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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß
Autoren: Rebecca LaRoche
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das Labor.
    Das kalte schöne Gesicht der Frau verzerrte sich.
    »Rattigan!« schrie sie.
    Eine zweite Tür öffnete sich, und Lewis Rattigan trat ein. Er war ein schmächtiger Mann mit Stirnglatze und zuckendem, nervösem Gesicht.
    »Ja, Darling?«
    »Ja, Darling!« höhnte die Frau. »Gau­tier hat versagt. Er hat der Frau die Kehle durchgeschnitten, obwohl ich es verboten hatte. Wann haben wir Liefer­termin?«
    »Genau in zwei Wochen, Eliza.«
    »Zwei Wochen…! Wo sollen wir jetzt eine neue Gwendolyn Miller herneh­men?«
    »Ich weiß nicht«, stammelte Rattigan. Er senkte unterwürfig den Blick.
    »Du weißt nie etwas!« Eliza Webster griff nach der Peitsche auf dem Tisch. Sie ließ die lederne Peitschenschnur in der Luft wirbeln. »Du bist dümmer als Stroh.«
    Rattigan versuchte, sich mit beiden Händen zu schützen. Erbarmungslos pfiffen die wütenden Hiebe auf ihn nieder.
    »Laß dir was einfallen. Ich brauche eine neue Frauenleiche, Rattigan. Späte­stens übermorgen abend.«
    »Ja, ja…«
    Die Webster legte die Peitsche zurück und ging zur Tür. »Und jetzt muß ich Gautier bestrafen.«
    Die Tür fiel hinter ihr ins Schloß.
    Langsam sanken Lewis Rattigans Hände nieder.
    Als er Eliza kennenlernte, hatte er sie für ein hübsches harmloses Mädchen gehalten. Er war schnell unter ihren Einfluß geraten.
    Er hatte sie von Anfang an bewundert. Sie war Maskenbildnerin bei Holy Deadness in Los Angeles gewesen, einem exklusiven Beerdigungsinstitut. Sie war so tüchtig, daß sie den Leichen sogar ein Lächeln auf schminken konnte.
    Und dann hatte Lewis Rattigan das Chateau du Faux von einer Großtante geerbt. Es lag im Norden der Provence in Frankreich mitten im Gebirge.
    Erst da hatte sich die Webster mit Rattigan verlobt. Rattigan war im sieb­ten Himmel gewesen.
    Er ahnte nicht, daß sie nur in die Verlobung einwilligte, weil es in ihre Pläne paßte.
    »Ich brauche Reichtum um mich! Und du wirst mir dabei helfen, Rattigan.« Er hatte ihr geholfen, denn sie hatte ihm versprochen, ihn zu heiraten, wenn sie ihr Ziel erreicht hätte. Es war ihr ganz recht, daß die Leute im Dorf sie schon jetzt für Rattigans Frau hielten. Ganz gut, daß niemand ihren richtigen Namen kannte.
    Gleich als die erste Anzeige in einer großen Wochenendzeitung von Paris er­schienen war, hatte es acht Bestellungen gegeben.
    Acht Käufer wünschten einen lieben Verstorbenen in Lebensgröße als Wachs­figur in ihr Wohnzimmer zu stellen.
    Die Anzeige lautete:
    Neuheit! Sensation!
    Wer trauert nicht um einen lieben Hinterbliebenen? Um eine Gattin, eine Tochter, ein Elternpaar? Um den lieben Gemahl oder seinen Bräutigam?
    Ich liefere Ihnen eine lebensechte Nachbildung in Lebensgröße, erstklassi­ges Wachs, wirkt wie lebend. Senden Sie mir mit Ihrer Bestellung eine komplette Kleidung des teuren Hinterbliebenen, ein Foto und die Größenmaße vor dem Hinscheiden. Innerhalb sechs Wochen erhalten Sie gegen Nachnahme eine le­bensechte Nachbildung Ihres lieben Hin­terbliebenen, der von da an immer in Ihrer Nähe weilen wird.
    Lewis Rattigan fuhr zusammen, als er die Schreie des Häßlichen durch die Mauern der Burg gellen hörte.
    Er schloß die Augen und stellte sich die Szene drüben im Spiegelkabinett vor.
    Eliza Webster stand an der Tür des Kabinetts. Der Häßliche wimmerte.
    »Zum nächsten Spiegel!« befahl sie. »Schau dich an, Gautier. Willst du, daß ich deine Frau hole und ihr zeige, wie du aussiehst? Willst du es?«
    »Nein, nein…«, wimmerte Gautier.
    »Mach dein eitriges Auge auf. Geh zum nächsten Spiegel. Schau dich an. Ohne Nase. Ohne Zähne. Nur mit einem Auge. Häßlich wie die Nacht, zum Fürchten.«
    »Ja…«, heulte Gautier.
    »Weiter, weiter – es warten noch vier Spiegel auf dich. Deine Frau würde das Grauen vor dir bekommen. Sie würde fortlaufen, wenn sie dich sähe.«
    Der Häßliche wankte von Spiegel zu Spiegel. Es schien fast so, als würde er zusammensinken, doch er schleppte sich weiter.
    »Genug.« Eliza Webster wandte sich zum Gehen. »Rattigan wird dir morgen sagen, welche Frau als nächste sterben wird. Und wie wirst du sie töten? Sag es mir, Gautier.«
    »Ich steche ihr den Dolch ins Herz.«
    Die Webster sandte Gautier noch ei­nen schnellen Blick zu, dann ging sie.
    Gautier krümmte sich zusammen.
    Er schlug die Hände vors Gesicht. Die Spiegel rings um ihn her warfen seine Häßlichkeit vielfach zurück. Nach einer Weile schreckte er hoch. Er blies die flackernden Kerzen aus und warf sich
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