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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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nicht heilen. Wills Wunden heilten sonst immer, auch wenn sie viel schwerer waren als diese. Es ging ihm immer bald wieder besser.
    Marcus nahm Wills schlaffen Arm und warf ihn sich über die Schulter. Wir umrundeten den vorderen Teil des Hauses und bahnten uns den Weg durch eine Gruppe von Teenagern mit Plastikbechern in den Händen. Kates roter BMW stand in der Auffahrt. Ich öffnete die hintere Tür, und Marcus legte ihn auf die Rückbank. Ich stieg ebenfalls hinten ein, während Marcus sich ans Steuer setzte. Immer noch halb bewusstlos stöhnte Will vor Schmerzen und warf den Kopf hin und her. Ich legte die Hände um sein Gesicht und murmelte beruhigende Worte. Als ich seine Wange küsste, zeigte er keinerlei Reaktion.
    »Will!«, sagte ich mit fester Stimme und hielt seinen Kopf fest. »Will!«
    Er versuchte, das Gesicht wegzudrehen, und knirschte mit den Zähnen.
    »Will!«, rief ich noch einmal, doch er reagierte nicht. »Verdammt noch mal, Will! Du hast mir doch immer gesagt, dass man niemals aufhören soll zu kämpfen. Jetzt lass mich nicht im Stich!«
    »Wir müssen ihn nach Hause bringen«, meldete Marcus sich vom Fahrersitz aus zu Wort. »Rikken hat ihn gebissen, sagst du?«
    »Ja.« Unsere Blicke trafen sich im Rückspiegel.
    »Es muss eine Art Gift sein. So was wie Schlangengift.«
    Ein Gefühl der Kälte überkam mich, und das Blut wich aus meinem Gesicht. »Die Kraft deines Herzens und deiner Hände wird dem Fluch eines Reapers zum Opfer fallen« , hatte Kelaeno gesagt. Die Prophezeiung. Sie wurde Wirklichkeit.
    Marcus zog sein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer ein. »Ava. Such Sabina, und kommt so schnell wie möglich zum Haus. Will ist verwundet. Ich werde euch alles erklären, wenn ihr da seid. Ja, sie ist bei mir. Kommt so schnell wie möglich.«
    Ich schluckte. »Weiß Ava, wie wir ihm helfen können?«
    »Keine Ahnung.«
    »Oder Sabina?«
    »Keine Ahnung.«
    Marcus fuhr schnell – übermenschlich schnell. Als wir in die Auffahrt von Nathaniels Haus schossen, sprang er augenblicklich aus dem Auto und half mir, Will vom Rücksitz zu bugsieren. Er stöhnte, und sein Smoking war nass geschwitzt. Ava und Sabina warteten schon auf der Veranda. Ihre Mienen wirkten hart und entschlossen und zeigten nichts von meiner Furcht und Traurigkeit. Ich sah zu, wie sie Will in die Küche trugen und auf den Esstisch legten. Ich zitterte am ganzen Körper.
    »Was ist passiert?«, fragte Ava und untersuchte Wills Bisswunde.
    »Merodach«, sagte ich mit kläglicher Stimme. »Und Rikken. Sie haben uns aufgelauert. Rikken hat ihn gebissen.«
    »Rikken?«, wiederholte Sabina. »War das der Name des Reapers?«
    Ich nickte, ohne Wills gepeinigten Körper aus den Augen zu lassen.
    »Ich kenne ihn«, sagte sie. »Bislang hat noch niemand einen Biss von Rikken überlebt.«
    Ein Klagelaut entfuhr mir, worauf Marcus sich vor mir aufbaute und Sabina zurechtwies. »Das hilft uns nicht weiter. Was soll das, Sabina?«
    Sie riss erschrocken die Augen auf, als wäre ihr nicht klar gewesen, was sie gerade gesagt hatte. »Ich – es tut mir leid. Es dauert etwa eine Woche, bis Rikkens Gift tötet. So viel Zeit bleibt uns, um den Beschützer zu retten.«
    Eine Woche. Eine Woche blieb Will noch zum Leben. Eine Woche voller grauenhafter Qualen und Schmerzen. Ich begann zu hyperventilieren.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte Marcus und strich mir beruhigend über die Wange. »Ich muss Kates Wagen zurückbringen und meinen eigenen holen, bevor sie Verdacht schöpft und sich fragt, wo ihr geblieben seid. Je weniger sie weiß, desto besser.«
    Ich nickte und biss mir auf die Lippe, um nicht erneut aufzuschluchzen. Marcus fuhr los, und ein Anflug von Verzweiflung schnürte mir die Kehle zu. Mein Gesicht war ganz verschmiert von all den Tränen und dem zerlaufenen Mascara, aber es war mir egal, wie ich aussah. Sabina und Ava gingen wieder zum Tisch und begannen, Will die Jacke auszuziehen. Er erschauerte bei jedem Atemzug und kniff vor Schmerzen die Augen fest zusammen. Ich wusste nicht, ob er bei Bewusstsein war.
    Ava streckte den Arm aus und rief ihr Schwert herbei. Sie beugte sich über Will und hielt die Klingenspitze auf seine Brust.
    Augenblicklich war ich an ihrer Seite und presste ihr mein Schwert an die Halsschlagader. Sie erstarrte und warf mir einen erschrockenen Seitenblick zu. »Was machst du da?«, krächzte ich unter Tränen.
    »Ich muss nachsehen, wie weit es sich ausgebreitet hat«, erwiderte sie mit ruhiger
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