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Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Titel: Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu
Autoren: Christine Weiner
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Ein paar Worte vorab
    I ch bin ein rosa Entchen. Und lange war ich ein rosa Entchen mit heruntergezogenen Mundwinkeln. Es hat viel Zeit gebraucht, bis ich vergnügt zwinkern konnte, denn viele Jahre meines Lebens wünschte ich mir nichts anderes als »gelb«, und damit »wie die anderen« zu sein: unauffällig, fügsam und brav. Ich weiß, dass sich viele Menschen genau die andere Seite der Wirkung wünschen, sie möchten auffallen, um sich von anderen zu unterscheiden. Bei mir war das nicht so, denn ich war immer zu laut, zu kreativ, zu lustig und im positiven wie negativen Sinne zu vorlaut. Eben »zu, zu, zu«, die Krankheit, die alle Menschen haben, die sich gerne verändern möchten und es aus irgendeinem Grund nicht schaffen. Lassen Sie sich schon jetzt sagen: Es liegt ein Schatz in diesem Brunnen, der von einem angeblichen Schweinehund oder anderem Monster bewacht wird. The beauty and the beast – diese Romanze gilt auch für das Leben mit uns selbst.
    Wenn man mit zu vielen »zus« unter einem Dach wohnt, liegt die Überlegung nahe, dass man nur bei sich selbst an irgendeiner Schraube drehen müsse und dann wäre endlich alles gut.
    »Ich bin zu lahm. Wenn ich fixer wäre, dann würde ich …«
    »Ich bin zu dick …«
    »Ich bin zu dünn …«
    »Ich bin zu blöd für diesen Job …«
    Die »zus« und damit das Hineinsehnen in eine andere Existenz können ein guter oder ein quälender Moment im Leben sein. Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist, denn jeder Veränderungswunsch und jeder Veränderungsprozess ist verschieden. In meiner Arbeit als Coach komme ich mit den unterschiedlichsten Wünschen und Hintergründen in Berührung. Die meisten Menschen strengen sich an und wollen viel und die wenigsten liegen dauernd auf der Couch und stopfen sich mit Chips voll. Nein, Menschen haben viel Wollen, Willen und Energie. Deswegen verstehen meine Klienten oft auch nicht, »warum sie es nicht endlich machen, angehen, tun?« Aber glauben Sie mir: Es gibt immer einen Grund dafür, wenn Sie etwas nicht realisieren und ich lade Sie ein, in sehr kleinen Tauchschritten Ihrem Grund näher zu kommen. Sie sind nicht faul, sondern vermutlich eher schlau, dass Sie eine bestimmte Veränderung noch nicht, oder nicht in der Art, verwirklicht haben, wie Sie diese planten. Lassen Sie uns anschauen, was Sie prägt und abhält, damit Sie dann Ihren Wunsch realisieren können oder ihn auf den Mond jagen.
    Natürlich verändert man sich nicht so einfach. Aber es kann einfach werden, wenn man in sich schaut und den eigenen Veränderungswunsch versteht. Nachdenken als Schlüssel zur möglichst einfachen Veränderung – so es überhaupt eine braucht. Denn nicht immer sind wir störend, auch wenn wir uns so fühlen. Es hat einen Wert, dass Menschen so sind, wie sie sind – und das gilt auch für Sie! Doch jeder Tag ist ein Tag der Konkurrenz. Immer wieder sehen und erleben wir, dass andere Menschen nicht nur anders sind als wir, sondern, wie wir finden, auch glücklicher oder erfolgreicher dank ihrer Art und ihres Wesens.
    Die meisten Menschen, die zu mir in die Beratung kommen, haben ihren eigenen Wert aus dem Blick verloren und meinen, sie müssten einem externen Profil entsprechen, das zum Beispiel die Medien, die Gesellschaft, die Familie, Freunde, Liebhaber, Kolleginnen vorgeben oder das sie auf der internen Leinwand von sich entwerfen. Dabei handelt es sich um eine Art Prototyp vom eigenen Ich. Ein Alfa Romeo der eigenen Persönlichkeit, den man gerne anschaut, aber letztendlich doch nicht besitzen, sondern nur gelegentlich mal fahren will.
    Mein Kinderwunsch, so brav, still und zurückhaltend wie meine Klassenkameradinnen zu sein, hat sich zu meinem Glück nicht erfüllt. Ich bin die geworden, die ich bin, weil ich etwas lauter war als die anderen; und nebenbei auch mutiger, denn in meinem lauten Wesen waren durchaus Beschützeranteile zu finden. Und es machte mir möglich, das zu proben, was ich heute immer wieder tue: Ich halte Vorträge und zeige mich damit. Wenn Sie so wollen, war die Schule meine Probebühne und es wäre zu schade für mich, hätte ich mir dieses Talent verkniffen, bloß um eine gelbe Ente zu sein. Damals wusste ich das alles natürlich noch nicht und weinte nachts verzweifelte Tränen in mein Kissen. Ich war zwar Klassensprecherin, aber was zählte das schon, angesichts dieser Anmut, die mir fehlte. Das Kuriose daran war, dass ich in der Tiefe meines Herzens nie so zart und brav wie diese Mädchen werden
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