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Band 5 - Blutlied

Band 5 - Blutlied

Titel: Band 5 - Blutlied
Autoren: Kim Harrison
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begreifen, dass mein Unterbewusstsein versuchte, mir etwas zu sagen.
    »Dann versuchen Sie auch nicht, sich zu erinnern«, sagte er, und ich fühlte, wie ein bisschen Spannung meinen Körper verließ. »Denken Sie mal über Ihren Fuß nach. Sie haben sich verletzt, und es ist schwer, so etwas völ ig auszulöschen. Wen haben Sie getreten?«
    Ich atmete langsam aus, schloss die Augen, und mein Fuß schien zu pulsieren. Nicht wen, sondern was, dachte ich plötzlich. Meine Haare waren in meinem Mund gewesen und hatten mir die Sicht geraubt, was dazu geführt hatte, dass ich gegen den Türrahmen getreten hatte statt gegen das Schloss. Die verdammte Tür war so verdammt eng und es war nicht mein Fehler gewesen. Der Boden hatte sich bewegt und mich aus dem Gleichgewicht gebracht.
    Ich fühlte, wie jeder Ausdruck mein Gesicht verließ, und öffnete meine Augen. Ford hatte sich nach vorne gelehnt, weil er wusste, dass ich mich an etwas erinnert hatte, und seine Augen schienen eine Antwort zu verlangen. Das Amulett zwischen uns glühte in einer Mischung aus Purpur, Schwarz und Grau - Angst und Furcht. Ich konnte mich nicht an die Nacht erinnern, aber es gab nur einen Ort, an den Kisten gehen würde, wo die Türen eng waren und der Boden sich bewegte.
    »Kistens Boot«, erklärte ich und stand auf. »Edden, Sie fahren.«
    38
    Wir schossen die asphaltierte Straße entlang und holperten über die Schlaglöcher vom Frost des letzten Jahres. Die Seitenstraßen außerhalb der Hol ows bekamen keine besondere Aufmerksamkeit, weil die Städte wuchsen und das Land verwilderte. Edden hatte Verstärkung angefordert, und schnel war klar geworden, dass Kistens Boot nicht bei Piscarys lag. Aber ein FIB-Beamter auf Patrouil e hatte sich an ein Boot erinnert, auf das die Beschreibung zutraf, das am Dock eines alten Warenhauses flussabwärts gelegen hatte.
    Da fuhren wir hin, mit eingeschalteten Warnlichtern, aber ohne Sirene, quer durch die Außenbezirke der Hol ows und darüber hinaus, bis wir in Ecken waren, wo selbst ich nach Einbruch der Dunkelheit nicht hingehen würde. Nicht dass die Nachbarschaft so schlecht war, sondern vielmehr weil es überhaupt keine Nachbarschaft mehr gab. Nicht nach vierzig Jahren Vernachlässigung. Ganze Viertel waren eingerissen und brachliegen gelassen worden, als die Überlebenden des Wandels in die Städte geflüchtet waren. Cincy war da keine Ausnahme gewesen.
    Bäume streckten ihre Äste über uns, und ich erkannte die Nähe des Flusses an der kurvigen Straße und dem manchmal aufblitzenden Blick auf silbernes Wasser. Ich saß mit Edden vorne, Ivy mit Ford hinten. Dass sie mitgewol t hatte, hatte mich überrascht, bis mir klar geworden war, dass ihre Worte dazu gedient hatten, ihre eigenen Hoffnungen zu zerstören, dass Kisten immer noch am Leben sein könnte. Oder untot.
    Oder irgendwas.
    Jenks war bei ihr und bemühte sich schwer, sie abgelenkt und ruhig zu halten. Es funktionierte nicht, wenn ihre schwarzen Augen und Fords zunehmende Nervosität irgendetwas aussagten. Sie zusammenzustecken, war viel eicht keine so gute Idee gewesen, aber ich hatte auch nicht neben ihm sitzen wol en.
    »Da!«, rief ich und zeigte auf die Silhouette eines aufgegebenen Ziegelhauses, das hinter riesigen, uralten Bäumen hervorlugte. Das musste es sein. Wir hatten die letzte halbe Meile lang nichts anderes gesehen als leere Lofts hinter Bäumen. Ich versuchte, meine Nervosität zu unterdrücken, während ich gleichzeitig mein Gedächtnis durchforschte, ob ich hier schon einmal gewesen war. Nichts wirkte vertraut. Die heiße Morgensonne glitzerte auf den Blättern und dem Fluss, als wir langsamer wurden und auf den überwachsenen Kiesweg abbogen. Mein Herz sprang schmerzhaft in meiner Brust, als ich Kistens Boot sah.
    »Das ist es«, sagte ich und fummelte schon am Türgriff herum, bevor das Auto wirklich angehalten hatte. »Das ist die Solaris.« Jenks verließ Ivy und schwebte in der Luft, als ich meinen Gurt löste.
    »Rachel, warten Sie.« Ich zog eine Grimasse, als Edden den Knopf drückte und das Schloss zuschnappte. Der Crown Victoria hielt an. Ivy versuchte ihre Tür zu öffnen, aber es war ein Polizeiauto und hätte sich nicht von innen öffnen lassen, selbst wenn Edden es nicht verschlossen hätte.
    »Ich meine es ernst«, sagte er, als angespanntes Schweigen das Auto fül te, nur durchbrochen von dem aufgeregten Brummen von Jenks' Flügeln. »Sie werden im Auto bleiben, bis unsere Verstärkung hier ist. Da könnte
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