Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Katze die Brahms spielte

Die Katze die Brahms spielte

Titel: Die Katze die Brahms spielte
Autoren: Lilian Jackson Braun
Vom Netzwerk:
Seelen in seiner Brust debattierten den Fall:
Der eingefleischte Journalist sagte: Das ist die Chance meines Lebens. Skandale aufzudecken – das war immer mein Traum.
Der knickrige Schotte in ihm konterte: Bist du verrückt? Würdest du wirklich Fannys Millionen für einen Auftrag bei einer Zeitung im Mittleren Westen sausen lassen ? Bei der ersten Klage, die der Fluxion bekommt, überlegt es sich Percy anders. Und wo bleibst du dann? Kannst wieder deine Restaurantkritiken schreiben – oder Schlimmeres.
Aber ich bin Journalist. Journalismus ist mein Leben! Es ist nicht nur irgendein Job; es ist die Tätigkeit, die meinem Wesen entspricht.
Dann kauf dir mit Fannys Geld deine eigene Zeitung. Kauf dir ein ganzes Zeitungsimperium.
Ich wollte niemals ein Zeitungsmagnat sein. Ich bin gerne mitten im Geschehen, spüre Stories auf und klopfe sie mit zwei Fingern auf einer alten, schwarzen mechanischen Schreibmaschine herunter.
Wenn du eine Zeitung besitzt, dann kannst du tun, was immer du willst. Du kannst sogar Lettern setzen, wie der Typ vom Picayune .
Und ich brauche nicht viel Geld oder Besitztümer. Ich war immer zufrieden mit dem, was ich verdient habe.
Aber du wirst nicht jünger, und dein gesamtes Vermögen auf der Bank beläuft sich auf eintausendzweihundertfünfundvierzig Dollar und vierzehn Cents. Die Pension vom Fluxion kannst du vergessen; damit kannst du nicht mal die Sardinen für die Katzen kaufen.
Ich müßte in Pickax leben, und ich brauche die Anregung einer Großstadt. Ich habe nie in einer Kleinstadt gelebt.
Du kannst nach New York oder Paris oder Tokio fliegen, wann immer du dazu Lust hast. Du kannst dir sogar dein eigenes Flugzeug kaufen.
»Yau!« schrie Koko mit seiner quengeligsten Stimme. Er wartete noch immer auf sein Abendessen. Zerstreut hatte Qwilleran den Teller mit dem Truthahnfleisch zusammen mit dem Telefon in den Schrank gestellt.
»Tut mir leid, ihr beiden«, sagte er. Er wartete, um zu sehen, wie Koko auf das Fleisch reagieren würde. Zweimal hatte dieser bemerkenswerte Kater den Truthahn von Stanley Hanstables Farm abgelehnt – bis seine Botschaft verstanden worden war. Jetzt schlang er das Fleisch genüßlich hinunter. »Yau... schmatz, schmatz... yau«, machte Koko, während er das weiße Fleisch fraß und das dunkle für Yum Yum übrig ließ.
Qwilleran verspürte das Bedürfnis, mit jemandem zu sprechen, der einen größeren Wortschatz hatte, und rief Roger MacGillivray an. »Wann machen Sie im Touristenzentrum Schluß?... Wollen Sie nicht auf einen Drink zu mir heraus kommen?... Nein, nicht mit Sharon. Diesmal nicht. Ich möchte mit Ihnen alleine sprechen.«
Koko hatte sein Mahl beendet und zog jetzt eine Schau ab, die Qwilleran gut kannte. Er machte sich wichtig – er wanderte unruhig umher, wobei er vor sich hin brummte und zirpte und quiekte und murmelte. Er inspizierte den Kamin, die Stereoanlage, die Wasserhähne im Badezimmer. Er betätigte zwei Schreibmaschinentasten (das X und das J) und beschnupperte einen Buchtitel auf dem untersten Regal (das Vogelbuch). Als er in das Gästezimmer spazierte, folgte ihm Qwilleran.
Das untere Stockbett war Kokos und Yum Yums Lieblingsschlafplatz. Während Rosemarys Besuch waren sie auf das obere Bett verbannt worden. Jetzt erforschte Koko das untere, wobei er vor sich hinmurmelte und mit der Pfote emsig an der Überdecke scharrte. Das Bett stand an der Wand, und nach kurzer Zeit faßte er mit der Pfote zwischen die Matratze und die Holzstämme der Wand; zuerst mit der einen Pfote, dann mit der anderen. Er streckte sich, soweit es nur ging, bis er ein Beutestück hervorzog — eine hauchdünne Strumpfhose. Noch immer war er nicht zufrieden. Er angelte weiter in dem schmalen Spalt herum, bis er ein goldenes Kettchen – ein Armband – zu Tage förderte.
Qwilleran nahm es ihm ab. »Das ist Mildreds Armband! Wie ist es da hinuntergekommen?«
Mildred hatte gesagt, es sei ihr vielleicht vom Arm gerutscht, als sie ihm vor einer Woche den Truthahn in die Hütte gebracht hatte. Damals war sie mit jemandem hiergewesen, der Groat and Broddle rauchte, obwohl Buck Dunfield behauptet hatte, er sei noch nie in der Hütte gewesen.
Qwilleran holte Fannys grünes ledernes Notizbuch hervor, das noch immer in seiner Jackentasche steckte, und schlug es bei dem Buchstaben H auf HUNT, R D – Kaufte drei Farmen, während er im Stadtrat saß; sechs Monate später zum Bau des Flughafens verkauft.
HANSTABLE, S – Niedrigste Truthahnpreise für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher