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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Lilian Jackson Braun
DIE KATZE, DIE BRAHMS SPIELTE
ROMAN
Ins Deutsche übertragen
     
von Christine Pavesicz
     
    BASTEI LÜBBE TASCHENBUCH Band 13 408
    l. Auflage: Oktober 1992 2./3. Auflage: 1993 4. Auflage April 1996 5. Auflage Mai 2001
Vollständige Taschenbuchausgabe
Bastei Lübbe Taschenbücher ist ein Imprint der Verlagsgruppe Lübbe
    Originaltitel: The Cat who played Brahms © 1987 by Lilian Jackson Braun All rights reserved
© der deutschsprachigen Ausgabe 1992 by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach
Titelfoto: Peter Haubold
Umschlaggestaltung: Klaus Blumenberg Satz: KCS GmbH, Buchholz/Hamburg Druck und Verarbeitung:
Brodard & Taupin, La Fleche, Frankreich Printed in France
ISBN 3-404-13408-7
Sie finden uns im Internet unter http: //www.luebbe.de
     
Der Preis dieses Bandes versteh sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
     
    Es war für Jim Qwilleran einer der entsetzlichsten Augenblicke in seiner langjährigen Laufbahn als Journalist. Als Kriegsberichterstatter war er vor vielen Jahren in feindlichen Bombenhagel geraten; als Polizeireporter hatte er auf der Abschußliste der Mafia gestanden. Jetzt arbeitete er als Restaurantkritiker für den Daily Fluxion , eine Zeitung im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten, und er war nicht auf den Schock vorbereitet, der ihn im Presseklub erwartete.
    Der Tag hatte recht gut angefangen. Er hatte in seiner Pension ein gutes Frühstück gegessen: ein Stück Honigmelone, ein Omelett fines herbes mit sautierter Hühnerleber, Hefebrötchen mit Käse und drei Tassen Kaffee. Nun wollte er mit seinem alten Freund Arch Riker im Presseklub, ihrem Lieblingslokal, zu Mittag essen.
    Um zwölf Uhr lief Qwilleran über die Stufen der rußigschwarzen Kalksteinfestung hinauf, die einst das Bezirksgefängnis gewesen war, jetzt aber für das leibliche Wohl aller jener sorgte, die im Dienste der Presse tätig waren. Als er zu dem altehrwürdigen, mit Nägeln beschlagenen Portal kam, merkte er gleich, daß etwas nicht stimmte. Er roch frischen Lack! Auch blieb seinem feinen Ohr nicht verborgen, daß die Scharniere des massiven Tors nicht mehr quietschten. Er trat in das Foyer und rang nach Luft. Statt der düsteren, verräucherten Atmosphäre, die er so liebte, umgab ihn jetzt strahlende Sauberkeit.
    Qwilleran wußte, daß der Presseklub zwei Wochen lang geschlossen gewesen war – wegen der jährlichen Instandhaltungsarbeiten, wie es hieß –, doch niemand hatte auch nur die geringste Andeutung über diese Metamorphose gemacht. Sie hatte stattgefunden, während er beruflich unterwegs gewesen war.
    Sein üppiger graumelierter Schnurrbart sträubte sich vor Wut, und er drückte mit der Faust darauf, um ihn zur Räson zu bringen. Die alten, holzgetäfelten Wände des Foyers, die von unzähligen Schichten billigen Lacks ganz schwarz gewesen waren, hatte man mit etwas tapeziert, das ihn an die Tischtücher seiner Großmutter erinnerte. Anstelle des zerschrammten Bretterbodens, auf dem hundert Jahre Abnützung ihre Spuren hinterlassen hatten, gab es jetzt einen dicken, weichen Spannteppich. Die grellen Neonröhren an der Gewölbedecke hatte man durch einen Kronleuchter aus glänzend poliertem Messing ersetzt. Sogar der vertraute muffige Geruch war verschwunden – statt dessen roch es jetzt chemisch neu.
    Der Journalist schluckte den Schock und die Bestürzung herunter und stürmte in die Bar, wo er immer in einer dunklen Ecke am hinteren Ende des Raumes zu Mittag aß. Hier war es das gleiche: cremefarbene Wände, sanfte Beleuchtung, Plastikpflanzen in Körbchen, die von der Decke hingen, und Spiegel. Spiegel! Qwilleran schauderte.
    Arch Riker, sein direkter Vorgesetzter beim Daily Fluxion, saß an ihrem üblichen Tisch bei seinem üblichen Glas Scotch, doch der zerkratzte Holztisch war abgeschliffen und lackiert worden, und auf jedem Platz lag ein weißes Papierset mit elegant abgerundeten Ecken. Die Serviererin brachte Qwilleran sofort sein übliches Glas Tomatensaft, doch trug sie nicht ihren üblichen engen weißen Arbeitskittel mit dem ewig gleichen Taschentuch in der Brusttasche. Alle Serviererinnen waren jetzt gekleidet wie französische Stubenmädchen: Sie trugen schicke schwarze Kleider mit weißen Schürzchen und Rüschenhäubchen.
    »Arch! Was ist passiert?« wollte Qwilleran wissen. »Ich traue meinen Augen nicht!« Er ließ seinen kräftigen Körper auf einen Stuhl niedersinken und stöhnte.
    »Nun, der Presseklub hat jetzt auch viele weibliche
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