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Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)

Titel: Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)
Autoren: Wolfhart Berg
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der römische Touristenpfad durch ein romantisches Gassenlabyrinth über die Carrer Bisbe, Carrer de la Palla, Carrer dels Banys Nous, dann weiter über die Carrer Ampel, Carrer Jaume I und Carrer de la Tapinería bis zur Avinguda de la Catedral.
    In den drei Jahrhunderten nach der Zeitenwende entwickelt sich hier auch das Català, die katalanische Sprache, aus Latein und dem Provenzalisch-Französischen der römisch besetzten Region Roussillon. Um 300 hat Barcino fast 50 000  Einwohner. Die Schutzheilige des heutigen Barcelona, Santa Eulalia, lässt der römische Statthalter zu Tode foltern. Christenverfolgung, der Zerfall des Römischen Reiches und Invasionen germanischer Stämme bringen Flüchtlinge, Hunger und Gewalt in die Hafenstadt. 415 besetzen die Westgoten Barcino, und 476 gibt es keinen einzigen römischen Legionär mehr auf der Iberischen Halbinsel.
    EIN DRAUFGÄNGER IM KETTENHEMD
    Der lokale Landadel, die Handwerkerinnungen und Handelsgesellschaften werden in den nächsten 300  Jahren immer mächtiger. Die westgotischen Herrscher müssen Ständerechte und kommunale Selbstbestimmung an Barcelonas Ratsherren abgeben. Und sie verlieren vollends die Macht im 8 . Jh., als die Mauren beziehungsweise Sarazenen das Land erobern und vom Norden die fränkischen Könige ihr Interesse an den strategisch wichtigen Mittelmeerhäfen Barcino und Tarraco militärisch unterstreichen. Karl der Große und sein Sohn Ludwig der Fromme dehnen ihr Heiliges Römisches Reich über die Pyrenäen aus, vertreiben 801 die Sarazenen aus Barcelona und richten 806 mit den »Comarques« Rosselló, Urgell, Cardanya, Barcelona und Girona bis südlich des Riu Llobregat die Spanische Mark ein.
    Der Kaiser beziehungsweise sein fränkischer Unterkönig setzen hier jeweils die Grafen ein. Es ist ein Zeitalter relativen Friedens und kaufmännischer Blüte. Der Bürgersinn Barcelonas wird gestärkt. Die Frankenkönige fördern die Seefahrt, den Handel, richten kommunale Ständewahlen, Wasserschiedsgerichte und Friedensrichter bei Vermögensstreitigkeiten ein.
    Nach Pippin dem Kurzen, Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen greift nun endlich der glorreiche Gründer Kataloniens ins Machtspiel des 9 . Jh. ein: Guifré el Pilós, Wilfried der Behaarte oder der Haarige. Der Überlieferung nach trägt er eine wilde Mähne und einen Vollbart. Geboren wurde er in der Nähe des südfranzösischen Carcassonne, also im westfränkischen Königreich, sein geschätztes Geburtsjahr ist 852 . Er entstammt einem alten Grafengeschlecht. Einer seiner Brüder wird Geistlicher, er selbst Krieger.
    Er ist ein Draufgänger im Kettenhemd, aber kein Idiot. Kriegslustig, aber nicht selbstmörderisch. Eher diplomatisch und abgabetreu. Er kämpft mit seinen Truppen immer in Absprache mit seinen fränkischen Lehnsherren und den kirchlichen Würdenträgern der großen Bistümer Osona oder Montserrat. Und so knöpft sich der Krieger von der französisch-fränkischen Seite aus eine Grafschaft nach der anderen vor und gewinnt zwischen 870 und 880 nach Urgell und Rosselló auch Cerdanya, Girona und Barcelona. Der karolingische Kaiser
Karl  II
., der Kahle ( 823 – 877 ), ein gebürtiger Hesse, verzeiht ihm sogar, dass er gegen den mächtigsten Mann in Katalonien, den fränkischen Adligen Bernat, reitet und ihn besiegt.
    Vielleicht hat diese Demütigung dem Kaiser sogar gefallen, denn Bernat war vom karolingischen Hof in die Pyrenäen-Region verbannt worden, weil er angeblich ein Techtelmechtel mit der Gattin des Herrschers gehabt haben soll. Jedenfalls erhält Guifré für seinen Sieg vom Kaiser persönlich die Grafentitel von
Girona
und
Besalú
. Diese Grafschaften sowie die Bistümer
Osona
und
Montserrat
eint Guifré zu einem vom Franken-Imperium weitgehend autonomen Reich, das er von Barcelona aus verwaltet.
    GUIFRÉ KÖPFT EIGENHÄNDIG VERRÄTER
    Der »Haarige« ist ein Mann vom Typ »hart aber fair«. Er köpft schon mal eigenhändig Verräter mit dem Schwert, rettet aber auch unschuldige Bauerntöchter vor dem einnehmenden Wesen gewaltbereiter Lehnsherren. Und er gründet voller Gottesfurcht die Klöster
Santa Maria de Ripoli
, wo er später auch beigesetzt wird, und
Sant Joan de les Abadesse
s.
    Unsterblich aber wird der Haarige mit jener Geschichte, die je nach Sichtweise und patriotischem Härtegrad Chronik oder Legende ist: An der Seite von Karl dem Kahlen wird er bei Barcelona in Kämpfe verwickelt und dabei schwer verwundet. Der Kahle sucht seinen Feldherrn im
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