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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte
Autoren: Lilian Jackson Braun
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einen phantastischen Fleischer . Magst du eine gebackene Kartoffel mit saurer Sahne?«
»Nein! Nein! Vielen Dank, Francesca, aber ich habe zwei nervöse Tiere im Auto, und ich möchte sie so bald wie möglich zur Hütte hinaufbringen. Ich danke dir für die Einladung, aber ich muß ein andermal darauf zurückkommen.«
»Oder vielleicht hättest du lieber Schweinskoteletts«, fuhr Tante Fanny fort. »Ich mache dir einen großen Salat. Was für ein Dressing willst du? Als Nachspeise essen wir Crêpes Suzette. Als ich aufs College ging, habe ich die immer gemacht, wenn ich Herrenbesuch hatte.«
Qwilleran dachte: Ist sie taub? Oder hört sie nur einfach nicht zu? Ich muß ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken. » Tante Fanny! « rief er.
Bei dem Namen und dem Tonfall sah sie erschreckt auf. »Ja, mein Junge?«
»Wenn wir uns etwas eingelebt haben«, sagte er mit normaler Stimme, »komme ich her und esse mit dir zu Mittag, oder du kannst zum See hinauffahren, und ich führe dich zum Abendessen aus. Hast du eine Transportmöglichkeit, Francesca?«
»Aber natürlich! Tom fährt mich. Ich habe vor ein paar Jahren nach einem kleinen Unfall meinen Führerschein verloren. Der Polizeichef war ein sehr unangenehmer Mensch, aber wir sind ihn losgeworden, und jetzt haben wir einen ausgesprochen charmanten Mann. Er hat seine jüngste Tochter nach mir benannt...«
» Tante Fanny! «
»Ja, mein Junge?«
»Sagst du mir, wie ich zu der Hütte komme?«
»Natürlich. Es ist ganz einfach. Du fährst Richtung Norden zum See und biegst dann links ab. Halte Ausschau nach den Ruinen eines steinernen Rauchfangs; das ist alles, was von der alten Blockhütte, die einmal eine Schule war, übriggeblieben ist. Dann kommt ein Pfahl, auf dem der Buchstabe K steht. Dort biegst du in den Kiesweg ein und folgst ihm durch den Wald. Das gehört dort alles mir. Jetzt müßten gerade die wilden Kirschen und die kanadischen Felsenbirnen blühen. Von dort sind es nur drei Meilen bis Mooseville. Du kannst zum Essen oder Einkaufen hinfahren. Sie haben eine ausgesprochen charmante Postbeamtin, aber mach dir keine Hoffnungen! Sie ist verheiratet...«
» Tante Fanny! «
»Ja, mein Junge?«
»Brauche ich einen Schlüssel?«
»Du liebe Zeit, nein! Ich glaube nicht, daß ich je einen Schlüssel für die Hütte gesehen habe. Es ist nur eine kleine, alte Holzhütte mit zwei Schlafräumen, aber du wirst es bequem haben. Es wird schön ruhig sein fürs Schreiben. Für meinen Geschmack war es zu ruhig. Ich habe in New Jersey in Klubs gearbeitet, weißt du, und da hatte ich die ganze Zeit Unmengen Leute um mich. Ich freue mich so, daß du ein Buch schreibst, mein Junge. Wie heißt es denn? Deine liebe Mutter wäre ja so stolz auf dich.«
Qwilleran war reisemüde und sehnte sich danach, ans Ziel seiner Fahrt zu kommen. Er mußte mit allen Tricks arbeiten, um sich von Tante Fannys überwältigender Gastfreundschaft zu befreien. Als er endlich aus dem Haus kam, machte sich der Gärtner am Tulpenbeet rund um die Eingangstreppe zu schaffen. Der Mann starrte ihn an, und Qwilleran salutierte scherzhaft.
Seine Rückkehr wurde von seinen Passagieren mit entrüstetem Geschrei begrüßt, und Yum Yum setzte ihren Protest aus Prinzip auch weiterhin fort, obwohl sie nicht von der Straße abbogen und es weder Brücken noch Viadukte noch große Lastwagen gab. Die Straße führte durch eine trostlose Landschaft, die zum Teil durch Waldbrände verwüstet worden war. Die dürren Überreste zerstörter Bäume schienen gleichsam in grotesken Stellungen erstarrt. Er sah ein Schild, das Heiße Pasteten ankündigte; das Restaurant dahinter war eingestürzt und unkrautüberwuchert. Auf der Straße war kaum Verkehr; er bestand vor allem aus Pick-ups, deren Fahrer dem grünen Auto zuwinkten. An den stillgelegten Minen – der Dimsdale-, der Big B- und der Goodwinter-Mine – standen Schilder mit der Aufschrift Lebensgefahr! – Betreten verboten! Eine Klingenschoen-Mine gab es nicht, wie Qwilleran bemerkte. Er stellte das Autoradio auf den lokalen Sender ein, schaltete aber schnellstens wieder ab.
Also hatte Tante Fanny in Klubs gearbeitet! Er konnte sich gut vorstellen, wie sie bei Teegesellschaften emsig herumpusselte, den Vorsitz bei Ausschüssen führte, geblümte Hüte trug, zur Präsidentin gewählt wurde und Wohltätigkeitsveranstaltungen organisierte.
Ein Blick in den Rückspiegel unterbrach seine Gedanken. Ein blauer Pick-up folgte ihm schon seit geraumer Zeit. Qwilleran verringerte das Tempo,
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