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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion
Autoren: Petra Fentross
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klopfte.
    Erschrocken fuhr sie auf und versteckte hektisch das Kräutersäcken unter dem Bett.
    „Ich komme gleich!“
    „Alisa, mach’ auf! Ich bin’s, Michail!“
    Nein! Bitte nicht er!
    „Was willst du?“, rief sie ruppig.
    „Mit dir reden. Mach’ schon auf, Alisa. Bitte!“
    Sie gab sich Mühe, ihre Stimme hart klingen zu lassen und durch die Türe konnte er zum Glück ihr leidendes Gesicht nicht sehen.
„Verschwinde,“ rief sie.
    „Nein! Ich bleibe hier, bis du mit mir geredet hast!“
    Würde er das wirklich tun? Sie schlich sich an die Tür und horchte. Er wanderte vor ihrer Kammer auf und ab, wie sie dem Klopfen seiner Schritte entnehmen konnte.
    Sie seufzte und schloß auf.
    „Also gut. Komm rein.“
    Er trat ein und blickte sie an. „Du weinst? Aber warum denn? Und warum gehst du mir aus dem Weg?“
    „Das verstehst du nicht.“
    „Wie kannst du das beurteilen, wenn ich noch gar nicht weiß, um was es eigentlich geht!“ Aufgebracht schritt er zum Fenster. „Hast du dich vielleicht in einen anderen verguckt?“
    Alisa erstarrte entsetzt. „Nein! Was denkst du nur von mir!“
    Langsam drehte er sich um und lächelte gequält. „Ich denke nichts Schlechtes von dir. Nur kann ich nicht verstehen, daß du mir plötzlich aus dem Weg gehst. Hat dir jemand etwas über mich erzählt? Eine von den Mägden vielleicht? Wenn ja, dann rede mit mir.“
    Alisa schüttelte den Kopf. „Nein. Aber bitte dränge mich nicht. Ich kann es dir einfach nicht sagen.“
    Er schien angestrengt zu überlegen, was es dann sein könnte. „Hat es etwas mit dem Mädchen beim Tanz zu tun?“
    „Wie?“
    Hatte er ihren bösen Blick doch bemerkt, den sie auf Alisa abgeschossen hatte?
    „Nun ja. Bevor ich dich hier auf Castle Moraigh gesehen habe, bin ich mit ihr ein paar Mal zum Tanzen ausgegangen. Doch das war vorbei, als ich dich sah.“ Mit großen Schritten trat er vor Alisa, nahm sie bei den Schultern.
„Ich habe sie nie geliebt. Sie war nur ein Zeitvertreib. Aber du -“ Er lächelte sanft. „Dich liebe ich. Von ganzem Herzen.“
    Er ließ sie wieder los und blickte wieder aus dem Fenster. „Und es schmerzt mich, daß du mich plötzlich so behandelst. Ich habe stets gute Absichten mit dir gehabt und begreife es einfach nicht!“
    Wieder trat er auf sie zu und hob ihr Kinn. „Du kannst mir alles sagen, Kleine. Ich liebe dich und möchte dir helfen, so gut ich kann. Deine Sorgen sollen auch die Meinen sein.“
    „Ich bin schwanger.“
    „Wie bitte?“
    Sie hatte so leise gesprochen, daß er es fast nicht verstanden hätte.
    „Was hast du gesagt, mein Herz?”, fragte er ungläubig und hob erneut ihr Kinn.
    „Ich bin schwanger.“
Diesmal sprach sie lauter und mit festerer Stimme. Michail wich zurück und starrte sie ungläubig an.
„Du -, du bist -“, er schluckte und begann zu flüstern, „schwanger? Ein Kind?“
    Schnell fing er sich wieder und grinste. „Das ist doch toll! Ich werde Vater!“
    „Ich kenne den Vater nicht.“
    „Aber“, er war verwirrt und fuhr sich hektisch durch die Haare. „Aber wer -“
    „Es war eine Vergewaltigung.“ Alisa setzte sich, da ihre Beine wie Pudding waren und senkte den Kopf. „Ich erwarte nicht von dir, daß du jetzt noch zu mir stehst.“
    „Aber -“
    Sie hielt ihn mit ausgestrecktem Arm davon ab, ihr zu Nahe zu kommen.
    „Nein. Bitte berühre mich nicht. Nie mehr. Ich gehe fort mit meiner Herrin und Mister MacDonald. Wir gehen nach Armadale. Dort werde ich in den Diensten meiner Herrin bleiben und mein Kind aufziehen. So Gott will.“
    Sie stand auf und schritt mit starrem Blick an ihm vorbei. „Und nun geh’.“
    „Alisa“, er trat hinter sie und berührte sie an den Schultern. „Laß uns das zusammen durchstehen. Wir finden eine Lösung.“ Langsam drehte er sie um und sah, daß sie leise weinte. „Ich liebe dich. Und es war nicht deine Schuld.“
    „Aber ich habe dich belogen.“
    „Hast du es an unserem ersten Tag schon gewußt?“
    Alisa schüttelte den Kopf. „Nein.“
    Michail nahm sie fest in die Arme, was bewirkte, daß nun ihr ganzer Schmerz herauskam. Sie schluchzte und es schüttelte ihren ganzen Körper durch. Und er stand ihr bei. Bis zum Morgen hielt er sie ihm Arm, tröstete sie. Alles sprudelte aus ihr heraus, die ganze Last, die sie die letzten Wochen mit sich herum getragen hatte, erzählte ihm in allen Details, was in Abertoyle passiert war und er hielt sie in den Armen, geschockt, aber tröstend. 
    Dann, bei Sonnenaufgang
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