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Aschenwelt

Aschenwelt

Titel: Aschenwelt
Autoren: Timon Schlichen Majer
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es eine Ehre für mich ist, dich zu kennen und mit dir arbeiten zu dürfen.«
    Ich nickte ein letztes Mal und sagte: »Tschüss.«
    Eine Nacht musste ich noch bleiben. Meine letzte. Am nächsten Morgen holte mich mein Vater ab. Er drückte mich, was er noch nie zuvor getan hatte. Uschasnik meinte zum Abschied, dass wir uns bald wiedersehen würden, da die Therapie noch nicht zuende sei. Realität und so. Nächste Woche wieder in seiner Praxis in der Stadt. Ich erwiderte nichts darauf.
    Die ganze Fahrt nach Hause über redeten mein Vater und ich kein Wort, und ich war ihm dafür dankbar. Die Welt war laut und hektisch genug, nach all den eingesperrten Wochen in der Klinik.
    Draußen erwachte gerade die Natur zu neuem Leben. Überall spross das Grün und die ersten Blüten bemühten sich, wieder Farbe in die Welt hinauszuschicken. Fast ein halbes Jahr hatte ich in der Klinik verbracht. Länger als es mir im Nachhinein vorkam.
    Ich gebe zu, dass ich mich über den Anblick unserer Villa richtig freute, als mein Vater sein Auto auf die Einfahrt lenkte. Ich hatte nie gedacht, dass ich jemals ein auch nur ähnliches Gefühl in Verbindung mit diesem Haus haben könnte.
    Mein Vater parkte, sprang aus dem Auto und lief an meine Tür, um sie mir zu öffnen, als wäre ich eine wichtige Dame, die zu Gast war. Ich stieg aus und lächelte meinen Vater an. Kaum merklich. Aber es war das erste Lächeln für ihn, das ich nicht spielte, seit langer Zeit. Vater lächelte scheu zurück. Er wusste, wie zerbrechlich alles war. Er ging zum Kofferraum und holte mein Gepäck. Ich stieg derweil die Stufen zur Haustür hinauf. Ich hatte noch zwei vor mir, als sich die Tür öffnete und meine Mutter unter dem Rahmen erschien.
    Sie nahm mich stumm in den Arm und drückte mich. Ich erwiderte ihre Umarmung.
    Sie flüsterte mir ins Ohr. »Willkommen zu Hause.«
    Â»Danke.« Ich merkte, wie mir die Stimme versagte.
    Ich bezog mein Zimmer. Es sah genauso aus wie ich es verlassen hatte. Genauso unordentlich. Meine Mutter hatte meine Sachen nicht angerührt.
    Ich warf mich erst einmal auf mein Bett, schlief bald darauf ein und trieb mich die ganze Nacht in meiner Windradwelt herum.
    Am nächsten Morgen wachte ich frisch und erholt auf. Ich war wie von einem neuen Lebensgeist beseelt. Und als allererstes nahm ich die Umgestaltung meines Zimmers in Angriff. Ich holte Wandfarbe, Pinsel und Rolle aus dem Keller, wo mein Vater stets für alle Eventualitäten gerüstet war, obwohl er handwerklich eher minderbemittelt war. Ich strich meine Wände weiß, bis auf einige Stellen. Alle Bildnisse von Anne ließ ich wie sie waren. Sie sollten ewig an diesen Wänden bleiben. So lange, bis ich eines Tages selbst starb. Doch um sie herum malte ich unsere Windradwelt mitsamt den Fluggeräten. So war Anne wenigstens in gewisser Weise dort und konnte sie sehen.
    Einige Tage später organisierten meine Eltern eine Überraschungsparty für mich. Eine Willkommen-Zuhause-Party. Das war tatsächlich überraschend für mich. Und wäre es nach mir gegangen, hätte es das auch nicht gebraucht. Aber ich wollte mich nicht schon wieder auflehnen. Nicht sofort. Auch meine Eltern hatten ein wenig Ruhe vor mir verdient.
    Das Fest fand in unserem Garten statt. Dort warteten einige Gäste auf mich. Meine Eltern, meine Patentante und ihr Mann und Kevin. Kurz, die wichtigsten Mensh in meinem Leben. Ich hatte damit gerechnet, dass es mehr sein würden, und war nun froh drum, dass dem nicht so war.
    Es gab nur alkoholfreie Getränke, aus Rücksicht auf den armen ExJunkie, und mein Vater stand am Grill und verteilte Fleischstücke und Würste. Auch hier stand ich erst ungläubig daneben. Früher hatte er für solche Anlässe einen Koch engagiert. Er blickte mich an und ich lächelte ihm zu, was ihn dazu anspornte, noch freudiger mit der Zange auf dem Grill herumzufuchteln.
    Und dann war es soweit. Ich konnte endlich das nachholen, was ich schon längst hätte tun sollen. Kevin stand mit einem Mal vor mir, lächelte mir unsicher entgegen und verbeugte sich vor mir.
    Â»Was soll denn das?«, fragte ich.
    Er lief rot an. Ȁhm, ich wollte ausdrücken, dass ich ganz voller Hochachtung für dich bin. Du bist die Größte … für mich.« Er tänzelte dabei von einem Bein auf das andere.
    Dann tat ich etwas, was ich mir bis zu
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