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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion
Autoren: Petra Fentross
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mühsam auf.
    „Dann seid uns willkommen in diesem Heim. Leider ist der Hausherr verstorben, die Hausherrin verwirrt und das Personal spurlos verschwunden. Aber darüber werden wir uns heute keine Gedanken machen, es ist Hogmanay und wir werden das neue Jahr gebührend begrüßen!“
    Mit einem seltsam innigen Blick sah er mich an, dass ich mich verlegen abdrehte und mich wieder mit Alisa unterhielt.
    „Wie geht es dir, Alisa?“
    „Och, ganz gut soweit. Obwohl mir manchmal schrecklich übel ist.“
    Ich nickte. „Ja, das kenne ich. Im Moment bin ich aber so mit meinem verletzten Mann beschäftigt, daß ich darüber meine Leiden ganz vergesse.“
    Robbie horchte auf und grinste. „Was hast du denn für Leiden?“
    „Na, du weißt schon“, sagte ich und winkte ab. „Die Übelkeit am Morgen.“
    Lady McDiar musste unsere ausgelassene Stimmung bemerkt haben, denn sie stand schüchtern an der Tür und zupfte mich am Rock.
    „Mädchen, wer sind denn diese reizenden Herrschaften? Würdest du mich ihnen vorstellen?”, flüsterte sie.
    Das tat ich natürlich gerne, waren es doch die besten Freunde, die ich mir wünschen konnte. Mit neugierigen Augen betrachtete sie Alisa und lächelte ihr freundlich ins Gesicht.
    „Mein Kind, ich glaube, Sie sind in anderen Umständen, nicht wahr?“, sagte sie mit ihrer zittrigen Stimme.
    Alisa sah mich erschrocken an.
    „Woher wissen Sie -?“, und errötete auch schon. Über so etwas wurde einfach nicht in der Öffentlichkeit gesprochen, schon gar nicht, wenn Herren anwesend waren.
    Robbie erstarrte, als er das hörte, setzte sich auf und sah sie mit großen, ernsten Augen an. „Alisa? Du? Von wem?“
    Dunkelrot wandte sie ihr Gesicht ab, ich nahm sie am Arm und antwortete an ihrer Statt.
    „Ich vergaß, daß du es noch gar nicht weißt. Es ist bei der -, bei der -“ Ich schluckte und konnte das Wort einfach nicht aussprechen.
    „Abertoyle!”, flüsterte Robbie und preßte die Lippen zusammen.
    „Ja. Da ist es wohl passiert. Und nun werde ich mich um sie kümmern. Komm, gehen wir in die Küche, dort wartet ein Kaninchen darauf, zu einem Braten verarbeitet zu werden.“ 
    Auch zog ich gleichzeitig Lady McDiar mit mir, da ich das Gefühl hatte, die Herren würden jetzt gerne ernstere Gespräche führen, die für unsere zarten Ohren nicht geeignet waren.
    Ich wandte mich noch einmal kurz um und blickte in Robbies versteinertes Gesicht. Er nickte mir zu und ich verschwand.
     
    Der Abend war wunderschön.
    Gemeinsam saßen wir in dem gemütlichen Eßzimmer neben dem Salon, Alisa hatte ein köstliches Essen bezaubert und die Luft war erfüllt vom Bratenduft, Kerzenschein, wärmenden Kaminfeuer und dem Gelächter unserer Männer.
    Robbie erzählte eine Anekdote nach der Anderen und wir alle hatten bereits Tränen in den Augen und die Bäuche taten uns weh vom vielen Lachen. Sogar Lady McDiar war an diesem Abend einigermaßen wach und sorgte dafür, dass Seamus aus dem Keller den besten Wein und Whisky herauf brachte. Auch mit einer Flasche echtem französischen Champagner konnte sie aufwarten und war mächtig stolz darauf.
    „Mein Mann wird sich freuen, eine solch’ nette Gesellschaft anzutreffen, wenn er wieder von seiner Reise kommt“, rief die alte Lady uns zu, als sie die kostbare Flasche an Stephen übergab, der sie unverzüglich öffnete. Noch immer hatte sie nicht begriffen, daß ihr Gatte hinter dem Stall einige Meter tief unter der Erde lag - und das war anscheinend auch das Beste für sie.
    Robbie rieb sich gesättigt den Bauch und blitzte mich mit seinen strahlenden blauen Augen an, daß ich verlegen zur Seite blickte. Alisa beobachtete unsere Blicke.
    „Geh nur, Susanna“, flüsterte sie. „Ich werde mich um den Abwasch kümmern.“
    Dankbar erhob ich mich, bemüht, mir die Freude über ein verschwiegenes Zusammensein mit meinem geliebten Mann nicht anmerken zu lassen. Ich holte meinen Umhang und bat Robbie recht scheinheilig, mich doch auf einen kleinen Spaziergang im Garten zu begleiten.
    „Wenn eine Frau darum bittet“, er stemmte sich etwas wackelig aus seinem Stuhl hoch, „ist es besser, ihr auch Folge zu leisten.“ Flüsternd beugte er sich zu Lady McDiar herunter, die anscheinend an Robbie einen Narren gefressen hatte und lächelnd zu ihm herauf blickte. „Sie wird sehr schnell ungeduldig und dann ist es besser, Reißaus zu nehmen.“
    „Ach, wirklich?”, fragte sie erstaunt und sah mich zweifelnd an. „Nein, Mister, das glaube ich nicht. Sie
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