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Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition)
Autoren: Niamh O'Connor
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Prolog
    Sogar eingesperrt im Kofferraum eines dahinrasenden Autos konnte Stuart Ball an nichts anderes denken als an seinen nächsten Schuss und wo er den herkriegen sollte. Ihm war übel, deshalb. Übel, wenn er Drogen hatte, und übel, wenn er keine hatte. Er war so daran gewöhnt, sich mies zu fühlen, dass nicht einmal seine gekrümmte Lage in dem dunklen, kalten Kofferraum seine größte Sorge war. Der Stoff allein beherrschte seine Gedanken. Der erste Flash des Tages war immer der beste.
    Er versuchte, seinen Arm zu bewegen, um an die Gesäß tasche seiner Jeans zu gelangen, in der seine Morphium tabletten steckten. Er brauchte die Betäubung, damit die Übelkeit aufhörte. Aber sein Arm war zwischen seinen Beinen und einem scharfkantigen Wagenheber eingeklemmt. Er wurde zu sehr herumgerüttelt und konnte sich nicht rühren.
    Stuart bekam Panik, dass er sich vielleicht die Schulter ausgekugelt hatte. Das war verrückt. Er machte sich Sorgen, wie er mit einem lahmen Arm einen Hit landen sollte, statt darüber, was die Typen, die ihn in den Kofferraum verfrachtet hatten, mit ihm vorhatten. Und wenn nun sein Feuerzeug nicht mehr funktionierte? Es machte schon seit einer Weile Zicken, ging immer wieder aus.
    Er schwitzte. Weil er gern alles griffbereit hatte. Sein Besteck – Teelöffel und Feuerzeug – war in der Sohle seines Turnschuhs untergebracht. Sein Notstoff steckte in einem Kondom in seinem Arsch. Auf Zitronensaft konnte er notfalls verzichten, und sein Gürtel würde als Aderpresse herhalten. Aber was, wenn sie nicht in der Nähe eines Ladens hielten, wo er ein neues Feuerzeug kaufen konnte? Mit einer verrenkten Schulter würde er nicht weit kommen.
    Es mussten Ex-Provos sein, die den Wagen fuhren, dachte er. Seit dem Waffenstillstand hatten sich frühere Mit glieder der Provisorischen IRA in den verschiedenen Gang- Territorien breitgemacht. Niemand sonst hätte den Mumm gehabt, in die Wohnung seiner Ma reinzuplatzen und ihn zu entführen. Er war einer von den Skids. Die Stadt gehörte ihnen. Wenn seine Kumpels das rauskriegten, würde es ein Gemetzel geben. Die Shinners glaubten, ihr Krieg wäre vorbei, aber er hatte gerade erst angefangen, Mann.
    Wenn die es waren … Er hatte nicht gesehen, wer ihm eins übergebraten hatte. Als er zu sich gekommen war, hatte er es nicht fassen können. Er dachte sogar zuerst, sein Turkey würde ihm einen Streich spielen. Vielleicht war es aber auch dieser Besucher, der am Morgen gekommen war und ein paar Fragen zu viel gestellt hatte.
    Das Einzige, was er mit Sicherheit wusste, war, dass es richtig Ärger geben würde. Ihr größter Fehler war, ihn bei seiner Ma rauszuholen. Sie kam vom Land. Sie arbeitete als Putzfrau im Kaufhaus Clery’s und war nie auch nur einen Tag krank gewesen. Sie verstand das mit den Drogen nicht. Wie sollte man jemandem H erklären, der vom Duft des Sonntagshähnchens high wurde? Wie sagte man seiner Mutter, dass es leicht war, jemandem wehzutun, wenn man einen Schuss brauchte? Es gab keine Worte, um einen guten Druck zu beschreiben. Es war einfach ein Wahnsinnsgefühl. Als würde man den besten Film aller Zeiten sehen und gleichzeitig darin mitspielen, ohne auch nur die Glotze anzuhaben.
    Plötzlich brannten seine Augen wie bescheuert, als die Kofferraumklappe aufging und Licht hereinfiel. Er hatte nicht mal gemerkt, dass sie angehalten hatten. Er wollte die Hände vors Gesicht heben, aber die Ex-Provos, oder wer die Scheißer waren, zerrten ihn raus. Es tat höllisch weh. Seine Schulter war jetzt eindeutig ausgekugelt, wenn nicht vorher schon.
    »Was soll der verdammte Scheiß, Mann?«, brüllte er und versuchte, an seine lädierte Schulter zu greifen. Als er die Pistole sah, schrie er: »Nicht meine verfickten Knie, Mann, hör auf!« Doch als er den Schraubstock sah, blieben ihm die Worte in der Kehle stecken. Auf einmal kreisten seine Gedanken nicht mehr ums Heroin. Sie kreisten ums Sterben.

Montag

1
    Die Docklands von Dublin. Ende Juni. Später Vormittag. Ein feiner Nieselregen wurde vom schiefergrauen Fluss Liffey her über den North Wall Quay und durch die Castle forbes Road geweht. Er legte sich auf die Hebevorrichtungen und Dreharme eines rostigen alten Hafenkrans und überzog das gläserne Atrium des Convention Centre mit Feuchtigkeit. Staub, der von einer Baustelle hinter einem Sperrholzbauzaun aufstieg, wurde zu Schlamm. Das Gebäude hinter der Absperrung war ein unfertiger Apartmentblock, aufgelassen wie viele andere
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