ARALORN - Der Verrat (German Edition)

mehr, wenn einer von euch meinem Koch verraten könnte, wie man diese kleinen Kuchen macht, die du auf der Krönungsfeier rumgereicht hast. Ich weiß, dass du damals die Köchin gespielt hast, also muss diese grimmig aussehende Wache wohl Cain gewesen sein.«
    Aralorn stand mit offenstehendem Mund da, trat dann zwei Schritte zurück und legte den Kopf in den Nacken, damit sie ihm direkt ins Gesicht schauen konnte. »Wie hast das rausgekriegt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, ehrlich gesagt. Aber ich hab schon immer gewusst, wer du bist, egal, in welcher Gestalt du auch erschienen bist.«
    »Du hast ihm also nicht gesagt, dass wir verheiratet sind?«, sagte Wolf mit einer Gleichgültigkeit, die er nicht empfand, als er neben Schimmer herlief. Hatte sie sich womöglich seiner geschämt?
    Sie schüttelte den Kopf. »Es hätte ihn geschmerzt, dass er nicht an der Zeremonie hat teilnehmen können. Wir können das später in angemessener Weise nachholen. Später, wenn etwas Gras über die Sache mit Nevyn gewachsen ist, was meinst du? Aber du hast seine Zustimmung, wenn es dir hilft.«
    Das verblüffte ihn. Wie konnte der Löwe seine Tochter dem geschmähten Sohn des ae’Magi zur Frau geben? »Aber er kennt mich doch gar nicht.«
    »Er hat dich schon einmal getroffen«, sagte sie. »Und er weiß, was du hier getan hast – und warum. Das hat ihm offenbar gereicht. Ach ja, und er will unbedingt wissen, wie du diese kleinen Kuchen gemacht hast, die es damals zu Myrs Krönung gab.«
    Wolf hielt an, und Schimmer kam neben ihm zum Stehen. Mit für sie ungewohnter Geduld wartete Aralorn auf seine Antwort.
    Er wusste nicht, was er sagen sollte. Dann: »Du hast mich geheiratet, damit ich nicht den Tod suchte, aus Angst, damit auch deinen herbeizuführen«, sagte er schließlich.
    Sie hatte dieses mysteriöse Lächeln, das für gewöhnlich bedeutete, dass sie mehr wusste, als sie sagte, aber sie erwiderte nur: »Ja.«
    Er hatte keine Ahnung, warum ihn das so sehr umtrieb, und wenn er es schon sich selbst nicht erklären konnte, wie dann ihr?
    Endlich hatte sie ein Einsehen. »Wolf«, begann sie. »Verheiratet zu sein ist wundervoll. Verheiratet zu sein ist herrlich. Aber ich hab dich auch davor schon geliebt, und du warst auch zuvor bereits der Meine. Es gab nur dich für mich – und mich für dich. So war es vor der Heirat.« Das Lächeln schwand; sie wirkte plötzlich blass und ernsthaft. »Und so war es schon, als ich dich vor Jahren in dieser Grubenfalle fand – ich wusste es vom ersten Moment an, in dem ich dich sah. Aber ich wusste ja mein ganzes Leben schon, was Liebe ist. Du hingegen, der du nichts hattest, mit dem du es vergleichen konntest, hast erheblich länger gebraucht, um zu begreifen, was zwischen uns ist. Und selbst, wenn du es nicht verstanden oder erkannt hattest, war es doch immer Liebe.«
    Schimmer schnaubte leise und verlagerte sein Gewicht, aber Aralorn wandte ihre Aufmerksamkeit nicht von Wolf ab, während der ihre Worte in sich aufnahm und sein Herz mit ihnen wärmte.
    »Ja«, sagte er und setzte sich in Richtung der Herberge in Bewegung, wo sie die Nacht verbringen wollten. »Ja, genauso ist es.«
    Sie ritt neben ihm, und er brauchte nicht einmal den Kopf zu wenden, um zu wissen, dass sie da war.

 
    Patricia Briggs ist New-York-Times -Bestsellerautorin und vor allem für ihre Werwolf-Romane bekannt. Auch im High-Fantasy-Genre hat sie sehr erfolgreiche Romane verfasst. Sie lebt zurzeit in Washington.