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Der goldene Buddha

Der goldene Buddha

Titel: Der goldene Buddha
Autoren: Clive Cussler , Craig Dirgo
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EINLEITUNG
    31. März 1959
    Die Blumen rund um den Sommerpalast Norbulingka standen kurz vor der Blüte. Die parkähnliche Anlage war wunderschön.
    Sie war von hohen steinernen Wällen umgeben, und im Zentrum der Bäume und üppigen Gärten erhob sich eine kleinere gelbe Mauer, die nur der Dalai-Lama, seine Berater und einige auserwählte Mönche passieren durften. Hier lagen mehrere stille Weiher, das Heim des Dalai-Lama und ein Tempel für Gebete.
    Es war eine Insel der Ruhe und Ordnung inmitten eines Landes in Aufruhr.
    Nicht weit entfernt thronte auf einer Hügelflanke der imposante stufenförmige Winterpalast Potala, dessen wuchtige jahrhundertealte Bauten mehr als tausend Räume enthielten und viele hundert Mönche beherbergten. Die riesige Anlage war klar gegliedert: Von den mittleren Ebenen des siebengeschossigen Palastes führte eine steinerne Treppe in gleichmäßigem Zickzack hinab zu einer Mauer aus gewaltigen Steinblöcken, die am Fuß des Monumentalbaus nahezu fünfundzwanzig Meter in die Höhe ragte.
    Unterhalb erstreckte sich eine flache Ebene, auf der mehrere zehntausend Tibeter ausharrten. Eine fast ebenso große Gruppe hatte sich am Norbulingka versammelt. Die Menschen waren gekommen, um ihren geistlichen Führer zu beschützen. Anders als die verhassten chinesischen Besatzer trugen die Bauern keine Gewehre, sondern Messer und Bögen. Anstelle von Artillerie verfügten sie lediglich über Tapferkeit und die Kraft ihrer Muskeln.
    Sie waren hoffnungslos unterlegen, aber zum Schutz ihres Oberhaupts mit Freuden bereit, das eigene Leben zu opfern.
    Schon ein einziges Wort des Dalai-Lama würde genügen.
    Im Tempel jenseits der gelben Mauer betete der Dalai-Lama zu Mahakala, seinem persönlichen Beschützer. Die Chinesen hatten ihm in ihrem Hauptquartier eine sichere Zuflucht angeboten, aber er wusste, dass ein anderer Beweggrund dahinter steckte.
    Falls er Schutz suchen musste, dann nicht
bei
, sondern
vor
den Chinesen. Soeben erst hatte der Dalai-Lama einen Brief von Ngabo Ngawang Jigme erhalten, dem Gouverneur von Chamdo.
    Nach einem Gespräch mit General Tan, dem chinesischen Oberbefehlshaber der Region, war Jigme davon überzeugt, dass man die Menschenansammlungen schon bald unter Einsatz von Geschützfeuer auflösen würde.
    Falls es dazu kam, drohten schreckliche Verluste.
    Der Dalai-Lama erhob sich, ging zu einem Tisch und läutete eine Glocke. Gleich darauf öffnete sich die Tür, und der Anführer der Kusun Depon, der persönlichen Leibwache des Dalai-Lama, trat ein. Im Vorraum warteten mehrere Sing-Gha-Krieger, Mönchspolizisten von einschüchternder Gestalt. Jeder der Männer war fast zwei Meter groß, trug einen Furcht erregenden Schnurrbart und war in ein schwarzes wattiertes Gewand gekleidet, das ihn noch massiger und unbezwingbarer wirken ließ.
    Einige Dogkhyi, wilde tibetische Mastiffs, setzten sich wachsam auf.
    »Verständige bitte das Orakel«, sagte der Dalai-Lama leise.
    Langston Overholt III. überwachte die sich verschlimmernde Lage von seinem Haus in Lhasa aus.
    Er stand neben dem Funker, während der Mann die Frequenz einstellte.
    »Situation kritisch. Ende.«
    Der Funker justierte die Einstellung, um die Störgeräusche zu verringern.
    »Der Hahn will offenbar das Hühnerhaus betreten. Ende.«
    Der Funker behielt die Skalen genau im Blick.
    »Benötigen sofortige Unterstützung. Ende.«
    Und wieder gab es eine leichte Verzögerung, während der Funker eine Änderung vornahm.
    »Ich empfehle Adler und Kamele. Ende und aus.«
    Der Mann wartete ab, das Funkgerät rauschte, und die grünen Anzeigen kehrten zu ihrem wellenförmigen Bewegungsmuster zurück. Die Botschaft war nun hinaus in den Äther gesandt; der Rest lag nicht mehr bei ihnen. Overholt wollte Flugzeuge – und zwar unverzüglich.
    Dorje Drakden, das Orakel, war in tiefe Trance versunken.
    Durch ein kleines Fenster der hohen Tempelwand fielen die Strahlen der untergehenden Sonne herein und schufen einen hellen Pfad, der an einem Räucherfass endete. Die Weihrauchschwaden schienen auf dem Licht zu tanzen, und ein seltsam zimtartiger Geruch hing in der Luft. Der Dalai-Lama saß mit übergeschlagenen Beinen auf einem Kissen an der Wand. Ein Stück vor ihm kniete vornübergebeugt Drakden und hatte die Stirn auf den Holzboden gepresst. Plötzlich meldete das Orakel sich mit tiefer Stimme zu Wort.
    »Ihr müsst aufbrechen! Noch heute Abend.«
    Dann – noch immer in Trance und mit weiterhin geschlossenen Augen – stand
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