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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition)
Autoren: Patricia Briggs
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längeren Schlaf verschaffte. Wäre er noch in wachem Zustand gewesen, hätte sie dies nicht vermocht.
    Hätte ihm einfach eins überziehen sollen , dachte sie, als sie ihre Unterlippe dort mit der Zunge berührte, wo sein Hinterkopf dagegengeprallt war. Und wenn er dabei draufgegangen wäre, auch gut.
    »Aralorn?«
    Nevyns Körper versperrte ihr die Sicht auf die Tür, aber sie erkannte den Sprecher als Kisrah.
    »Vermutlich liegt sie irgendwo unter ihm, aber sie ist ja so klein, dass wir wohl ’ne Weile brauchen werden, um sie zu finden«, meinte Gerem mit leicht bebender Stimme.
    »Sehr witzig!«, entfuhr es ihr. »Mache dich nie über jemanden lustig, der genug gegen dich in der Hand hat, um dich damit zu erpressen.«
    »Sei niemals mürrisch zu jemandem, der dir helfen könnte, wenn du unter schweren Körpern begraben bist«, gab ihr Bruder zurück. Er klang nun etwas gefasster, nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass Nevyn noch lebte. »Was hast du mit Nevyn angestellt, und warum ist Freya von dem Getöse nicht wach geworden?«
    »Schlafzauber. Aber nicht von mir … ich meine, den bei Freya. Für den bei Nevyn bin ich sehr wohl verantwortlich.« Ihre Stimme wurde ein wenig weinerlicher. »Und wärt ihr jetzt so freundlich, Nevyn von mir herunterzuwuchten, bevor wir uns weiter unterhalten? Außerdem muss ich Wolf finden. Er soll meinem Onkel eine Nachricht überbringen und ihn herholen, bevor Nevyn wieder aufwacht. Davon abgesehen wäre es schön, wieder richtig atmen zu können.«
    »Aralorn?«, fragte da eine dritte Stimme. »Hast du mich gesucht?«
    Kisrah und Gerem zogen den armen Nevyn zur Seite.
    »Hätte ich mir ja denken können, dass du nicht weit bist, wenn’s hier interessant zu werden scheint, Onkel.« Aralorn setzte sich vorsichtig auf. Ihr Kopf tat weh, ihr Rücken tat weh, und ihre Schulter schmerzte, als ob sie von einem Jauler geschlagen worden und diverse Male gegen den Türrahmen geknallt wäre.
    »Eigentlich«, so sagte er, »hab ich dich gesucht. Ich hab mit einigen unserer Ältesten gesprochen, und die sagen, es ist schier unmöglich, dass ein toter Traumwandler Dinge bewerkstelligen könnte, wie du sie Geoffrey ae’Magi unterstellst. Ich war in deinem Zimmer, aber als ich dich dort nicht antraf, kam ich hierher.«
    »Es war nicht Geoffrey, es war Nevyn«, sagte Aralorn.
    »Nevyn?«, fragte Gerem fast feindselig. »Nevyn würde Vater niemals etwas antun.«
    »Wer seid Ihr?«, fragte Kisrah.
    »Kisrah, darf ich Euch meinen Onkel Halven vorstellen – seines Zeichens Gestaltwandler. Er ist hier, um uns zu helfen. Onkel Halven, das ist Kisrah, der derzeit amtierende ae’Magi.« Nachdem das erledigt war, fuhr Aralorn ohne Luft zu holen fort: »Nevyn hat ein Problem.« Sie hielt einen Moment inne. Es musste eine Möglichkeit geben, das Folgende so zu erklären, dass man sie nicht für eine Verrückte hielt. Ihr Schlafzauber würde nicht ewig dauern. Sie musste die Anwesenden überzeugt haben, bevor Nevyn wieder erwachte.
    »Nevyn ist krank«, sagte Kisrah. Er kniete neben Aralorn nieder und tätschelte dem schlafenden Mann die Schulter. »Hätte ich gewusst, dass er eine Gefahr für andere darstellen würde, hätte ich ihn nie hierhergeschickt. Als wir ihn von Santik übernahmen, war er halb übergeschnappt. Ich hoffte, er würde unter meiner Obhut wieder zur Ruhe kommen, aber sein Geist war schon zu zerstört. Ich dachte, die Feste wäre der ideale Ort für ihn, und er schien mir hier auch wirklich glücklich zu sein.«
    »Ein Teil von ihm ist es wirklich«, sagte Aralorn. »Doch der andere Teil ist es nicht.«
    »Ja, er leidet an einer ungewöhnlichen Spaltung des Geistes«, stellte ihr Onkel fest.
    »Ich glaube, der Teil von ihm, der traumwandelt, hat sich fast vollständig von ihm gelöst«, sagte Aralorn. »Er sprach von sich, als rede er über eine gänzlich andere Person.«
    »Ich hörte, die Grünmagier sind ausgezeichnete Heiler«, meinte Kisrah zögernd. »Könnt Ihr nicht irgendetwas für ihn tun?«
    Der Erzmagier hatte den richtigen Ton getroffen; Halven schien der zum Ausdruck gebrachte Respekt in der Stimme des Erzmagiers sichtlich zu gefallen. »Nachdem ich die Verletzung nun sehen kann, mag ich durchaus etwas bewirken.« Graziös verbeugte er sich vor Aralorn. »Ich denke, du hast recht. Es ist der traumwandelnde Teil von ihm, der sich von seinem Geist abgespalten hat. Was zerbrochen ist, kann man wieder zusammenfügen – sofern man die Ursache für den Bruch aus der
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