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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition)
Autoren: Patricia Briggs
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murmelte Kisrah, dessen Haltung sich sogleich lockerte. »So was hab ich ja noch nie gesehen.«
    »Grüne Magie«, erwiderte Wolf matt. »Mir macht sie auch Angst, aber ich denke, es funktioniert.«
    »Ihr ›denkt‹?«
    Wolfs vernarbter Mund verzog sich zu so etwas wie einem Lächeln. »Hätte ich lieber ›ich hoffe‹ sagen sollen?«
    Nachdem Wolf in Sachen Magie wieder die Zügel in der Hand hatte, entspannte sich Kisrah. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und hinterließ auf seinem Kopf ein zerzaustes Durcheinander. Tatsächlich, dachte Aralorn mit einer aus der Erschöpfung resultierenden gewissen Heiterkeit, entsprach der Erzmagier ohnehin nicht mehr ganz seinem üblichen Erscheinungsbild: Die quittegelben Schlafhosen offenbarten blasse Haut über muskulösen Schwertkämpferwaden, dazu war er barfuß.
    »Und jetzt?«, fragte er.
    »Tja«, meinte Wolf. »Zu diesem Zeitpunkt kann der Zauber nicht mehr aufgehalten werden, weil er uns bereits einen Vorgeschmack auf das geliefert hat, was noch bevorsteht. Könnt ihr seinen Hunger spüren? Also müssen wir ihn abschließen.« Er wandte sich zu Aralorn um, die schon den Kopf schüttelte, aber zu schwach war für lautstarken Protest. »Ich liebe dich, mein Herz. Wenn du mich auch liebst, wirst du es mich zu Ende bringen lassen. Jemand muss heute Nacht sterben – ich werde es nicht zulassen, dass mein Vater erneut tötet, und nichts dagegen unternehmen.«
    Er hielt ihrem Blick stand, bis ihr die Tränen über die Wange rollten.
    »Ridane sagte, dass jemand sterben müsse«, sagte sie. »Und das hier hat sie gemeint, nicht? Das Wesen des Zaubers, der auf Vater liegt, ist dergestalt, dass entweder er oder eine andere Person sterben muss. Dafür habe ich dich nicht zurück ins Leben geholt, Wolf.«
    Wärme trat in seinen Blick, und er berührte ihr Gesicht. »Wenn du mich nicht zurückgebracht hättest, Geliebte, dann hätte Ridanes Band dich mit mir genommen. Ich hätte es durchtrennen sollen, bevor ich den Zauber wirkte – ich hab zu lange damit gewartet. Ich wollte dich nicht verlieren.«
    Er ließ die Hand sinken, ließ sie fröstelnd und verlassen zurück. »Dies wurde deinem Vater angetan allein wegen mir . Soll er daher für meine Sünden sterben?«
    »Nicht für deine Sünden«, widersprach sie. »Für die Sünden deines Vaters.«
    »Nein«, meldete sich Nevyn von der Tür zu Wort. »Für meine Sünden.«
    Die schwarze Barriere vor dem Eingang war verschwunden, entfernt von Nevyn oder vielleicht auch von ihrem Onkel, der gleich hinter ihm stand. Nevyns Gesicht war angespannt und kalkweiß.
    »Ich habe es zugelassen, dass man mich benutzte«, sagte er. »Habe es Geoffrey gestattet, meine Gedanken zu verdrehen, bis ich zu dem wurde, von dem mein Vater dachte, dass ich es bin.«
    Er trat einen Schritt vor, bis er direkt vor Wolf stand, und sah ihm ins Gesicht. »Ich dachte immer, du wärst derjenige, der verdorben war und den es zu vernichten galt. Stattdessen muss ich feststellen, dass du bereit bist, dich für einen Mann zu opfern, den du kaum kennst. Das Böse hat mich korrumpiert und dich geläutert.«
    Er wandte sich zu Aralorn um und fiel vor ihr auf Knie.
    »Schwester«, sagte er so leise, dass niemand im Raum außer ihr ihn würde hören können. »Märchenerzählerin, ich bitte dich, erfinde eine gute Geschichte für Freya, wenn sie wieder erwacht, auf dass sie den Vater ehren wird, dessen Kind sie unter dem Herzen trägt. Um meines Blutes willen.«
    Die Erschöpfung machte es Aralorn schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Zu sehr war sie darüber hinaus damit beschäftigt, Wolf am Leben zu erhalten.
    Erst als Nevyn auf die Füße kam und zu Wolf sagte: »Nimm dies«, da verstand sie.
    »Nevyn, warte !«, rief sie, doch es war schon zu spät.
    Nevyn griff nach seiner Magie und stand im nächsten Moment in Flammen. Das Feuer war so heiß, dass sein Fleisch ihm von den Knochen schmolz wie Wachs.
    »Wolf?«, sagte Aralorn mit einer Stimme, die sie kaum wiedererkannte, so schwer lasteten Kummer und Verzweiflung auf ihr. Und eine unsagbare Furcht. Angesichts Wolfs Widerwillen gegen schwarze Magie bestand nämlich die nicht unwahrscheinliche Möglichkeit, dass er Nevyns Opfer nicht annahm.
    Aber es war Kisrah, der sagte: »Lasst ihn nicht umsonst sterben, Wolf.«
    Wolf zögerte, hin und her gerissen zwischen der schrecklichen Vorstellung, noch einen Menschen opfern zu müssen, um seine Magie zu nähren, und dem Wunsch eines Mannes, der für seine
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