Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Band 5 - Blutlied

Band 5 - Blutlied

Titel: Band 5 - Blutlied
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
Schuld musste dafür gesorgt haben, dass ich versucht hatte, zu vergessen.
    Ich trat einen hilflosen Schritt näher. Ich wol te auf die Knie fal en und ihn an mich ziehen. »Es tut mir leid, Kisten.« Jetzt fing ich richtig an zu weinen. »Ich muss es versucht haben.
    Ich muss.«
    Hinter mir im Flur sagte Ford: »Sie haben.«
    Sowohl Ivy als auch ich drehten uns um. Er sah mitgenommen aus, weil unser beider Trauer in ihm widerhal te. »Es ist in Ihren Gedanken«, sagte er, und ich wäre fast zusammengebrochen. Ich gab auf und sank vor Kisten in die Knie, hemmungslos weinend, während ich mich bemühte, sein Hemd so zurechtzurücken, dass es die zerfetzte Haut bedeckte.
    »Ich erinnere mich nicht«, heulte ich. »Ich erinnere mich an nichts davon. Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
    Fords Stimme war angestrengt. »Ich weiß es nicht. Aber Sie fühlen Schuld und Bedauern. Auch Hass, aber nicht gegen ihn gerichtet. Jemand hat dafür gesorgt, dass sie vergessen.«
    Ich schaute auf und wol te ihm glauben. Al es war irgendwie verschwommen, irreal.
    »Sie haben nicht vergessen, weil Sie nicht damit umgehen konnten«, sagte er mit Schuld in der Stimme, weil er mich für schwach gehalten hatte. »Jemand hat gegen Ihren Wil en dafür gesorgt, dass Sie vergessen. In Ihren Gefühlen kann ich es spüren.«

    Ich blinzelte ein paarmal, um wieder klar sehen zu können.
    Der Schmerz in meiner Brust wol te nicht nachlassen und ich konnte nicht denken. Jemand war außer mir hier gewesen.
    Jemand anderes wusste, was passiert war. Jemand hatte mich dazu gezwungen, zu vergessen? Warum?
    Eine neue Angst ließ mich zu Ivy schauen, die immer noch al ein und unglücklich dastand, während Kisten kalt und tot zwischen uns lag. Sie hatte nicht gewol t, dass Ford mir dabei half, mich zu erinnern. Hatte Sie. . hatte Sie ihn getötet, weil er mich gebissen hatte?
    »Ich erinnere mich nicht«, flüsterte Ivy, als könnte sie meine Gedanken lesen. Sie hatte den Kopf gesenkt und die Arme um sich geschlungen, als müsste sie sich selbst davon abhalten, auseinanderzufal en. »Ich könnte es getan haben.
    Ich erinnere mich nicht.«
    Edden steckte seine Waffe zurück ins Halfter und stel te sich ausbalanciert hin. Ich stand auf, hin und her gerissen zwischen Wut auf ihn und Angst um Ivy.
    »Sie hätte es nicht getan«, sagte ich verängstigt und ging hinüber, um sie zu schütteln. »Du hättest das nicht getan, Ivy.
    Schau mich an! Du hast ihn geliebt!«
    Sie schüttelte den Kopf, und ihre schwarzen Haare verbargen ihr Gesicht.
    »Sie war Piscarys Nachkomme«, sagte Edden. »Sie hätte es getan, wenn er es ihr befohlen hätte.«
    »Sie hat Kisten geliebt!«, rief ich entsetzt und verängstigt.
    »Sie hätte es nicht getan!«
    Edden wählte einen härteren Kurs. »Auf der Straße wird gemunkelt, dass sie ihn töten würde, wenn er Ihr Blut anrührt. Hat er?«
    Schuld schien mein Herz anzuhalten, und ich blickte mich panisch nach einem Ausweg um. Jenks stand geknickt auf der Kommode. Wir waren im selben Raum, in dem ich Kisten in Blutleidenschaft gebissen hatte, von der ich kaum wusste, wie ich sie verstehen sol te. Er hatte mich nicht gebissen, aber das schien jetzt keine Rol e mehr zu spielen.
    Ivy hob auf mein Schweigen hin den Kopf. Ihr schönes Gesicht war in Schmerz verzogen. »Ich habe es viel eicht getan«, flüsterte sie. »Ich erinnere mich nicht. Al es bis zu dem Moment, wo Piscary dich angegriffen hat, ist. . ein irrer Alptraum. Ich glaube, jemand hat mir gesagt, dass du Kisten gekostet hast. Ich kann mich nicht erinnern, ob jemand es mir erzählt hat, oder ob ich es erfunden habe.« Ihre tränennassen Augen suchten meine, umrahmt von schwarzem Haar mit goldenen Strähnen. In ihrem Blick lag eine furchtbare Angst. »Ich könnte es getan haben. Ich könnte, Rachel!«
    Mein Magen lag in Krämpfen, aber der Terror war verschwunden und plötzlich verstand ich. Sie hatte hier nicht herkommen wol en, vol er Angst, dass sie viel eicht herausfand, dass sie ihn getötet hatte. Deswegen hatte sie auch nicht gewol t, dass Ford mir half. Jemand hatte Kisten umgebracht, aber ich wusste bis in die Tiefen meiner Seele, dass es nicht Ivy gewesen war, auch wenn Jahrhunderte von Evolution und Prägung dafür sorgten, dass sie es glauben wol te.

    »Du hast ihn nicht getötet«, sagte ich und legte meine Arme um sie, um es ihr einfacher zu machen, mir zu glauben.
    Ihre Muskeln spannten sich an und sie fing leise an zu zittern.
    »Hast du nicht. Ich weiß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher