Barcelona. Eine Stadt in Biographien: MERIAN porträts (MERIAN Digitale Medien) (German Edition)
Eigengewächsen
Iniesta
und
Xavi
perfektioniert er das Karussell der Kurzpässe und die Dramaturgie der Ballstaffetten. Trainer Guardiola hält in einem digitalen Trackingsystem jeden Schritt und jeden Pass seiner Mannschaft fest. Auf dem Computerbild, das wie die choreografische Zeichnung eines Ballettmeisters aussieht, analysiert er jede Sekunde eines Spiels. Dann sieht man auch, dass unter all den Barça-Künstlern der kleine Lionel der Größte ist. Die geometrischen Linien und Skalen verraten aber auch, dass er sich einordnet in ein straffes Mannschaftsgefüge. Messi, der Weltbeste, dient seinem Verein. Und verdient dabei jährlich über 30 Millionen Euro. Die Fans gönnen es ihm. Er ist ein Nationalheiliger.
98 772 Sitzplätze gibt es im Camp Nou, aber über 130 000 Barça-Mitglieder. Da wird es eng. Traditionsbewusste Katalanen melden ihre Kinder gleich nach der Geburt als Mitglied an; Tribünenplätze als Kommuniongeschenk sind durchaus üblich; Abonnementinhaber vermachen ihren Sitzplatz beizeiten per notariellem Testament. Schulklassen absolvieren Pflichtbesuche im pokalgespickten Stadion-Museum. Und die Fans zelebrieren jedes Spiel, als ob sie in die Oper gingen. Für Messi & Co zieht man sich sauber und gepflegt an, alkoholische Exzesse sind im Camp Nou verpönt. Es ist ein Vergnügungspark für gehobene Ansprüche.
Wenn Barça gewinnt, ziehen die Fans mit Hupkonzerten durch die Stadt. Unterhalb der Plaça de Catalunya auf der Rambla de Canalets diskutieren sie jeden Pass, jedes Tor. Das tun die Barça-Anhänger hier schon seit 100 Jahren, nach jedem Spiel, bis tief in die Nacht.
In den 60 er-Jahren, als sich nach Spielschluss spontan Gruppen bildeten, die selig Barça-Siege feiern wollten, knüppelte Francos Guardia Civil auf die Fans ein. Mit dem Argument, per Gesetz seien nur Demonstrationen bis zu vier Personen erlaubt. Die Polizei, das war Madrid. Und das hasste Barça.
Aber auch diese Aversionen haben den großen FC Barcelona und seinen kleinen Leo Messi stark und souverän gemacht. So souverän, dass beide keine Neider haben – außer in Madrid.
In Barcelona weiß man, dass Neid nur einen nachhaltig quält: den Neider.
CAMP NOU UND MUSEU FC BARCELONA
Avinguda Aristides Maillol, Hospitalet
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▶ Metro: Collblanc
ESTADI CAMP NOU
Avinguda de Joan XXII , Hospitalet
www.fcbarcelona.com/camp-nou
▶ Metro: Collblanc
ÜBER DIESES BUCH
Wo kann man Mirós Kunst legal mit Füßen treten? In welchem Restaurant genießt Montserrat Caballé am liebsten die katalanische Küche? Welcher Schriftsteller wohnte während des Bürgerkriegs im Hotel Oriente auf den Ramblas? Die Identität einer Stadt entsteht mit den Lebensgeschichten ihrer Bewohner.
Zwanzig ausgewählte Biographien geben einen facettenreichen Einblick in Vergangenheit und Gegenwart, Kultur und Lebensgefühl der Stadt:
Guifré el Pilós
Als erster Graf von Barcelona gründete er Katalonien
Jaume el Conqueridor
Der Eroberer herrschte über den gesamten Mittelmeerraum
Cristóbal Colón
Amerikas Entdecker wurde in Barcelona triumphal gefeiert
Ildefons Cerdà i Sunyer
Der idealistische Städteplaner des Eixample-Viertels
Eusebi Güell
Ein steinreicher Industrieller wurde Gaudís Freund und Mäzen
Antoni Gaudí i Cornet
Als genialer Architekt verwirklichte er seine Träume
Pablo Picasso
Kein Katalane – und doch fing für ihn in Barcelona alles an
Joan Miró
Hart arbeitender Pedant und kreativer Träumer zugleich
Salvador Dalí
Eine Selbstinszenierung zwischen Genie und Wahnsinn
George Orwell
Er kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg gegen Franco
Jaume Ramon Mercader
Der katalanische Revolutionär und sowjetische Agent tötete Leo Trotzki
Antoni Tàpies
Unumstrittener Held der linken Boheme Barcelonas
Gabriel García Márquez
Kam als Star der internationalen Literaturszene nach Barcelona
Montserrat Caballé
Gebürtige Barcelonerin eroberte die Opernhäuser der ganzen Welt
Manuel Vázquez Montalbán
Sein Romanheld Pepe Carvalho ermittelte in Barcelona
José Carreras
Der leidenschaftliche Katalane ist einer der größten Tenöre
Ferran Adrià
Der Mitbegründer der Molekularküche gilt als der beste Koch der Welt
Carlos Ruiz Zafón
Eine Liebeserklärung an Barcelona: »Der Schatten des Windes
«
Cristina de Borbón
Die kastilische Königstochter eroberte die Herzen der Barceloner
Lionel Messi
Im
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