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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition)
Autoren: Patricia Briggs
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treffen haben.
    Halven wartete, bis sich die Tür hinter dem Erzmagier geschlossen hatte, bevor er sich wieder seinem Patienten zuwandte. Die eingetretene Ruhe war hilfreich, wenngleich nicht nötig. Nachdem er herausgefunden hatte, was getan werden musste, war es nicht mehr schwierig: Der Geist war nicht dazu geschaffen, gespalten zu werden. Er brauchte nur die nötige Magie bereitzustellen, um das Zusammenfügen zu unterstützen.
    Es dauerte nicht lange, bis das geschafft war, wozu Magie in diesem Fall imstande war. Allein die Zeit würde den Riss komplett verschließen können. Nachdem er fertig war, vollführte er eine abschließende Handbewegung, und Nevyn schlug die Augen auf.
    »Willkommen zurück, mein Herr«, sagte Halven nicht unfreundlich. »Mir scheint, wir haben eine Menge zu bereden.«
    Nevyn setzte sich auf und barg das Gesicht in beiden Händen. »Ich war es«, sagte er. »Ich war es die ganze Zeit.«
    Fest hielt Aralorn Wolfs Handgelenk umklammert, um die Wunde zu versiegeln, obwohl sie fürchtete, dass es dafür schon zu spät war. Mit ihrer anderen freien Hand berührte sie die Halsschlagader. Einen schrecklichen Moment lang dachte sie, er habe keinen Puls mehr, doch dann spürte sie ein schwaches Pochen unter ihren Fingerspitzen.
    Allein die Magie hatte ihn zum Schluss noch bei Bewusstsein gehalten, begriff sie. Doch als sie ihn unterbrochen hatte, hatte er die Kontrolle über die Mächte verloren, die ihn stützten, und er war ohnmächtig geworden.
    Eigentlich hätten sie beide tot sein müssen. Sie hatte gegen die eherne Magieregel verstoßen und Wolf beim Zauberwirken unterbrochen. Das hätte dieses Eckchen von Lammfeste in einen Hexenkessel verwandeln müssen, so wie seinerzeit den Turm in der Burg des ae’Magi.
    Doch es war nicht passiert.
    Sie war so müde. Wäre sie ein Menschenmagier gewesen, hätte sie Wolf nur noch beim Sterben zuschauen können. Aber in diesem Raum war so viel Macht, dass deren Wärme sie irgendwie stärkte.
    Die meiste Macht jedoch wohnte dem Zauber inne, der für seine Wirkung einer einzigen fehlenden Komponente harrte: Wolfs Tod. Aralorn konnte spüren, wie die Magie gebändigt und in eine von Wolf geprägte Form gezwungen worden war, doch es war Menschenmagie, und die konnte sie nicht berühren. Aber um den Zauber herum, wie eine Kerzenflamme im Wind, flackerte noch eine andere Kraft – ein Gitter aus grüner Magie, das den Zauber im Zaum hielt: Wolfs innewohnende Magie, die sie, Aralorn, noch immer beschützte.
    In dem Moment bewegte sich der Vorhang des Alkovens, und getrieben vom letzten Rest ihrer instinktiven Wachsamkeit schaute sie auf. Es war Gerem, der durch den Zauber aus Dunkelheit und Stille, der den Raum abschirmte, eintrat. Und in diesem kurzen Augenblick der Unachtsamkeit, in dem sie sich von ihrer inneren Mitte entfernte, wurde das von Ridane geknüpfte Band bis zum Zerreißen gespannt.
    Aralorn schrie vor Schmerz laut auf, verkrallte ihre Finger in Wolfs Schulter und das verwundete Handgelenk.
    »Verlass mich nicht, du Bastard«, zischte sie und kanalisierte in ihrer Verzweiflung die Kraft seiner grünen Magie in den Fluss ihrer eigenen.
    Auch wenn sie darauf bedacht war, genügend Energie übrig zu lassen, um Wolfs Zauber aufrechtzuerhalten, wurde sie von seiner Macht schier überschwemmt, füllten sich ihre Adern mit eisigem Feuer, raubte ihr seine Magie fast den Atem. Sie wusste nicht, woher der Schmerz, den sie empfand, genau stammte – ob von der übermächtigen Magie, die ihrem Ruf gefolgt war, oder vom Band der Todesgöttin, das nach wie vor bis zum Äußersten gestrafft war und stetig dünner wurde.
    Vor allem jedoch hatte sie keine Ahnung, was sie da eigentlich tat.
    Sie beugte sich hinab, presste ihre Stirn gegen sein schrecklich kaltes Fleisch. Sie nährte ihn mit Magie, aber sie floss durch ihn hindurch und wieder in ihren Körper zurück, ohne die geringste Wirkung zu entfalten. Es war seine Magie, die er herbeigerufen hatte, um sie zu retten, nicht sich selbst.
    »Nicht jetzt«, knurrte sie aus tiefster Kehle, »ich bin nicht bereit, dich wegen deiner eigenen Sturheit zu verlieren.«
    Sie nahm die Magie und modifizierte sie so, dass sie sich mit ihr verbinden konnte, stieß sie zurück in seinen Körper wie eine Nadel und leitete ihre Lebenskraft in ihn hinein.
    »Wolf«, murmelte sie und berührte seine stummen Lippen, »stirb mir jetzt nicht weg.«
    Sie spürte, dass sein Puls stabiler geworden war unter der Kraft, die sie ihm
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