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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß
Autoren: Rebecca LaRoche
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überstreifen.
    Rattigan half eifrig, die Tote zu beklei­den.
    »Deine Hände zittern, Rattigan. Nack­te tote Mädchen machen dich verrückt, ja?«
    »Nein, Darling. Bestimmt nicht, Dar­ling.«
    »Pah!«
    Die Webster trat zurück. Sie war zufrieden mit ihrem Werk. Nun zog sie neue Injektionen auf. Sie sollten bewir­ken, daß die Glieder der Leiche wie zu Stein wurden. Doch erst hoben sie Gisel­le Piniers Körper von der Bahre.
    »Halt sie fest, Rattigan!« befahl die Webster. »Gautier?«
    Der Häßliche schlurfte herein. »Ja?«
    »Den Sockel, schnell…«
    Gemeinsam hoben sie die Leiche auf den Sockel. Die Männer hielten sie fest, während die Webster die Injektionsna­deln in den schlaffen Körper der Leiche stach.
    Das war die schwierigste Aufgabe für die beiden Männer: den toten Körper so lange zu halten, bis die Injektionen gewirkt hatten.
    Endlich war es soweit.
    Giselle Piniers Leiche stand anmutig auf dem Sockel wie das verwöhnte Fa­brikantentöchterlein Gwendolyn Miller.
    Erschöpft wichen die Männer zurück bis zur Wand.
    Schweigen herrschte im Raum.
    Giselle Piniers sterbliche Überreste wirkten auf gespenstische Weise leben­dig.
    »Den Lack!« lautete der nächste Be­fehl der Webster.
    Sie spürte das Kribbeln in ihren Fin­gerspitzen; wie immer, wenn sie eine Arbeit vollendet hatte. Sie war zufrieden mit sich.
    Auf der ganzen Welt, dachte sie, bin ich die einzige, die mit solcher Arbeit Geld verdient.
    Es war Eliza Websters dreiundzwan­zigste Auftragsarbeit. Sie war ebenso gut gelungen wie die zweiundzwanzig vori­gen. Viele Kriminalabteilungen Europas suchten fieberhaft nach den Leichen.
    Gautier schleppte die elektrische Spritzpistole mit zwei Ersatzkanistern heran.
    Eliza trat zurück und sprühte den farblosen Lack auf die ganze Figur der Toten. Eine mattglänzende Lackschicht legte sich auf Gesicht, Arme, Hände, Leib und Beine. Auch auf die Kleidung, die Schuhe, die Strümpfe. Der Lack gab dem starren Körper noch größere Festig­keit.
    »Wunderbar«, krächzte Rattigan. »Mr. Miller wird zufrieden sein.«
    Natürlich wird er das, dachte die Webster. Und er wird prompt den Preis von tausend Pfund Sterling auf mein Schweizer Bankkonto überweisen.
    ***
    Der alte Gaston Galaire war Häusler am Ortsrand von La Chenille. Man hatte ihn gern im Ort. Er war gutartig, hilfsbe­reit und immer fröhlicher Laune. Und wenn er seine Fidel im Arm hielt und alte provenzialische Weisen spielte, fand er immer geduldige Zuhörer.
    Auch Adrien Colombier machte die Bekanntschaft des alten Galaire.
    Er bekam eine Menge lustiger Ge­schichten von ihm zu hören, während er in der armseligen Hütte am Kamin saß und billigen Landwein mit ihm trank.
    Er verabschiedete sich so gegen neun Uhr abends von dem alten Gaston und schlenderte langsam auf den Marktplatz von La Chenille zu.
    Es war das letztemal, daß er den alten Gaston lebend gesehen hatte.
    Gegen elf Uhr abends, als der fahle Mond wie eine Sichel am Himmel schien, klopfte es an die Tür des Häuslers.
    Gemütlich schlürfte der Alte zur Tür und öffnete sie.
    Doch da war niemand.
    Der zahnlose Robby, der Hund des Alten, schlug an. Er krächzte heiser. Und er zog ungeduldig an der Kette der Hundehütte.
    »Na, Robby, mein Guter«, brabbelte der alte Gaston und trat ins Freie. »Was hast du?«
    Der Himmel riß auf. Das bleiche, kalte Mondlicht tauchte die Landschaft und das was kam, in unheimliches, gespensti­sches Licht.
    Eine stählerne Schlinge legte sich um Gastons Hals.
    Der Kopf des Alten fuhr hoch.
    Er sah in ein Gesicht, das kein Gesicht war. Eine vernarbte Fläche zwischen Augen und Mund breitete sich darauf aus. Nie zuvor hatte der alte Gaston so etwas gesehen.
    Noch immer glaubte er an einen Scherz der Dorfjugend.
    »Nehmt das Ding von meinem Hals, he…«, protestierte er keuchend.
    Seine Hände fuhren zur Kehle.
    Die Schlinge zog sich zu. »Nicht zu fest, wir dürfen den Hals nicht beschädi­gen«, murmelte Rattigan.
    »Non, non…«, stammelte der Alte.
    Die Klinge, geführt von dem Häßli­chen, fuhr in seine Brust. Der Alte taumelte zurück. Er brach in die Knie.
    Und Robby, der an die Hütte gekettete Hund, jaulte und rollte sich angstvoll zusammen.
    »Warum…? Pourquoi…?« stammel­te der Alte. Es waren seine letzten Worte.
    Er erhielt keine Antwort auf seine Frage. Ein Käuzchen schrie in der Fin­sternis.
    Die beiden Männer packten den Alten und trugen ihn zum Wagen. Er war eine leichte Last, nur Haut und
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