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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern
Autoren: Kirsten Winkelmann
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sie.
    Mittlerweile waren die Stimmen verstummt und stattdessen Schritte zu hören, die sich näherten. Kurz darauf steckte Jan seinen Kopf durch die Tür. „Ich … äh … weiß, dass es völlig unpassend ist, aber dieser Typ lässt sich einfach nicht abweisen.“
    Livia drehte sich um.
    Im nächsten Moment schwang die Tür auf und …
    „Arvin!“, entfuhr es Livia.
    Er war unrasiert und hatte tiefe Ringe unter den Augen. Außerdem hatte er eine kleine Reisetasche bei sich.
    „Was … was tust du denn hier?“
    Arvins Blick wanderte durch den Raum, blieb kurz an Henning hängen und kam dann wieder bei Livia an. „Ist er das?“
    „Hm?“ Livia hatte keine Ahnung, was er von ihr wollte.
    „Der Typ, den du heiraten sollst … Ist er das?“
    Livia schüttelte den Kopf, als müsste sie ihre Gedanken ordnen. „Woher weißt du das?“
    „Ich hab ein paar Erkundigungen eingezogen.“
    „Aha …“ Aber es klang nicht so, als hätte sie etwas verstanden.
    „Es gibt noch andere Möglichkeiten, weißt du?“
    Livia verzog verständnislos das Gesicht. Was ging hier vor?
    „Ich verstehe auch was von Landwirtschaft!“ Er ließ die Reisetasche auf den Boden fallen, beugte sich zu ihr hinunter und zerrte brutal an einem der äußeren Reißverschlüsse herum. Als er ihn endlich geöffnet hatte, holte er mehrere Bücher daraus hervor, ließ zwei versehentlich fallen, sammelte sie wieder auf und streckte sie Livia entgegen. „Hier, guck mal.“
    Livia riskierte einen kurzen Blick und las: „Schweine mästen – rentabel nur für Könner“; „Top Agrar Spezial“.
    „Ich bin nicht dumm, weißt du? Ich könnte das alles auch. Es hat viel mit Zahlen zu tun. Ich wäre ein guter Landwirt.“
    Livia starrte ihn an … registrierte einmal mehr sein ungepflegtes Äußeres … sein Verhalten … und fragte vorsichtig: „Hast du … irgendwie … den Verstand verloren?“
    Arvin schien ihre Frage völlig anders zu interpretieren und fuhr fort, auf sie einzureden: „Livia, ich weiß, wie Landwirte denken. Die Hofnachfolge ist etwas Lebenswichtiges, das verstehe ich. Aber du musst mir eine Chance geben. Ist das dein Vater?“ Er deutete auf Dieter, wartete die Antwort aber gar nicht ab, sondern ließ Livia stehen und ging auf ihn zu.
    „Sind Sie Dieter Cordes?“
    Dieter nickte mechanisch, blieb aber sitzen.
    „Mein Name ist Arvin Scholl.“ Er streckte die Hand aus, ergriff Dieters Hand und schüttelte sie. „Ich möchte Sie um die Hand Ihrer Tochter bitten.“
    Angesichts dieser Worte klappte Livias Unterkiefer herunter, als hätte man ihn urplötzlich ausgehakt. War das etwa der Hintergrund für Arvins Verhalten? „Du … du bist tatsächlich übergeschnappt“, stammelte sie.
    Arvin wandte den Kopf. „Bin ich nicht. Ich liebe dich und ich will mit dir zusammen sein.“ Und dann setzte er einen Blick auf, der von Spike hätte stammen können … „Ich hab mich wie ein Esel benommen, Livia. Ich hätte dich nicht gehen lassen dürfen. Und es gab auch gar keinen Grund, sauer auf dich zu sein. Nach allem, was ich immer so angestellt hab, musstest du ja annehmen, ich sei nicht ganz richtig im Kopf.“
    „Und jetzt … jetzt bist du es?“
    Über Arvins Gesicht huschte der Hauch eines Grinsens. „Im Rahmen meiner Möglichkeiten …“
    Livia verschränkte die Arme vor der Brust und sagte streng: „Und deshalb willst du Landwirt werden …“
    „Ich will dich . Und wenn du nur mit Hof zu haben bist, nehm ich das in Kauf!“
    „Aber du hasst Veränderungen“, hielt Livia dagegen. „Du kriegst doch schon ’ne Krise, wenn ich dein Bett neu beziehe!“
    „An dem Tag, an dem du abgereist bist“, sagte Arvin mit belegter Stimme, „hat sich bei uns zu Hause mehr verändert, als ich in Worte fassen kann. Das … das ganze Haus ist nicht mehr so, wie es war. Alles ist kalt und leer und hässlich geworden. Es ist … ach, ich weiß auch nicht, wie ich es ausdrücken soll …“ Er zuckte hilflos die Achseln. „Es kommt mir fast so vor, als hättest du jedem Raum, jedem Gegenstand eine Seele verliehen, die jetzt einfach verschwunden ist!“
    Livia starrte Arvin wortlos an. Niemals zuvor hatte sie eine Liebeserklärung erhalten. Und schon gar keine solche!
    „Haben Sie wirklich ein Problem mit Ihrer Bettwäsche?“, schaltete sich nun Dieter in das Gespräch ein.
    „Ich … nein!“, verteidigte sich Arvin. „Ich meine …“ Er schüttelte den Kopf, versuchte sich halbwegs wieder zu sammeln und fuhr dann fort: „Ich
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