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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß
Autoren: Rebecca LaRoche
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»Geh«, peitschte die Stimme auf ihn nieder. »Und mach deine Sache gut.« Die Gestalt duckte sich. Sekundenlang nur fiel das Mondlicht auf das Gesicht des Monsters.
    Ein abscheuliches, furchterregendes Gesicht war es, teilweise von der schwarzen Kapuze verborgen. Eitrig und rot war das Lid über dem linken Auge. Das rechte bestand aus einem gläsernen, mit Leuchtfarbe bemalten Augapfel. Dort, wo die Nase sein sollte, war eine große kraterartige Höhle.
    Das Ungeheuer blieb stehen und sah sich um. Die Reiterin stand auf dem Hügel und blickte ihm nach. In der Ferne pfiff der heranrasende Zug.
    Der Unheimliche schlug die langen Arme um seinen Körper und stieg weiter hinab ins Tal. Seine Gestalt im schwar­zen Cape verschmolz mit der Dunkelheit.
    Je tiefer er kam, um so mehr Bodenne­belschwaden krochen über das niedrige Heidegras.
    Die Kirchturmuhr im Dorf schlug Mit­ternacht.
    Abseits des kleines Ortes lag der Bahn­hof. Er war nur spärlich beleuchtet. Soeben hielt stampfend der Nachtzug in der Station. Nur eine Person stieg aus.
    Es war eine junge dunkelhaarige Frau im sportlichen Jackenkleid. Sie trug einen kleinen Koffer bei sich. Nachdem sie ausgestiegen war, setzte sich der Zug sofort wieder in Bewegung.
    Bernice de Roy sah sich um. Wie einsam es hier auf dem kleinen Bahnhof war! Sie fröstelte. Was hatte in dem Brief gestanden? Zwei Minuten nach Mitternacht werden Sie in La Chenille eintreffen. Wenden Sie sich sofort nach rechts. Gehen Sie auf den Wald zu. Dicht dahinter liegt das Chateau du Faux. Ich werde Sie dort erwarten.
    Nach rechts sollte sie sich also wen­den.
    Bernice de Roy warf den Kopf zurück und ging weiter. In der Ferne sah sie die verschwommene Silhouette des Waldes. Und dahinter sollte die Burg liegen.
    Was soll hier schon passieren? dachte Bernice. Sie summte ein Lied. Bei Tag war er hier bestimmt sehr reizvoll. Die Provence sollte noch viele guterhaltene Bauten aus der Römerzeit…
    Wie eine riesige Fledermaus flog etwas auf sie zu. Ein schwarzes Cape flatterte wie riesige Schwingen im Wind. Zwei dürre Hände mit langen Krallen packten Bernice de Roy. Eine Klinge blitzte auf.
    Bernice rang verzweifelt mit dem Un­bekannten. Der Druck auf ihre Kehle wurde härter.
    Plötzlich ließ er nach. Bernices Mund war bereits zum Schrei geöffnet, da spürte sie den heißen, brennenden Schmerz an ihrem Hals.
    Nur für den Bruchteil einer Sekunde kam der Mond hinter einer Wolke hervor.
    Bernices Schrei erstickte. Der letzte Rest Leben wich aus ihrem Körper. Sie sank in die Knie. Das Monster riß sie hoch. Die letzte Wahrnehmung, die Ber­nice machte, war die teuflische Fratze mit dem glühenden Glasauge. Bernice de Roy sank nieder in ihre Blutlache.
    Sie wurde gepackt und ins Gras gelegt. Ein langer Schal verdeckte nun die klaffende Wunde am Hals. Der Unheim­liche wankte zum Weg zurück und schaufelte mit den langen Krallenhän­den die Blutlache zu. Als genug braune Erde darüber lag, stampfte er den Boden fest, griff nach dem Koffer, kehrte zu der Leiche zurück und nahm sie mühelos auf die Schulter.
    Ich hab’s gut gemacht! dachte der Häßliche. Behende, als würde er das Gewicht des schlaffen Frauenkörpers nicht spüren, stieg er bergan.
    ***
    Eliza Webster trug einen weißen Kittel und darüber noch eine Gummischürze. Sie war für unbedingte Hygiene bei der Arbeit.
    Aufmerksam betrachtete sie das leblo­se Antlitz der Frau.
    In der Ecke kauerte der Häßliche. Er zitterte. Nur sein zahnloser Mund war zu sehen. Den anderen Teil des Gesichtes hatte er mit der Kapuze verdeckt.
    »Die Tote ist wertlos für mich«, sagte Eliza scharf. »Habe ich dir nicht oft genug gesagt, Gautier, du sollst ihr den Dolch ins Herz stoßen?« Ärgerlich ließ sie den schlaffen Arm der Leiche herab­fallen. »Sie hat zuviel Blut verloren. Und diese Wunde am Hals… Nein, Gautier, ich habe dir den Halsschnitt verboten.«
    Gautier, der Häßliche, duckte sich unter der peitschenden Frauenstimme.
    Eliza Webster machte ein paar Schrit­te auf ihn zu. Sie zwang den Häßlichen, sie anzusehen. Die Kraft, die von ihr ausging, machte ihn zu ihrem willenlo­sen Werkzeug.
    »Schaff sie weg!« befahl die Webster und schnippte mit der Hand, die einen Gummihandschuh trug. »Das Gesicht ist zusammengefallen wie ein Ballon, aus dem man die Luft läßt. Wirf sie in die Spinnengrube.«
    Gautier stand träge auf. Er trat zur Bahre, packte die Leiche von Bernice de Roy und legte sie sich über die Schulter. Eilig verließ er
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