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Der silberne Buddha

Der silberne Buddha

Titel: Der silberne Buddha
Autoren: Wolfgang Ecke
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Der Bote

    Es war dunkel hier in der kleinen Seitenstraße, die erfüllt war von Gerüchen verschiedenster Art. Zumeist handelte es sich um Düfte, die den Entlüftungsschächten von vier Restaurants entströmten. In gedrängter Nachbarschaft, fast Tür an Tür, lagen sie da und harrten eßlustiger Kundschaft.
    Da gab es ein chinesisches, ein indonesisches, ein russisches und ein jugoslawisches Speiselokal. Jedes dieser Restaurants hatte seine Stammgäste, die Stammgäste, die hin und wieder Freunde oder Bekannte mitbrachten. Aber es gab auch andere Besucher dieser kleinen, schmalen Gasse. Sie kamen nicht um zu speisen, sie kamen, um zu spielen. Immer wieder wurde der eine oder andere „zufällige“ Passant vom Dunkel eines Hausgangs verschluckt.
    Drei verbotene Spielclubs hatten sich hier etabliert. Und alle drei verfügten über ein perfekt funktionierendes Sicherheitssystem, das bei dem Portier (oder besser: „Türspion“) begann und bei zwei Notausgängen endete.
    Einer dieser Notausgänge führte in ein Kellerlabyrinth, in dem sich nur Eingeweihte zurechtfanden. Und kaum einer, der einmal, überrascht von einer unerwarteten Polizeirazzia, durch die dunklen, muffigen Gänge gehastet war, ahnte wohl, daß über ihm chinesisch, indonesisch, russisch und jugoslawisch gespeist wurde.
    Als Gordon Drake aus dem Haus trat, war es kurz nach zwei Uhr morgens. Eigentlich hatte er nur bis Mitternacht bleiben wollen, doch ein ungewöhnliches Spielglück hatte ihn zum Bleiben verführt. Nun blähten über dreihundert Pfund und siebzig Dollar seine Brieftasche zu seltener Dicke auf.
    Gordon Drake, Sohn eines inzwischen pensionierten Postinspektors, war 36 Jahre alt, immer wie ein Gentleman gekleidet und in den Polizeiakten als „Wechseltäter“ geführt. Das bedeutete, daß er auf keine bestimmte Gaunerei spezialisiert war. Das bedeutete aber auch, daß es die Polizei mit ihm ziemlich schwer hatte. Wer sich schlecht einordnen läßt, läßt sich auch schlecht einfangen.
    Gordon Drake fischte in allen trüben Gewässern. Trotzdem wußte seine Akte auch „Angenehmes“ auszusagen... So war er bekannt als stets höflicher Mann mit einer Abneigung gegen jegliche Gewalt. Er trug weder eine Waffe, noch war er je in ein Gewaltverbrechen verwickelt gewesen. Er stand bisher insgesamt elfmal unter Anklage, darunter wegen Scheckbetrug, Diebstahl von Wertpapieren, Einbruch, Beihilfe zum Versicherungsschwindel und Schmuggel von Gold. Doch bis jetzt war es der Anklagevertretung nur einmal gelungen, ihn zu verurteilen. Das war, als man ihn nach dem Diebstahl eines Gemäldes aus der Gearlbourgh-Galerie mit gebrochenem Knöchel an eine Laterne gelehnt fand. Ihn und das Gemälde!
    Zwei Jahre hatte ihm dieser mißlungene Coup eingebracht.
    Gordon Drake maß 186 Zentimeter, wog 90 Kilogramm und besaß ungewöhnliche Reflexe. Was ihn besonders auszeichnete, war eine innere Warn- und Alarmanlage, die ihm auch die kleinste Andeutung von Gefahr signalisierte.
    So wußte Gordon Drake in diesem Augenblick, ohne etwas zu hören und zu sehen, daß jemand unmittelbar hinter ihm war. In Bruchteilen von Sekunden spannten sich seine Muskeln, stellte sich sein Körper auf Abwehr ein. Die Straße vor ihm lag wie ausgestorben da.
    Er machte einen Sprung zur Seite und warf sich dabei blitzschnell herum.
    War sein Verfolger von diesem Manöver beeindruckt oder gar erschrocken, so verstand er es meisterhaft, jegliche Regung zu verbergen.
    Er verbeugte sich vor Gordon Drake, und das höfliche Lächeln sah aus, als sei es niemals von seinem breiten Gesicht gewichen.
    Drake entspannte sich, ohne dabei unvorsichtig zu werden. Immerhin steckten über dreihundert Pfund und siebzig Dollar in seiner Tasche.
    „Warum verfolgen Sie mich?“ fragte er den um mindestens zwei Köpfe kleineren Chinesen. Beherrschter Ärger schwang in seiner Stimme mit.
    Wieder verbeugte sich der Mann vor ihm. „Er hat Seemannszeug an!“ durchfuhr es Drake.
    „Ich habe Ihnen eine Nachricht zu überbringen, Mister Drake!“ erwiderte der Chinese ruhig in fast akzentfreiem Englisch.
    Gordon Drakes Gedanken wirbelten durcheinander. Nicht daß ihn der Mann verfolgt hatte irritierte ihn, nein, es war die Tatsache, daß der Asiate seinen Namen kannte. Selbst wenn er unter den Spielern im Club gewesen wäre, hätte er den Namen Drake nicht wissen können, da er dort nur als „Mister Campell“ bekannt war.
    „Woher wissen Sie, wie ich heiße?“
    „Mein Boß sagte zu mir: Mister Drake hat
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