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Opferspiel: Thriller (German Edition)

Opferspiel: Thriller (German Edition)

Titel: Opferspiel: Thriller (German Edition)
Autoren: Niamh O'Connor
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bückte sich danach. Knochentrocken.
    Dann die nächste Tür: ein einzelnes Zimmer, in dem verschiedene Outfits auf einem ungemachten Bett lagen. Eine Krankenschwesterntracht, ein Lederoverall mit Peitsche, eine Schuluniform. Sah nach illegaler Prostitution aus, einer leeren Wohnung als Operationsbasis. Etwas für jeden Geschmack …
    Jo ging hinaus und durchquerte den zentralen Wohnbereich hin zu der dritten und letzten Tür, wo sie kurz zögerte, bevor sie sie aufstieß. Der Gestank überfiel sie mit neuer Wucht, als hätte sie gerade einen Metzgerladen betreten.
    »Hierher, Foxy«, rief sie. Kopfschüttelnd kramte sie in ihrer Tasche nach dem kleinen Notizbuch mit dem festen Einband. Immer so viel Mist im Weg – Lipgloss, Tampons, Kleingeld, verflixte Babywundcreme. Ihre Hände zitterten, als sie das Büchlein endlich hervorzog und das Elastikband darum abstreifte. Sie hob ihren linken Arm, las die Uhrzeit ab und notierte sie. Das Datum ist der Dreißigste, oder? Was haben wir heute? Komm, reiß dich zusammen. Sie hatte das Verfallsdatum auf der Milch heute Morgen mit dem Kalender verglichen, um zu sehen, ob sie noch für den Tee zu gebrauchen war. Doch, es war der Dreißigste. Sie notierte es.
    »Oh mein Gott!« Foxy war hinter ihr aufgetaucht und übergab sich sogleich.
    Die nackte Leiche lag direkt an der Tür, flach auf dem Rücken und mit ausgestreckten Gliedern, als wäre sie von weit oben heruntergeworfen worden. Das Opfer war Anfang vierzig, vielleicht jünger, junkiehaft mager mit zotteligen langen Haaren, dunkel am Ansatz, sonst wasserstoffblond und spröde. Die Beine waren übersät mit entzündeten Nadeleinstichen. Die Arme lagen über dem Kopf, und das rechte Handgelenk endete in einem grausigen Stumpf. Braunroter Lippenstift war in die Fältchen um den Mund gesickert und sah aus wie dunkle Nähte. Ein paar wirre Haarsträhnen, verklebt von geronnenem Blut, hingen in das mit verlaufener blauer Wimperntusche gestreifte Ge sicht. Das Blut war durch das ganze Zimmer gespritzt, soweit Jo feststellen konnte.
    »Oh Gott, oh Gott«, murmelte Foxy.
    »So wenig bewegen wie möglich«, warnte sie, während ihr Blick durch das Zimmer schoss und sie hastig notierte, was sie sah.
    Foxy musste wieder würgen.
    »Geh raus zur Wohnungstür, und sichere den Tatort ab«, wies sie ihn an. »Niemand kommt ohne meine Erlaubnis durch die Absperrung, buchstäblich niemand. Ruf im Büro an, wir brauchen die Spurensicherung und einen Arzt, um den Tod festzustellen, und fordere auch gleich den Pathologen an. Alles klar?«
    Foxy nickte. Sie sah ihm über die Schulter nach, wobei ein mütterlicher Ausdruck über ihr Gesicht huschte. Es hat schon seinen Grund, weshalb er der Schriftgelehrte ist .
    Sie atmete gleichmäßig durch die Nase und legte sachte ihre Fingerspitzen an die Taille des Opfers.
    »Leiche fühlt sich kalt an, trotz überheiztem Raum«, schrieb sie.
    Dann steckte sie ihren Stift hinters Ohr und das Notizbuch zwischen die Zähne, um die Hände frei zu haben, da mit sie die eingeschweißten sterilen, hellblauen Latexhand schuhe herausholen und überstreifen konnte. Sie waren innen schlüpfrig, und von dem Plastikgeruch kribbelte ihre Nase.
    Jo hob den Arm des Opfers an und spähte darunter, legte ihn anschließend wieder so vorsichtig ab, als hantierte sie mit altem Porzellan. Hat sie noch gelebt, als du ihr die Hand abgehackt hast, du brutales Schwein?
    »Totenflecke deutlich sichtbar an der Unterseite des rechten Arms«, kritzelte sie und fügte hinzu: »Totenstarre ist eingetreten.«
    Sie notierte noch die Position der Arme, zehn vor zehn, und den unbekleideten Zustand der Leiche, dann steckte sie Stift und Block wieder ein und beugte sich vor, um nach einem Portemonnaie auf einem Kleiderhaufen – ein Minirock aus Kunstleder, ein grellgrünes trägerloses Top und kniehohe rote Lederstiefel – zu angeln. Sie klappte es auf. Zwei Fünfzigeuroscheine befanden sich eng zusammengerollt darin, außerdem ein Busfahrschein, ausgegeben in der Innenstadt und auf den Neunundzwanzigsten datiert, ein mehrfach gefalteter Brief vom Sozialamt, der zu wissen verlangte, welche Bewerbungen sie im vergangenen Monat verschickt hatte, sowie ein Plastikausweis mit Foto, welcher sich als Krankenversicherungskarte herausstellte. Sie blickte von dem Foto auf das blutige Gesicht am Boden und seufzte. Das Opfer hieß Rita Nulty und hatte eine Adresse in Ballymun. Noch einmal sah sie die Frau an, diesmal mit anderen Augen. Nach Ritas
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