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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern
Autoren: Kirsten Winkelmann
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hab vielleicht ein paar Eigenarten, aber ich bin … eine hervorragende Partie. Ich besitze zum Beispiel ein äußerst florierendes Unternehmen!“ Er wandte den Kopf und sagte in Livias Richtung: „Und das ist nicht gelogen. Das Geld, das Enno beiseitegeschafft hat, wurde gefunden. Wir sind quasi saniert.“ Dann sah er wieder Dieter an. „Außerdem habe ich Mathematik und Informatik studiert. Ich bin intelligent. Ich kann mir alles anlesen, was ich wissen will. Und ich kann mit Zahlen umgehen. Wenn es sein muss, werde ich auch mit Schweinen fertig!“
    Während Dieter Arvin nur ungläubig anstarrte, platzte jemand anderem der Kragen. „Was laberst du denn für ’ne Scheiße?“, entfuhr es Henning, der ohnehin neben Arvin stand und natürlich alles mitbekommen hatte. „Hab ich das richtig verstanden? Du bist ein Bürohengst und dein Wissen über Landwirtschaft beschränkt sich bloß auf die paar Bücher da …?“ Er deutete abfällig auf die Bücher, die Arvin immer noch in der Hand hatte. „Und auf dieser Grundlage willst du diesen Hof übernehmen? Hast du überhaupt schon mal ’n Schwein von Nahem gesehen?“
    „Ich hab mir einiges angelesen“, behauptete Arvin tapfer.
    Henning lachte auf, als könnte er so viel Naivität kaum fassen. „Na, dann erzähl doch mal. Was weißt du zum Beispiel über Schweine und Gentechnik?“
    „Gentechnik? Das ist doch ein Problem der Pflanzen- und nicht der Fleischproduktion …“, mutmaßte Arvin. Aber er sprach leise und klang ziemlich verunsichert.
    „Hast du ’ne Ahnung“, korrigierte ihn Henning denn auch von oben herab. „Die Öffentlichkeit hat’s noch nicht bemerkt. Aber die konventionellen Betriebe füttern schon lange mit Gensoja. Was denkst du, bedeutet das für das Schweinefleisch?“
    „Lass ihn in Ruhe, Henning“, befahl Livia von hinten.
    Aber die beiden Streithähne standen sich immer noch gegenüber, als befänden sie sich in einer Arena. Beide hielten den Blick des anderen gefangen, als könnten sie auf diese Weise den Kampf gewinnen.
    „Ist mir egal, was das bedeutet“, knurrte Arvin. „Und es macht mir auch gar nichts aus, bei null anzufangen. Wenn Livia mir hilft, kann ich es schaffen.“
    „Sie heißt Angelika“, behauptete Henning und verfärbte sich noch eine Spur dunkler, als er es ohnehin schon war.
    „Ich heiße nicht Angelika!“, schrie Livia und stampfte mit dem rechten Fuß auf.
    Auf Arvins Gesicht bildete sich ein triumphierendes Grinsen, das die Wut bei seinem Gegenüber noch erhöhte.
    „Und ich heiße auch nicht Livia!“, setzte Livia hinzu.
    Arvins Grinsen erstarb.
    „Ich heiße …“ Livia verstummte, rang einen Moment mit sich und schlug dann mit einem verzweifelten Stöhnen die Hände vors Gesicht. Ja, wie hieß sie eigentlich? Sie war nicht Livia, aber Angelika war sie auch nicht! Gerade deshalb musste sie ja von hier fort.
    Jetzt endlich gab Arvin den Kampf mit Henning auf und drehte sich zu Livia herum. Wärme und Verständnis spülten den Ärger von eben fort. „Hey“, sagte er ein wenig hilflos, ging auf Livia zu und hob die Hände, um sie in den Arm zu nehmen. Aber dann zögerte er plötzlich, warf einen kurzen, irritierten Blick auf Henning und ließ die Hände wieder sinken. Ohne Livia zu berühren, sagte er: „Ich kann mir vorstellen, wie du dich fühlst. Seit …“ Er schluckte, streifte ein paar der Anwesenden mit seinem Blick und entschied sich dann, trotz des Publikums weiterzusprechen. „Seit du nicht mehr da bist, weiß ich auf einmal auch nicht mehr so genau, wer ich bin.“
    Livia nahm die Hände vom Gesicht und sah Arvin aus großen Augen an.
    „Wir … wir könnten dir einen neuen Namen geben. Du bist … lass mich überlegen … du bist beides gewesen … Livia und Angelika … beides hat dich geprägt … beides ist Teil deiner Vergangenheit … und jetzt bist du jemand Neues … du bist …“ Als er zu einem Ergebnis kam, erhellte sich sein Gesicht. „Du bist Lika“, sagte er. „Das ist ein neuer Name, ein Name, der dir allein gehört. Wie findest du das?“
    „Lika?“, amüsierte sich Henning. „So was Beklopptes hab ich ja in meinem ganzen Leben noch nicht gehört!“ Aber er schaffte es nicht, durch diese Bemerkung den Blick auseinanderzureißen, den Arvin und „Lika“ miteinander tauschten.
    Arvin registrierte es und schien Hoffnung zu schöpfen. „Nimm mich statt ihm“, sagte er mutig. „Wir waren eh schon verheiratet!“
    Aber „Lika“ schüttelte den Kopf. „Waren
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