Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Band 5 - Blutlied

Band 5 - Blutlied

Titel: Band 5 - Blutlied
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
dass sie real war. Meine Fingerspitzen berührten scharfe, glatte Splitter, und mir wurde leicht schwindelig.
    Das Licht hinter mir wurde abgeschnitten. Ich drehte mich nicht um, als Edden und Ford den Türrahmen ausfül ten.
    »Ich habe das getan«, flüsterte ich und ließ die Hand sinken. Ich erinnerte mich nicht daran, aber mein Körper schon. Mein Fuß pulsierte, und mein Puls raste. Ich starrte den zersplitterten Türrahmen an. Mein Fuß hatte den Türrahmen zerbrochen.
    Mit unkonzentriertem Blick lehnte ich mich gegen den Schrank, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, als Panik mich überkam. Ich erinnerte mich daran, dass ich geweint hatte. Ich erinnerte mich an meine Haare in meinem Mund und den Versuch, zu entkommen. Mein Arm hatte so sehr wehgetan, dass ich die Tür nicht öffnen konnte, also hatte ich sie aufgetreten. Ich schloss die Augen und fühlte al es noch einmal. Bilderfetzen waren al es, was ich noch hatte. Ich hatte die Tür kaputt getreten, und dann war mein Hinterkopf gegen eine Mauer geknal t.
    Ich berührte den betreffenden Teil meines Kopfes, als er anfing zu schmerzen. Es war noch jemand hier gewesen. Und anhand des leisen Hauchs von unbekanntem vampirischem Räucherwerk, der noch in der Luft hing, wusste ich, dass es Kistens Mörder gewesen sein musste. Es war hier passiert, und ich war ein Teil davon gewesen.
    »Ich habe das getan«, sagte ich wieder und drehte mich zu den beiden Männern um. »Ich erinnere mich daran, wie ich das getan habe.«
    Eddens Gesicht war angespannt, und er hielt seine gezogene Pistole Richtung Decke. Ford hinter ihm sah aus wie der professionel e Psychiater, der er war, völ ig fehl am Platz, aber damit beschäftigt, Informationen zu sammeln, zu denen ich seine Meinung definitiv nicht hören wol te.
    Das sanfte Geräusch von Libel enflügeln ließ mich mein tränenüberströmtes Gesicht heben. Ich sah Jenks, dessen Flügel im Licht von den niedrigen Fenstern glitzerten.
    »Rache, du kommst besser hier rein.«
    Oh Gott.
    »Ivy?«, rief ich, und Edden schob sich in den knapp bemessenen Platz.
    »Gehen Sie hinter mich«, sagte er mit grimmiger Miene, aber ich schob mich vor ihm durch den zerbrochenen Türrahmen, weil ich sie unbedingt finden musste. Entweder war Kisten tot und keine Bedrohung, oder er war untot und von der Sonne zerstört, oder sein Mörder war immer noch hier, oder Ivy hatte Kisten gefunden und brauchte mich.
    Das Wohnzimmer war aufgeräumt und leer. Es roch wegen des offenen Fensters nach Sonnenschein und Wasser. Mit rasendem Puls folgte ich Jenks in den Flur, am Bad vorbei und ins hintere Schlafzimmer. Das Rasseln von Ivys aufgewühltem Atem jagte Kälte in meine Adern, und ich zuckte zusammen, als Edden mich packte, um mich in der Tür plötzlich aufzuhalten.
    Ivy stand al ein, mit dem Rücken zum Schrank, die Arme um sich geschlungen und mit gesenktem Kopf. Vor ihr, auf dem Boden zusammengesackt, mit dem Rücken am Bett, war Kisten.
    Ich schloss die Augen, und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Trauer erschütterte meinen Körper, und ich stolperte gegen den Türrahmen. Er war tot. Und es war kein einfacher Tod gewesen.
    Eddens leise Flüche hinter mir drangen in mein Bewusstsein, und ich holte mühsam Luft. »Du Hurensohn«, flüsterte ich ziel os. »Du Hurensohn-Bastard.« Es war viel zu spät.
    Kisten war barfuss und trug ein paar saubere Jeans und ein Shirt, das ich noch nie gesehen hatte. Sein Hals und sein Körper waren zerfleischt worden, und seine Arme und Brust waren verletzt, als hätte er versucht, sich zu verteidigen.
    Silbrige blaue Augen sagten mir, dass er untot gestorben war, aber das Blut, das um seine Beine und Knöchel Pfützen bildete, erklärte, dass er nicht ausgesaugt worden, sondern einfach zweimal getötet worden war. Dunkles Blut verklebte sein einst hel es Haar, und sein Lächeln war verschwunden.
    Ich holte noch einmal tief Luft, in dem Versuch, auf den Beinen zu bleiben. Der Raum fing an, sich um mich zu bewegen.
    »Es tut mir leid, Rachel«, sagte Edden leise, und seine Hand landete in einer tröstenden Geste auf meiner Schulter.
    »Ich weiß, dass er Ihnen eine Menge bedeutet hat. Das war nicht Ihr Fehler.«
    Bei diesen Worten fingen die Tränen an zu fließen, eine nach der anderen. »Kisten?«, presste ich hervor, weil ich nicht glauben wol te, dass er weg war. Ich war hier gewesen. Ich hatte versucht, ihn am Leben zu erhalten. Ich musste es versucht haben. Aber ich hatte es nicht geschafft, und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher