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Auf Den Schwingen Des Boesen

Auf Den Schwingen Des Boesen

Titel: Auf Den Schwingen Des Boesen
Autoren: Courtney Allison Moulton
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eigenes verzweifeltes Wehklagen war, während eine Flut von Tränen über meine Wangen strömte. Ihr salziger Geschmack auf meinen Lippen löste meine Erstarrung und brachte mich zurück in die Realität. Das Blut aus Wills Bisswunde tropfte auf mein Kleid und färbte den zarten Chiffonstoff dunkelrot.
    »Will«, schluchzte ich zitternd. »Will!«
    Sein Kopf schlug von einer Seite zur anderen, sein Mund öffnete und schloss sich wieder, Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Er litt furchtbare Schmerzen. Seine Hände ballten sich immer wieder zu Fäusten. Ich ergriff die Hand des unverletzten Arms, verflocht unsere Finger miteinander, bis er den Druck erwiderte. Er öffnete kurz die Augen, um mich anzusehen. Mit Entsetzen sah ich, dass das Schwarz seiner Iris zu einem stumpfen Grau verblasst war.
    »Was hat dieses Ungeheuer getan?«, schrie ich Merodach an. »Was hast du ihm angetan?«
    Hinter mir ertönte Merodachs Lachen, und seine raue Stimme war so laut und tief, dass sie mich niederdrückte und verwirrte. »Du hättest Kelaenos Warnung beherzigen sollen. Sie ist tot, doch bald wird dein Beschützer ihr Gesellschaft leisten.«
    »Nein!«, schrie ich wieder und wieder.
    »Dich werde ich auch noch holen, Gabriel«, drohte Merodach. »Sobald dein Herz durch den Verlust deines Beschützers gestorben ist, komme ich zurück, um deine Seele zu holen.«
    Will stöhnte. Sein Griff um meine Hand lockerte sich, und seine Finger erschlafften. Ich strich über seine Wangen, über Hals und Brust und starrte ängstlich auf die Wunde an seinem Arm. Sah, wie die zähflüssige klare Flüssigkeit von Rikkens Biss sich mit Wills Blut vermischte.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Will!«, rief ich. »Bitte sag es mir! Ich weiß nicht, wie ich dir helfen kann!« Ich beugte mich über ihn und küsste seine Wangen und seine Stirn, zog seinen Körper fest an mich, während der Schmerz in meinem Herzen mich lähmte.
    Ich spürte, wie er mehr und mehr davonglitt und von Sekunde zu Sekunde schwächer wurde. Das hier durfte einfach nicht wahr sein. Ich konnte ihn nicht verlieren nach allem, was wir zusammen erlebt hatten, nach diesem wundervollen Abend. Merodach trat zur Seite und spreizte die Flügel, bevor er in den Limbus verschwand und mich allein auf dem kalten Boden mit dem sterbenden Will in meinen Armen zurückließ.
    Ich strich ihm das Haar aus der schweißnassen Stirn. Dann kamen die Krämpfe. Ich schrie, aber mein Wehklagen wurde von Kates dröhnender Partymusik übertönt. Flüssigkeit sickerte aus der Bisswunde an Wills Arm und wurde dunkler und dunkler, bis sie tiefschwarz war und sich mit Wills rotem Blut vermischte. Die Wunde konnte nicht heilen.
    »Ellie?«, hörte ich eine besorgte Stimme rufen.
    Als ich mich umdrehte, sah ich, wie Marcus auf uns zulief, die saphirblauen Augen angstvoll auf Wills zuckenden Körper gerichtet. Unkontrolliert zitternd hielt ich Will in den Armen, als Marcus sich neben ihm niederkniete und ihm eine Hand auf die Brust und die andere auf die Stirn legte.
    »Was ist los?«, fragte Marcus mit verängstigter Stimme. Als Reaper war er der Einzige gewesen, der meine Schreie gehört hatte. »Was ist passiert?«
    »Rikken hat ihn gebissen!«, heulte ich. »Und er ist zusammengebrochen. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Ich weiß nicht, wie ich ihm helfen soll!«
    Obwohl Marcus von meinem Gestammel nicht viel verstanden haben konnte, griff er sofort nach Wills Arm und begann, seine Wunde zu untersuchen.
    »Halt seinen Kopf still«, befahl er. Als ich tatenlos sitzen blieb und vor mich hin schluchzte, wiederholte er seinen Befehl energischer. »Ellie! Du musst seinen Kopf still halten. Er krampft. Wenn du willst, dass er überlebt, musst du dich zusammenreißen. Ich bin sofort zurück. Packst du das alleine?«
    Nein. Ich nickte trotzdem und unterdrückte ein Schluchzen. Dann war Marcus verschwunden. Wieder war ich auf mich allein gestellt, und meine Verzweiflung wuchs. Ich durfte Will nicht verlieren. Es durfte nicht sein. In den vergangenen Monaten hatte ich mir immer wieder eingeredet, ihn nicht zu brauchen, aber das war eine Lüge. Ich brauchte seinen Beistand, aber ich konnte nur in meinem Abschlussballkleid neben ihm auf dem Boden sitzen und zusehen, wie er starb.
    Kurze Zeit später kam Marcus zurück und legte die Hand auf meinen Arm. »Komm. Am besten schaffen wir ihn ins Auto.« Er riss den Ärmel seines Smokings ab und wickelte ihn wie einen Druckverband um Wills Arm. Die Wunde wollte
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