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002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

002 - Der Unheimliche vom Todesschloß

Titel: 002 - Der Unheimliche vom Todesschloß
Autoren: Rebecca LaRoche
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Maske waren, die ihr wirkliches Ich meisterhaft verbarg.
    Als sie in die mosaikgetäfelte Halle der Burg trat, sah sie dort Gautier auf den Knien herumrutschen und die Steine schrubben.
    »Schneller, schneller«, feuerte sie ihn an. »Ich bin unzufrieden mit dir, du Scheusal. Und wenn es mir paßt, werde ich deiner Frau reinen Wein einschen­ken.«
    »Nein«, wimmerte der Häßliche.
    Wenn der wüßte, dachte die Webster! Sie pfiff nach den beiden Bluthunden. Sie hechelten näher und sprangen an ihr hoch. Eliza Webster hatte die Hunde scharf abgerichtet. Sie gehorchten ihr allein. Und schon eine Handbewegung der Webster genügte, um sie in Aktion zu bringen.
    »Gautier, wenn du hier fertig bist, gehst du sofort in die Küche«, befahl sie. »Ich will jetzt nicht gestört werden. Ich muß Frank Josters Gesicht studieren.«
    »Ja.«
    Frank Joster, erinnerte sich Gautier, war ein zweiundsechzigjähriger Schran­kenwärter, der vor einem Jahr von einem Eilzug überfahren worden war. Seine durch eine Erbschaft zu Reichtum ge­langte Witwe hatte nur einen Wunsch: ihren Seligen in Lebensgröße bei sich im Wohnzimmer stehen zu haben.
    Der alte Mann aus dem Dorf, dachte Gautier, wird sich für den Schranken­wärter bestimmt gut eignen. Stupide scheuerte er die Fliesen in der Burghalle. Wie eine große Kröte hockte er auf den Steinen, furchterregend mit dem grausi­gem Gesicht und der ungelenken Gestalt.
    ***
    »Ich bringe dich um, wenn du mich betrügst«, warnte Ronald La Roche.
    Madeleine Riquette lachte girrend. Sie saß auf dem Schoß ihres Liebhabers und beugte weit den Kopf zurück.
    Sie war noch immer auf der Höhe ihres Ruhms, und selbst als Fündunddreißigjährige konnte sie die Beine auf der Bühne noch immer am höchsten werfen.
    Sie triumphierte spielend über ihre jün­geren Kolleginnen.
    Ronald La Roche war ein Fernsehge­waltiger mit großem Vermögen. In sei­nem Sender erhielt Madeleine immer die beste Sendezeit.
    »Laß uns heiraten.«
    »Ich bin verheiratet!« Madeleine lach­te. »Du weißt doch, daß Maurice noch immer mein Mann ist.«
    »Du kannst dich von ihm in Abwesen­heit scheiden lassen.«
    »Nein.«
    Ronald betrachtete sie. Sie war die fleischgewordene Sünde. Er liebte sie mit jeder Faser seines Herzens. Er wurde nicht müde, sie zu betrachten.
    Aber einmal, das spürte er, würde der Tag kommen, an dem sie ihn wegen eines Jüngeren verließ.
    Deshalb hatte er ihr Wachskonterfei bei dieser Schweizer Adresse bestellt.
    Er würde sie immer um sich haben – auch wenn sie nicht da war. Auch wenn man ihn für töricht hielt: Er würde diese lebensgroße Wachsfigur anbeten wie ei­ne Heilige. Hoffentlich gelang es den Herstellern, den Zauber von Madeleines Schönheit richtig wiederzugeben.
    »Weißt du, daß ich mir ein Bild von dir bestellt habe?«
    Sie schmiegte sich an ihn. »Wirklich? In Öl?«
    »In Wachs. Eine Figur, die aussehen wird wie du. Eine meisterhaft hergestell­te Wachsfigur.«
    »Oh, etwa bei Marie Tussaud? Komme ich in ihr berühmtes Wachsfigurenkabi­nett?«
    »Nein, ma bella Madeleine! Es ist eine andere Firma. Und diese Figur wird nicht ausgestellt, sondern bei mir in der Wohnung stehen. Dort drüben am Fen­ster. Hast du dein dunkelblaues Abend­kleid noch nicht vermißt?«
    »Non, Cheri.«
    »Ich habe es an die Firma geschickt. Die Figur wird das Kleid tragen. So wirst du immer um mich sein, auch wenn du nicht da bist.«
    Die grauen Augen der Frau verdunkel­ten sich.
    Sie stieß ihn von sich. »Du bist ja verrückt. Das ist der Beginn von Wahn­sinn!« sagte sie. »Ich muß jetzt gehen.«
    Nach wenigen Minuten verließ sie ihn.
    Wehmütig sah er sie mit ihrem Wagen wegfahren. Es fing schon an. Sie begann sich bereits von ihm zu lösen. Aber bald hatte er ja ihr Ebenbild aus Wachs. Dann wird mir die Trennung von ihr nicht so schwerfallen, dachte er.
    ***
    Jacinthe begleitete Adrien über den Marktplatz bis zur Einmündung des Weges, der zum Chateau hinaufführte.
    »Bitte, bleiben Sie zurück, Monsieur«, stammelte sie. »Ich flehe Sie an. Es wird Ihnen etwas passieren.«
    Er zog Jacinthe an sich und küßte sie. »Das war nur ein kleiner Vorschuß«, lächelte er. »Wenn ich zurückkehre, hole ich mir mehr.«
    Sie klammerte sich an ihn. »Es ist so dunkel.«
    »Das haben Nächte nun einmal so an sich.«
    »Und es ist unheimlich. Hören Sie nicht, wie es wispert?«
    »Angsthase! Das sind die Grillen.«
    »Jetzt im Oktober gibt es keine Grillen mehr.«
    »Dann sind es die
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