch die diktatorische Regierung in Madrid. »Solange es mir von der Staatsmacht nicht offiziell erlaubt war, auch auf dem Papier Katalane zu sein, so lange war ich nicht aus vollstem Herzen Spanier« , erzählte der fragile Künstler. Jetzt aber dürfe er wieder Katalane sein, und jetzt sei er auch wieder stolz wie ein Spanier.
    Bereits sein Vater, ein überzeugter Katalane, leidet unter diesem Konflikt. Er kämpft im Bürgerkrieg 1936 bis 1939 aufseiten der Republikaner gegen die Franco-Truppen und darf deshalb ab 1940 nicht mehr als Französischlehrer unterrichten. Wegen der Repressalien wandern die Eltern nach Argentinien aus, doch schon nach elf Monaten ist das Heimweh nach Barcelona stärker. Vater
Carreras
kann als Verkehrspolizist arbeiten, Mutter
Antonia Coll
richtet sich in der relativ großen Wohnung im Arbeiterviertel
Sants
ihren kleinen Frisiersalon ein. Das ist dann auch die erste Bühne des kleinen Josep. Mit sechs Jahren sieht er den Film »Der große Caruso« mit dem Tenor Mario Lanza. In den nächsten Tagen singt Josep die Melodien nach, nicht alle im Text, aber meist im richtigen Ton. Er singt und singt, die Kunden im Salon sind begeistert, geben dem Jungen Trinkgelder.
    Die Eltern ahnen, dass ihr Sohn eine begabte Stimme hat, und schenken ihm einen Plattenspieler sowie die Caruso-Lanza-Platte und eine weitere mit dem damals weltberühmten Tenor
Giuseppe di Stefano
. Joseps meistgesungene Arie ist die des Herzogs aus »Rigoletto«, »La
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher