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ARALORN - Der Verrat (German Edition)

ARALORN - Der Verrat (German Edition)

Titel: ARALORN - Der Verrat (German Edition)
Autoren: Patricia Briggs
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Überzeugung sein Leben gegeben hatte.
    »Bitte«, flüsterte Aralorn; Tränen rannen ihr über das Gesicht.
    Er ließ das Messer fallen, hob die Arme und absorbierte die Macht, die Nevyns Tod freigesetzt hatte. Er wartete, dass sich die Abscheulichkeit am Grund seiner Seele absetzte, doch die Todesmagie harrte stumm und reglos in seinem Griff. Fast schien es, als besäße Nevyns gnädiges Opfer die Fähigkeit, das verderbte Werk wieder reinzuwaschen, das Wolf gezwungen worden war zu vollbringen.
    Doch die Verzögerung währte nur kurz, und unter Wolfs Willen löste sich allmählich der Griff um den Bannzauber, während er die Kontrolle über einen Teil nach dem anderen übernahm, nur um dafür einen anderen freizugeben. Kein noch so großes Opfer vermochte das der schwarzen Kunst innewohnende Böse einfach so fortzuwaschen, und Wolf erbebte unter der Macht der Verderbnis, selbst als er für die Vollendung seines Zaubers Todesmagie wirkte.
    Der Bannzauber pulsierte wie verrückt, bevor er sich noch einmal auf die reglose Gestalt des Löwen konzentrierte, und dann, wie auf Falkenschwingen entflogen, war er fort, ließ nur mehr den Gestank des Bösen in der Kammer zurück.
    Wolf fiel auf die Knie.
    Aralorn eilte auf den kleinen Haufen Knochen zu, über den sich Kisrah und Gerem bereits beugten.
    »Was ist hier los? Wer ist der Mann?«
    Aralorns Kopf ruckte herum. Im Eingang stand Irrenna; sie trug nur ihre Nachtrobe. Der Blick der Frau wanderte durch den Raum, ruhte einige Sekunden auf ihrem Ehemann, bevor er an Aralorns tränenüberströmtem Gesicht hängenblieb.
    »Bei den Ställen liegt ein toter Jauler«, sagte Irrenna. »Wir versuchten gerade herauszufinden, wie er wohl dorthin gelangt ist, als wir schreckliche Geräusche vernahmen. Es war, als ob die Feste jeden Moment auseinanderfallen würde.«
    »Oh, Mutter …«, krächzte Aralorn. In diesem Moment kamen Correy und Falhart in den Raum; offenbar ebenfalls angelockt von dem Krach. »Irrenna«, begann sie von neuem. »Nevyn hat Vater errettet, aber er ist dabei gestorben.«
    »Der Löwe erwacht«, verkündete Kisrah.
    Gerem rannte auf die Bahre seines Vaters zu. Kisrah verweilte noch ein wenig bei dem Verstorbenen. Er murmelte etwas, das Aralorn nicht verstand, und beschwor eine weiße Rose herbei, die er auf Nevyns Überreste legte. Dann verließ auch er den Toten für die Lebenden.
    Irrenna erstarrte für einen Moment, bevor sie, Falhart und Correy an die Seite des Löwen eilten.
    Teils aus Erschöpfung, teils, weil sie es wollte, blieb Aralorn neben Nevyns Gebeinen sitzen. Sacht strich sie über den blanken Schädel, als ob eine etwas festere Berührung ihm wehgetan hätte. »Ruhe in Frieden, Nevyn.«
    Da berührte eine feuchtkalte Nase ihre Hand. Sie drehte sich zu Wolf um, der wieder seine Tiergestalt angenommen hatte.
    Seine goldenen Augen waren vor Kummer getrübt. Aralorn zog ihn fest an sich und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter. »Ich weiß«, sagte sie nur. »Ich weiß.«

EPILOG
    Weit im Osten rührte sich der Träumer. Alles war vergebens – die ganzen Beeinflussungen, die ganze Arbeit und sein eigenes Wirken hatten ihn am Ende verraten.
    Er hatte gewusst, dass dieser Traumwandler nicht verlässlich war, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass er sich für den Tod entscheiden würde, damit der Löwe leben konnte. Mit dieser Maßnahme hatte er die Verbindung zur nährenden Magie für den Träumer gekappt. Cains Tod dagegen wäre nicht sinnlos gewesen, da der Sohn des Erzmagiers schon einmal vom Träumer benutzt worden war; nicht einmal die Reinheit von Cains selbstlosem Opfer hätte den Träumer von dieser Quelle abschneiden können.
    Er würde nun schlafen, aber für nicht sehr lange. Und auch nicht sehr tief. Er würde kein weiteres Jahrtausend auf einen korrupten Erzmagier warten müssen. Als Geoffrey ae’Magi starb, hatte er gewusst, dass die Meisterzauber von nun an nicht mehr benutzt werden würden.
    Der Träumer rührte sich und begab sich dann unter die Last der uralten Bindungen. Er würde warten.
    Aralorn untersuchte den heilenden Schnitt an Schimmers Flanke. Die Wunde sah aus, als ob sie schon eine Woche alt war anstatt nur drei Tage. Sie würde mit dem Stallmeister sprechen, um zu erfahren, was für eine Wundersalbe er verwendete.
    Nicht, dass sie dergleichen für ihre Schulter brauchte. Halven hatte sich um die Verletzungen gekümmert, die der Jauler ihr beigebracht hatte. Es schmerzte nur noch ein wenig, wenn sie den Arm
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