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Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte
Autoren: Lilian Jackson Braun
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hatte ihn herumkommandiert und ihm ein Zuhause gegeben; Hanstable hatte ihm Befehle und regelmäßig Geld gegeben, das ihn in seinem unrealistischen Traum von einem eigenen Nachtklub noch bestärkte. Ohne sie, so schien es Qwilleran, hatte Tom wohl plötzlich den Boden unter den Füßen verloren.
    Seine unangenehmen Gedanken wurden unvermittelt von lauter Musik unterbrochen. Es war die markante Einleitung von Brahms' Doppelkonzert, gefolgt von der sehnsüchtigen Melodie des Cellos. Mitten in einem Satz hörte die Musik abrupt auf, und eine sanfte Stimme ertönte:
    »Ich habe es getan... Ich habe sie gestoßen. ... Sie war eine nette alte Dame. Sie war meine Freundin.« Ein ersticktes Schluchzen war zu hören. » Er hat mir gesagt, ich soll es tun. Er sagte, ich würde eine Menge Geld bekommen und mir einen Nachtklub kaufen können. Er sagte, wir würden Partner werden... Sie hat mir das Geld versprochen. Sie hat versprochen, mir alles zu hinterlassen. Sie sagte, ich sei ihr Sohn. ... Warum hat sie das gesagt? Sie hat es nicht ernst gemeint.«
    Die Stimme verlor sich, und das Mikrophon nahm das Tosen des Sturms und der Wellen und den Schrei einer Katze auf. Dann setzte die Musik mit dem klagenden Thema und dem Violinensolo wieder ein.
    Qwilleran hustete, um den Kloß in seinem Hals loszuwerden. Der Kater saß neben der Stereoanlage und betrachtete das kleine rote Lämpchen. Qwilleran streichelte Kokos Kopf. »Hat er irgend etwas zu dir gesagt, Koko? Hat er auf Wiedersehen gesagt?«
    Mooseville, Sonntag Lieber Arch,
Die Neuigkeiten, die Du mir am Telefon mitgeteilt hast,
    haben mir einen furchtbaren Schock versetzt. Jetzt habe ich eine Neuigkeit für dich! Der Rampage hat mir ein besseres Angebot gemacht, und die Chefredakteurin dort ist hübscher. Glaubst du, Percy ist bereit, mir das gleiche zu bieten? Hier hat es auch ein bißchen Aufregung gegeben. Wir hatten einen Einbrecher in der Hütte, und Koko hat ihm das Gesicht blutig gekratzt. Ich bin von demselben Mann fast erstochen worden. Er hat vergangenes Wochenende einen unserer Nachbarn umgebracht. Tante Fanny ist letzten Donnerstag plötzlich gestorben, und ihr Hausbursche hat sich gestern erschossen – in meinem Werkzeugschuppen. Ansonsten war es ein sehr ruhiger Urlaub.
    Es gibt da ein kleines Problem. Der neue Auftrag klingt toll, aber ich habe gerade erfahren, daß ich der Alleinerbe von Tante Fannys beträchtlichem Vermögen bin. Natürlich hat die Sache einen Haken. Ich muß in Pickax leben. Was soll ich tun? Was soll ich tun?«
Du wirst kein Wort von all dem glauben, und ich kann es dir nicht verdenken.
     
Qwill
    Als er das Blatt Papier aus der Schreibmaschine zog, war die Debatte der beiden quälenden Stimmen in seinem Kopf noch immer im Gang. Bleib deinem Beruf treu, sagte der eingefleischte Journalist. Reiß dir das Geld unter den Nagel , sagte der knickrige Schotte.
    Koko saß auf dem Tisch und studierte die Tasten und Hebel der Schreibmaschine, während Yum Yum spielerisch nach seinem Schwanz haschte.
    »Sag mir, was ich tun soll, Koko«, sagte Qwilleran. »Du hast immer recht. Soll ich den neuen Auftrag annehmen?«
Yum Yum leckte jetzt über Kokos Ohren, und beide Katzen schielten vor Vergnügen. »Yau«, murmelte er schwach.
Qwilleran blies in seinen Schnurrbart. Hieß das jetzt ja oder nein ?
ENDE
     
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