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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion
Autoren: Petra Fentross
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ergraute schwarze Haar, ebenfalls füllig wie Meines und nun zu einer kunstvollen Frisur gesteckt, rahmte ihr zartes Gesicht perfekt ein. Wie sehr wünschte ich, ich könnte sein wie sie. Immer so dezent zurückhaltend!
    Ich seufzte leise.
    „Was ist mit dir, Susanna? Geht’s dir nicht gut?“ Mit einem besorgten Blick nahm sie meine Hand in die ihren, die so weich waren, wie es meine bestimmt nie sein würden.
    „Doch, doch. Es geht mir gut. Mir fehlt nichts.“ Zur Bestätigung lächelte ich sie an und wechselte schnell das Thema. „Vater hat gestern erzählt, dass unsere neuen Nachbarn Pferde züchten und die möchte ich gerne sehen. Darf ich?“
    „Wenn deine Schwester dich mit nimmt, habe ich nichts dagegen.“
    Ich starrte meine Schwester abwartend an und biss genüsslich in meinen Toast.
Doreen jedoch schien nicht sehr begeistert von diesem Vorschlag, nickte aber seufzend mit niedergeschlagenen Augen. „Ja, Mamma.“ Und in meine Richtung zischte sie: „Wenn du mich blamierst, dann kannst du was erleben!“
    „Doreen. Bitte!“ Mamma seufzte ungeduldig. „Es ist deinem Vater und mir lieber, wenn sie mit dir in der Kutsche mit fährt, als dass sie wieder ohne Begleitung durch den Wald reitet.“ Sie sah mich streng an. „Im Herrensattel!“
    Vornehm tupfte sie sich den Mund und stand auf, wünschte uns noch einen schönen Tag und verließ das Zimmer. Somit war jegliche Diskussion zu meinen Gunsten erledigt.
    Hochmütig funkelte ich Doreen an. „Du musst nicht auf mich warten. Ich bin fertig, wir können sofort abfahren.“
    Zu klug, um sich von mir auf diese Weise provozieren zu lassen, ignorierte sie meinen Anflug von Hochnäsigkeit.
    „Wenn du es sagst. Ich lasse dann sofort anspannen.“
    Sie stand ebenfalls auf und ging aus dem Zimmer, würdigte mich aber keines Blickes und ich saß alleine an der großen Tafel.
    Insgeheim musste ich lachen, während ich mein Frühstück fortsetzte.
    Meine Schwester, zwei Jahre älter als ich, hatte sich bereits vor einigen Monaten verlobt und die neuen Nachbarn waren deshalb so interessant für meinen Vater, da ihr Verlobter mit der neuen Hausherrin verwandtschaftlich verbunden war. Somit hatten wir nun einen guten Grund, unseren Besuch bereits heute, nur eine Woche nach deren Einzug in Daronhall abzuhalten, ohne aufdringlich zu wirken. Und Doreen würde sich wieder wie die perfekte Dame benehmen, was ich ziemlich gekünstelt an ihr fand.
    „Mal sehen, was uns da erwartet!“
    Ich schluckte den letzten Bissen herunter, trank meinen Tee und verließ mit wehendem Röcken ebenfalls den Salon.
     
    Lässig trat ich durch die große geschnitzte Eichentür nach draußen. Die Kutsche wartete bereits und der Sonnenstand kündigte die bevorstehende Mittagszeit an. In der Luft lag der betörende Duft der zahlreichen Blumen, die die breite Einfahrt säumten und auch den Dung unserer Pferde konnte man ohne Mühe ausmachen. Für mich war das der schönste Geruch, den es gab. Den der Pferde. Ich liebte sie und mit ihnen verband ich endlose Freiheit. So verbrachte ich jede Minute, die ich entbehren konnte, bei ihnen, so dass ich mit Thomas, unserem ältesten Stallmeister, ein sehr kameradschaftliches Verhältnis pflegte. Allerdings nur, wenn wir unbeobachtet waren.
    Er war gerade dabei, auf der etwas entfernten Koppel ein noch recht junges und undiszipliniertes Pferd zu trainieren. Seit Urzeiten arbeitete er auf unserem Gut und ich konnte mir die Pferde nicht ohne ihn vorstellen und umgekehrt genauso.
    Den Strohhut in der Hand, winkte ich ihm zu.
    „Juhu, Thomas! Guten Tag! Wie geht es Ihnen?“
    Thomas hielt in seiner Arbeit inne, drehte sich grinsend um, dass ich seine Zahnlücken sehen konnte und er schwenkte ebenfalls seinen ausgebeulten, staubigen Hut in meine Richtung.
    „Danke. Gut, Miss Susanna! Oh, guten Tag, Miss Doreen“, rief er und verbeugte sich leicht vor meiner Schwester, soweit es sein Rheuma zuließ, während das Pferd dazu übermütig mit den Ohren wackelte und den Kopf schüttelte.
    „Lass das!“, zischte meine Schwester neben mir so unerwartet, dass ich zusammen zuckte. „Du sollst nicht immer mit dem Personal umgehen, als wären es deine besten Freunde. Und nun komm endlich. Ich möchte wegen dir nicht erst abends ankommen!“
    Grob griff sie mein Handgelenk und zog mich unsanft hinter sich her.
    „Du kannst mich wieder loslassen. Aua. Das tut weh!“
    Ich versuchte, mich aus ihrem Griff zu befreien, aber stattdessen riss sie noch fester an
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