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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion
Autoren: Petra Fentross
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Vorwort:
    In trauter Zweisamkeit lagen wir nebeneinander, getaucht in helles Mondlicht und unsere nackten Körper strahlten in wundersamer Weise wie weißes Alabaster.
    „Weißt du noch?“, hauchte er. „Damals, als alles begann? Wie wir uns verliebten?“
    „Ja“, flüsterte ich zurück. „Ja. Ich erinnere mich.“
    Und schon tauchten die Bilder wieder auf, als ich in die Vergangenheit eintauchte und sie erweckten meine Gefühle auf’s Neue, erzeugten Herzklopfen, ließen mich meine tiefe, reine Liebe zu dem Mann neben mir spüren. Diese Bilder erweckten aber auch unsagbare Traurigkeit.
Viele Jahre waren vergangen, Jahre der Freude, Jahre der Trauer, Jahre der Trennung und des Wiederfindens. Und dennoch waren wir ständig vereint in den Gedanken und mit unseren Herzen. Wir hatten uns nie wirklich verloren. Nicht gewaltsame Trennung konnte uns voneinander lösen und auch kein Krieg, der ganz Schottland in Schutt und Asche legte. Nur wenige hatten das Glück, mit einigermaßen heilerer Haut heraus zu kommen, nachdem der „Schlächter“, wie man den Befehlshaber Englands, den Duke of Cumberland nannte, unmenschlich und grausam über das Land fegte.
Wir hatten das Glück und versuchten mit Liebe und Geduld die welke und verdorrte Pflanze des Anderen wieder zum Blühen zu bringen. Eine schwierige Aufgabe, kam ich doch aus dem Land, das seinen Mannen dieses unsagbare Leid zugefügt hatte. Aber es war ja nicht meine Schuld. Ich liebte den Norden mehr, als meine Heimat, wollte vom ersten Augenblick an nur an seiner Seite sein. Und nichts konnte mich davon abhalten. Nicht mein Vater, nicht meine Mutter. Nicht einmal Robbie, der mich aus Liebe vor einem ungewissen Schicksal bewahren wollte.
    Nun war ich froh, stark genug gewesen zu sein für sein Land, teilte das Leid der Seinen genauso, wie den zurückkehrenden Lebenswillen mit den Seinen.
    Heißer Atem an meinem Ohr holte mich zurück in die Gegenwart.
    „Nie mehr möchte ich von dir getrennt sein.“
    „Nie mehr werde ich dich im Stich lassen, Geliebter.“
    „Nie mehr allein.“
    Nie mehr.
     

Erster Teil
    Robbie
1
    Erwachen
    Bedford, Taylorgate, 10. Juli 1743
     
    Es schien ein herrlicher Tag zu werden. Der Dunstschleier lichtete sich und die Tautropfen, die der Regen auf den Blättern der Bäume hinterließ, glitzerten wie tausend Diamanten. Das Anwesen lag auf einem sanften Hügel und Reisende konnten schon von Weitem das imposante Gebäude der Familie Taylor erblicken mit der riesigen Einfahrt, inmitten der schönen Grafschaft Bedford. Das Haus Taylorgate glich einer Burg aus vergangenen Tagen. Die beiden Türme, die auf jeder Seite des Hauses in die Höhe wuchsen, waren mit verspielten Zinnen bewehrt, die Fenster in Bögen angeordnet, bestehend aus zahlreichen bunten Butzenscheiben.
    Ein Lichtstrahl, der vorwitzig durch die zusammengezogenen Vorhänge herein schien, weckte mich.
    Niemals hätte ich gedacht, dass dieser Tag es schaffte, mein bisheriges Leben auf den Kopf zu stellen und wie konnte ich ahnen, dass das Schicksal gerade heute zuschlagen würde? Eigentlich war es kein Morgen für Veränderungen. Und ich war auch nicht dafür aufgelegt.
    „Oh je, hoffentlich habe ich nicht verschlafen.“
    Mit einem Blick auf den Stand der Sonne wurde mir klar, dass ich tatsächlich verschlafen hatte und gähnend stand ich auf, begab ich mich zur Waschschüssel, um die Morgenwäsche zu beginnen und setzte mich schließlich im Nachthemd an meinen Toilettentisch, der vollgestopft war mit allerlei Tiegeln und Cremedöschen, Parfümflakons, Bürsten und Handspiegeln, Haarnadeln mit hübschen Steinchen besetzt, diverse Fundstücke und weiteren Krimskrams, von dem ich mich nie im Leben trennen würde.
    Seufzend begann ich, mich nun um mein widerspenstiges Haar zu kümmern. Ich mochte meine Haare, das von Natur aus wundervoll gelockt war und eine tiefbraune Farbe hatte. Sie jedoch selbst zu bürsten, war für mich eine Qual. Ich atmete noch einmal tief durch und begann.
    Aber ich legte nach wenigen Strichen die Bürste wieder beiseite, stand erneut auf und ging in meine Kleiderkammer. Hier hingen sie, die Kleider, die ich nicht mehr anziehen wollte, hochgeschlossen und mit viel zu viel Rüschen daran.
    „Dafür bin ich nun wirklich schon zu alt“, murmelte ich vor mich hin und eins nach dem anderen landete auf dem Boden. Viel lieber wollte ich nun endlich auch die schönen Kleider mit Ausschnitt und Korsett tragen!
    Kleider, die genauso elegant sind, wie die der
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