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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion
Autoren: Petra Fentross
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stand ein kleiner Tisch mit gedrechselten Beinchen, die Platte mit unzähligen Glassteinchen besetzt, einer Vase mit roten Rosen und einer Schale mit Konfekt darauf.
    „Aua!“
    Gerade als ich den Entschluss gefasst hatte, mir nun doch ein Stückchen des Konfekts zu genehmigen, erhielt ich einen Klaps auf die Hand.
    Kopfschüttelnd sah mich Doreen an. „Erst, wenn dir etwas angeboten wird.“
    Sie glättete sorgfältig die Falten ihres Kleides und setzte sich wieder kerzengerade hin, stets die Salontüre im Visier.
    „Es sieht doch keiner“, flüsterte ich ihr zu, wobei ich mich verstohlen umsah, falls nicht noch ein Diener hinter einem Möbelstück lauerte.
    „Doch. Ich.“
    Seufzend setzte ich mich wieder auf meinen Platz, tat es ihr gleich und legte auch meine Hände brav in den Schoß. So warteten wir, bis Lady Templeton sich zu uns bequemte.
    Die Türe ging auf und die Hausherrin kam herein.  
    „Einen schönen Tag, meine Lieben!“

2
    Erste Eindrücke
    Lady Templeton war mir auf Anhieb sympathisch.
    Eine imposante Erscheinung mit einem aristokratischem Gesicht und braunen Augen, die einen harmonischen Kontrast zu ihrem weißen Haar bildeten, strahlten eine angenehme Ruhe aus. In jungen Jahren musste sie eine Schönheit gewesen sein, dachte ich träumerisch. Der einzige Makel an ihr war, dass sie von einer noch älteren Dame in weißem Häubchen und Schürze hereingefahren wurde, ihre Beine dezent unter einer rosafarbenen Seidendecke versteckt.
    Mit einer kaum sichtbaren Kopfbewegung gab sie ihrer Begleitung die Richtung an, wo sie ihren Platz einnehmen wollte und entließ sie wieder. Neben der Sitzgruppe begrüßte sie uns mit einem freundlichen Lächeln und einem perfektem Gebiss, wie es in ihrem Alter sicherlich die Wenigsten vorzuweisen hatten. Nachdem wir einen artigen Knicks unsererseits gemacht hatten, setzten wir uns wieder. Ich bemerkte ihren herrlich frischen Duft nach Maiglöckchen.
    „Es ist schön, daß uns mal wieder junges Blut Gesellschaft leistet. Es ist hier auf dem Land so schrecklich ruhig und langweilig. Ich wäre lieber in der Stadt geblieben, aber der Lord … Hoffentlich bringen Sie beide wieder etwas Leben in dieses alte Gemäuer.“ Sie schmunzelte. „Meine Töchter sind bereits verheiratet und leben nun beide in Andover. Leider haben sie auch noch immer keine Kinder, die dem Umstand endlich Abhilfe schaffen könnten.“ Sie zwinkerte Doreen lachend zu. Ihre beiden Töchter Avril und Theresa hatten erst vor einigen Monaten eine Doppelhochzeit gefeiert. Und daß in dieser kurzen Zeit keine Enkel vorzuweisen waren, schien sogar mir einleuchtend.
    Doreen versteifte sich und errötete enorm. Mehr aus Verlegenheit fragte sie: „Ist Euer Sohn, Lord Peter, auch auf Daronhall oder weilt er noch immer in … wie heißt es noch …“ Sie schien angestrengt zu überlegen und klopfte sich zur Unterstützung mit der Hand gegen die Stirn, als es ihr wieder einfiel.
    „Ja, dieses Cottage in Balnairn. Eric erzählte mir, Lord Peter habe letztes Jahr dieses Haus bezogen und verbringt nun sozusagen jede freie Minute dort.“ Verschwörerisch beugte sie sich zu der alten Dame vor und sah sich nach allen Richtungen um. „Außerdem habe ich von Eric erfahren, daß …“
    Und so ging es weiter. Die Unterhaltung, die nun folgte, hatte für mich eine eher einschläfernde Wirkung. Das Gespräch schien sich im Kreise zu drehen: Lord Peter hier, Eric da und die Hausherrin hörte lächelnd zu. Zuweilen gab sie einen Kommentar dazu ab, während sie von den Getränken, die serviert wurden, nippte. Ich unterdrückte mir erfolgreich ein Gähnen, das ich hinter meiner Tasse zu verstecken suchte. Um mich nicht doch noch zu blamieren und vornüber vom Sofa zu kippen, fragte ich schließlich nach den Pferden und wurde entlassen. Ein junger Butler namens Hudson, nach dem geklingelt wurde, geleitete mich naserümpfend zur Koppel und wünschte einen schönen Aufenthalt. Ich biß mir auf die Lippen, damit ich nicht loslachte, als ich sein bestürztes Gesicht sah. Wie konnte sich eine Dame nur zu so einem Schmutz und Gestank hingezogen fühlen? Kopfschüttelnd ging er zurück zum Haus.
    Nun stand ich an der Koppel, die Hände auf den Holzbalken und schaute den Pferden eine Weile beim Weiden zu. Sie beachteten mich nicht und ab und zu trabte eines der kostbaren Pferde an mir vorbei. Auch die Arbeiter ließen sich in ihren Tätigkeiten ebenfalls nicht stören und da ich mich unbeobachtet fühlte, ging ich in den
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