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Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer

Titel: Die Cromwell Chroniken: Kaltes Feuer
Autoren: Christina Förster
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Prolog
    Die Nacht war eiskalt. Doch das war sie immer. Es war ein Teil von ihr. Jahr um Jahr, Zyklus um Zyklus. Der Mond hatte sein Angesicht gänzlich verborgen. Neumond. Schwarzmond. Auch das war ein Teil dieser Nacht, war es schon immer gewesen. Nebel kroch langsam über den Boden. Die Wärme der Erde wehrte sich gegen die Kälte des Windes. Noch. Doch ihr Widerstand würde weichen und der Zyklus würde von Neuem beginnen. Seit Jahrtausenden war es so und seit Jahrtausenden wurde es gefeiert. Erst wenn das Leben erstirbt, kann es neu geboren werden.
    Sie hatten sich versammelt. Sieben Gestalten in schwarzen Gewändern. Eine Tradition, so alt wie die Menschheit selbst, wurde heute Nacht zelebriert. Durfte wenige Stunden aufleben, um erneut zu vergehen und zu ruhen.
    Man konnte ihren Atem in der Luft sehen. Weiße Wölkchen, die zum Himmel aufstiegen, doch ihr Ziel nie erreichen würden. Der kühle Hauch des Windes trug sie hinweg, zerrte und zerriss sie, bis ihre Formen schwanden.
    Sie hatten einen Kreis gebildet. Linien zogen sich quer über den Boden. Sie bildeten ein magisches sternenförmiges Geflecht und bündelten ihre Stärke. 3 Begabte waren mächtiger als einer, 5 mächtiger als 3, doch 7 war die stärkste Zahl von ihnen.
    Sie hatten wieder einen vollkommenen Zirkel formen können. Doch diesmal war es schwerer gewesen. Der Feind rückte näher. Besondere Vorkehrungen waren getroffen worden, um diesen heiligen Ort zu schützen. Würde es genügen?
    Ein leiser Singsang erklang in der Stille der Nacht. Nacheinander stimmten sie mit ein. Die Kraft der Einzelnen begann sich zu vereinen. Pulsierend folgte sie dem Rhythmus ihrer Meister. Sie schwoll an, beständig wachsend. Machtvoll und doch gefügig, gefährlich und doch gebändigt. Gleichwohl sie sich jederzeit gegen jene, die sie riefen, richten konnte, um sie zu verschlingen, wenn sie nicht auf der Hut blieben.
    Hände wurden zur Seite gestreckt, Füße begannen im Gleichtakt zu stampfen, zu schreiten, zu kreisen. Tanzend, fast schwebend, bewegten sich die verhüllten Leiber um das dunkle Zentrum. Der Kreis löste sich auch während des Reigens niemals auf. Form und Magie waren zwei Seiten einer Medaille. Waren Teil des Ganzen und unverzichtbar.
    Schneller und ausschweifender wurden die Bewegungen. Ekstatisch zuckte die Magie zwischen ihnen. Das wilde Tier schrie nach Freiheit und warf sich kraftvoll gegen den Willen derer, die es gefangen hielten.
    Schneller, immer schneller drehte sich der Kreis. Drehte sich die Zeit. Zur Vollendung hin von dem, was da war und was da ist und was da sein wird.
    Mit einem Ruck kam der Tanz zu seinem abrupten Ende. Jede Gestalt hatte sich vor den eigenen, spitz zulaufenden Linien platziert. Wellen der Kraft brachen die Dämme. Das magisch gewobene Geflecht hielt sie in der festgelegten Form. Rasend schnell entzündeten sich die Linien hin zur Mitte, hin zum Dunkel.
    Laut knisternd entbrannte das magische Licht im Zentrum des Gebildes. Blau waren seine Flammen und kalt war sein Biss. Geisterhafte Schatten glitten über die Gesichter der Anwesenden. Das Dunkel war vergangen. Vollendung hatte der Tanz gefunden, das Ritual war beendet. Züngelnd fauchte es den starren Figuren entgegen. Das kalte Feuer.

Kapitel 1
    Scheißtag! Und eigentlich hat er so gut angefangen , dachte Valerian und musste unweigerlich schief grinsen.
    So gut war natürlich übertrieben. Es war Jahre her, dass er einen guten Tag gehabt hatte. Hatte er überhaupt schon mal einen guten Tag gehabt? Einen wirklich guten?
    Mit einem tiefen Seufzen zog er die Eingangstür des Jugendamtes auf. Sein großer, durchtrainierter Körper ließ ihn im Eilschritt die Treppen erklimmen. Er passierte Gänge, die kein Ende zu nehmen schienen. Schilder mit den Namen der zuständigen Sozialarbeiter pflasterten die Wände neben unzähligen Türen. Seine braunen Augen huschten kurz darüber. Valerian kannte einige von ihnen. Frischgebackene Jugendarbeiter, die voller Elan diesen Beruf ergriffen. Sie waren fast zu beneiden um ihre hohen Ideale. Nicht, dass diese lange anhielten …
    „Anpassung der eigenen Norm an die Wirklichkeit“ nennt man so was dann wohl.
    Er liebte Soziologie und wählte gerne entsprechende Zitate, um seine jeweilige Lebenslage zu beschreiben. Womöglich würde er es einmal studieren.
    Wieder ein schiefes Grinsen.
    Du hast ganz schön viele Wünsche für einen 17-Jährigen ohne Geld, (echte) Familie, Freunde und die Aussicht, lange genug dieselbe Schule zu
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