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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß
Autoren: Rebecca LaRoche
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Madame.«
    Die Webster drehte sich um.
    Sie stieß dabei mit einem jungen, salopp gekleideten Mann zusammen. Er gehörte zu dem Typ Mann, bei dem sie früher weiche Knie bekommen hatte. Aber das war lange her.
    Er strahlte sie an. Seine hellen blauen Augen schienen ihr bis auf den Grund ihres Herzens zu dringen.
    Der junge Fremde verbeugte sich vor ihr. »Madame! Was für ein Glanz in diesem farblosen Dorf! Nie würde man erwarten, einer Dame wie Ihnen hier zu begegnen.«
    Eliza Webster hob die Brauen. »Wer sind Sie?«
    »Adrien Colombier, Madame. Ich ver­bringe meinen Urlaub in La Chenille.«
    »Ach! Kann man hier einen Urlaub verbringen?«
    Adrien lachte. »Hier ist es wenigstens ruhig. Und ich streife gern in der Gegend umher.«
    »Fallen Sie nicht in den Sumpf.« Lei­ser Spott lag in Elizas Stimme. Sie wandte sich zum Gehen.
    »Madame!« Adrien blieb neben ihr. »Darf ich Sie wiedersehen?«
    Eliza starrte ihn an. Und ihr Gesicht wirkte irgendwie maskenhaft.
    »Machen Sie Platz. Ich möchte zu meinem Wagen«, sagte sie kühl.
    Bestürzt trat Adrien zur Seite.
    Er sah Eliza Webster nach, wie sie auf den alten Citroen zusteuerte. Adriens Augen verengten sich.
    Ihr Wagen stob davon. Langsam betrat Adrien den Marktplatz. Und zufällig fiel sein Blick auf die Stelle, wo der Citroen gestanden hatte.
    Einige rotbraune frische Tropfen glit­zerten auf dem Kopfsteinpflaster. Ad­rien hockte sich nieder und fuhr mit dem Zeigefinger darüber.
    Blut? überlegte er.
    Er richtete sich auf, als der Wirt des La Marche, Monsieur Tannot, näher kam.
    »Monsieur, kann man hier jagen?« rief Adrien.
    Jean Tannot blieb stehen. »Jagen? Hier?« Er schüttelte den Kopf. »Viel­leicht ein Sumpfhuhn. Oder eine Krähe. Nein, wenn Sie zur Jagd hergekommen sind, müssen Sie weiter nach Westen. Jenseits der Rhone ist ein gutes Jagdge­biet.«
    Adrien bedankte sich. Tief in Gedan­ken versunken, schlenderte er weiter.
    Warum wohnte eine so elegante schöne Frau in der Einsamkeit eines alten Chateaus? Warum tropfte Blut aus ihrem Kofferraum?
    Und warum ließ sie nie einen Fremden über die Schwelle der Burg treten?
    ***
    »Zwei Bestellungen«, sagte die Web­ster. Sie betrachtete die mitgesandten Fotografien. »Einen Mann von zweiund­sechzig und dieses Mädchen hier.« Sie warf die Fotos Lewis Rattigan hin. »Ich gehe an die Arbeit.«
    Sie schlüpfte in den weißen Kittel und streifte die Gummihandschuhe über. Dann betrat sie das Labor, das eine halbe Treppe höher in einem Burgverlies lag.
    Sie verzog das Gesicht, als sie die dicke Spinne bemerkte, die über Giselle Piniers Leiche kroch.
    Eliza Webster zündete eine Petroleum­flamme an, griff nach einer Pinzette und packte die Spinne an einem der haarigen Beine. Mit glitzernden Augen betrachte­te sie das verzweifelt strampelnde Tier, dann hielt sie es über die Flamme. Der Körper der Spinne wurde rund und schwarz. Er rührte sich nicht mehr.
    Die Webster öffnete die Pinzette. Das, was von der Spinne noch übrig war, fiel zu Boden. Sie trat darauf und wandte sich dann der Leiche zu.
    Zuerst zog sie kaum sichtbaren Draht in die Augen ein, damit sie nicht mehr zufielen. Der Schminkkasten trat in Ak­tion. Die verlebten Falten wurden über­deckt. Die Webster betrachtete das Foto von Gwendolyn Miller, das auf dem Tisch lag, und ging daran, dem starren Gesicht des Freudenmädchens aus Montelimar die Züge der Gwendolyn Miller zu geben.
    Zwei Stunden arbeitete die Webster mit gelassenen, geübten Bewegungen.
    »Rattigan!« schrie sie schließlich.
    Schlurfend kam Lewis Rattigan näher. »Ja, Darling?«
    »Schau sie dir an!« Sie deutete auf die Bahre.
    Rattigan kam näher. Er pfiff. »Alle Achtung, Darling.«
    »Wie Gwendolyns Zwillingsschwester, he?« Eliza Webster lächelte geschmei­chelt. »Mr. Miller wird zufrieden sein. Und Mrs. Miller wird bittere Tränen vergießen, weil ihre süße Gwen aufer­standen ist.« Sie bog den Kopf zurück und lachte.
    Rattigan sah sie mit vor Angst gewei­teten Augen an.
    »Hol die Kleidung. Wir machen sie gleich fertig«, befahl die Webster end­lich, als ihr Lachen jäh abgebrochen war.
    Wenige Minuten später entkleideten sie die tote Giselle. Verächtlich zog die Webster ihr die schwarzen Netzstrümpfe aus, riß ihr die Spitzendessous herunter.
    Eliza Webster injizierte vier große Ampullen in Arme und Beine der Toten, um die Leichenstarre aufzuheben.
    Erst jetzt ließ die Tote sich die Klei­dung der Fabrikantentochter Gwendo­lyn Miller
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