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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion
Autoren: Petra Fentross
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Gelächter am großen Holztisch in der Mitte des Raumes Brot, Wurst und Ale aufgetragen hatte.
    „Na komm, setz’ dich. Ich beiße nicht.“ Einladend schob er mir einen Stuhl zurecht. Er nahm mir gegenüber Platz und biß herzhaft ein Stück Wurst ab. In der hinteren Küche konnte ich die Mädchen hören, die wieder an ihre Arbeit gingen und dabei tuschelten und lachten.
    „Entschuldige“, sagte er, noch immer kauend, „aber ich habe einen Bärenhunger. Hast du vielleicht Durst?“ Im Nu stand der Krug Ale vor mir.
    „Ja, etwas zu trinken wäre nicht schlecht.“ Einsilbig wie selten, versenkte meine Nase in dem Krug.
    Einige Zeit konnte man nur das Geklapper der Töpfe und das Kauen meines Gegenübers hören. Verstohlen betrachtete ich ihn. Die obersten Knöpfe seines Hemdes waren offen und ich bemerkte eine Kette mit Anhänger an seinem Hals.
    „Was tragen Sie da um den Hals?“
    Er sah kurz von seinem Mahl auf und berührte leicht das Lederband, an dem ein großer schwarzgrauer Stein hing. „Ach, das. Der Stein nennt sich Rauchquarz, den habe ich als Kind gefunden und es ist ein Amulett mit der Göttin Arduinnah. Aber du hast bestimmt noch nichts von ihr gehört.“ Er wandte sich wieder seinem Essen zu.
    Ich schüttelte den Kopf. „Ein Amulett? Ist das nicht heidnisch? Sind Sie denn nicht christlichen Glaubens?“
    „Doch, sicher. Aber ich bin Presbyterianer“, antwortete er höflich. „Kein Anhänger der anglikanischen Kirche wie du wahrscheinlich.“
    Unschlüssig, ob ich eine solche Gesinnung abstoßend finden sollte oder nicht, fragte ich: „Wofür soll denn so was gut sein?“
    Er sog tief die Luft ein.
    „Nun gut. Das Amulett soll mich vor Hunger bewahren und für Erfolg bei der Jagd sorgen. Ich habe es sehr lange und immer, wenn ich auf die Jagd gehe, lege ich es an. Die Legende besagt, die keltische Göttin Arduinnah“, er sprach es ganz sanft aus, „fordert für jedes erlegte Tier eine Art Blutzoll. Aber durch die Jahrhunderte hindurch wurde aus dem Blutopfer ein Gebet. Mein - Vater“, er machte eine kaum bemerkbare Pause, „hat es mir beigebracht. Ich habe es nie vergessen, aufzusagen.“
    „Wie geht es denn?“
    Zweifelnd sah er mich an. „Interessiert dich das wirklich?“
    Ich rutschte näher zum Tisch und stützte meinen Kopf in die Handflächen. „Natürlich.“
    Da er in meinem Gesicht nichts Ablehnendes finden konnte, lehnte er sich zurück und sah verträumt zum Fenster hinaus.
    „Arduinnah, mächtige Göttin des Waldes,
    Arduinnah, mächtige Göttin des Waldes,
die mir dieses Tier zum Geschenk machte,
    damit ich und die Meinen nicht zu hungern brauchen,
    nimm ’ dieses Gebet als meine Hochachtung vor dir.
     
    Dann weidet man das Tier an Ort und Stelle aus und geht nach Hause.“ Damit stopfte er sich ein weiteres großes Stück Brot in den Mund und mir fiel auf, dass ich von ihm nicht mal den Namen wusste.
    „Wie heißt du eigentlich?“
    Da er mich so frech duzte, sah ich keine Notwendigkeit, ihn weiterhin mit Sie anzusprechen.
    Erstaunt sah er von seinem Mahl auf, kaute dann jedoch bedächtig weiter und spülte den Bissen mit Ale herunter. „Robbie. Eigentlich Robert, aber alle hier nennen mich Robbie.“
    „Ah.“ Er hatte einen hübschen Akzent und verlegen blickte ich auf meine Hände.
    „Und weiter?“, platze ich heraus und starrte ich ihn wieder neugierig an.
    Der letzte Bissen verschwand und zuletzt kehrte er die Brösel auf dem Tisch zusammen, um sie mit einer raschen Handbewegung ebenfalls im Mund zu versenken.
    „Da ist nichts weiter.“
    „Aber jeder hat einen weiteren Namen. Den der Eltern!“
    „Dieser Name wurde mir vor Jahren weggenommen.“ Grimmig nahm er den Krug und leerte ihn mit ein paar großen Schlucken.
    „Wie denn das?“ Ich beobachtete ihn interessiert.
    „Den Namen, den ich hatte, hat mir die Krone gestohlen. Ausgelöscht.“ In seiner Stimme lag nun nichts als Langeweile.
    „So was Dummes hab ich ja noch nie gehört! Seit wann kann man jemanden seinen Namen stehlen?“ Irritiert setzte ich mich gerade hin.
    Er beugte sich über den Tisch zu mir herüber und flüsterte verschwörerisch. „Sei bitte leise. Es muß nicht gleich ganz England wissen, daß ich hier ohne einen weiteren Namen lebe. Und ich versichere Dir: Es ist möglich!“
    Verstohlen sah er sich in Richtung Köchin um, dann lehnte er sich nach hinten, einen Arm auf der Rückenlehne und setzte wieder sein unverschämtes Grinsen auf.
    Wollte er mich auf den Arm
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