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Rollentausch

Rollentausch

Titel: Rollentausch
Autoren: Lindsay Gordon
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Heimspiel
Sophie Mouette
    Für ein Spiel der ersten Liga war ich vielleicht ein wenig übertrieben gekleidet. Wie sagt man – overdressed?
    Dabei machte ich mir überhaupt nichts aus Baseball, und mein Ehemann Dirk erwärmte sich auch nur halbherzig für diese Sportart. Allerdings hatte er mit Freunden die World Series in der Sportbar verfolgt und auch bei Picknicks ein wenig den Ball geworfen oder gefangen. Nun hatte einer seiner Kunden, den er geschäftlich gerade heftig umwarb, uns zu diesem Spiel in seine Privatloge eingeladen, und eine solche Einladung konnte Dirk nicht ausschlagen. Ich wollte an dem Tag die verständnisvolle, sportliche Ehefrau abgeben und hatte mich zu diesem Zweck etwas aufgehübscht. Der Blick aus Dirks grünen Augen verletzte mich nicht wirklich, ich deutete ihn als Anerkennung.
    Es war einer dieser schwülheißen Sommertage. Deshalb hatte ich mich für ein feuerwehrrotes Trägerkleid mit einem schwingenden Glockenrock entschieden. Einen Büstenhalter trug ich nicht – auf eine solche Idee wäre ich nun wirklich nie gekommen –, nur ein kleines Tangahöschen, gleichfalls in passendem Rot. Obwohl wir uns die meiste Zeit drinnen aufhalten würden, dachte ich mir, dass ein Strohhut mit rot-schwarz gepunkteten Bändern eine hübsche Ergänzung wäre. Ein Paar Marc-Jacobs-Plateau-Espadrilles, bis zu den Waden geschnürt, rundeten mein Outfit ab – et voilà.
    Ich fand meine Kleidung salopp und zugleich elegant. Allerdings änderte ich meine Meinung, als wir zwischen die Horden der Fangemeinde gerieten. Sie trugen alle Shorts und Fanghandschuhe, leckten an ihren Eiscreme-Hörnchen und brüllten sich die Lungen aus dem Leib. Da kam ich mir schon ein wenig deplaziert vor und wollte schnellstens in der Abgeschiedenheit der Privatloge verschwinden. Wir hatten den Aufzug fast erreicht, als Dirks Handy summte.
    »Es ist Preston.« Dirk hatte die Telefonnummer seines Kunden, der uns eingeladen hatte, auf dem Display erkannt.
    »Ich sollte mich melden«, meinte Dirk.
    Ich nickte, und wir lösten uns aus der Menge und stellten uns neben einen nach Butter duftenden Popcornstand. Mir war nicht klar, wie Dirk überhaupt etwas hören konnte, denn obwohl ich direkt neben ihm stand, konnte ich kaum verstehen, was er sagte. Sein Blick sprach Bände, als er das Handy zuklappte.
    »Er hat Migräne und kann nicht kommen. Wir sollen nach oben gehen und die Annehmlichkeiten ohne ihn genießen. Für Champagner und Horsd’œuvres sei gesorgt.«
    Mein erster Impuls, zurück in die Ruhe unseres Hauses zu flüchten und nackt in den Swimmingpool zu fallen, verflog bei dem Wort Champagner. Kostenloser Champagner? Auf zum Heimspiel, Baby!
    Nach der Kontrolle der Eintrittskarten wurden wir zum Privatrefugium unseres Gönners geleitet. Angenehme Kühle empfing uns. Die ganze Längsseite des Raumes war verglast; aus den komfortablen Sesseln bot sich uns ein weiter, ungehinderter Blick auf das Spielfeld. Zu den weiteren Annehmlichkeiten gehörten Ferngläser, Ergebniskarten, Kugelschreiber und Souvenirs.
    Ein Kellner mit adrett gebügelter Hose und einem makellosen Hemd in den Farben des Heimteams öffnete für uns eine Magnumflasche Champagner, füllte die Gläser und steckte die Flasche in einen Eiskübel. Er versprach, später wieder nach uns zu sehen, und zog sich diskret zurück. Auf dem Buffet an der Rückseite der Loge erwartete uns ein Aufgebot an Leckereien: Shrimp-Cocktail, Sushi, Brie, kleine runde Toasts mit Trauben, schwedische Fleischbällchen, die auf einer Wärmeplatte köchelten, würziges Kichererbsenpüree, frische Pitta und ein Schokoladen-Springbrunnen mit frischen Erdbeeren.
    Ich biss in einen dicken, den Mund wässernden Shrimp und genoss das pralle Fleisch und die würzige Cocktailsauce. Ich spülte das Häppchen mit herbem Champagner nach. Gott, war das gut. Es könnte auch sein, dass ich in dem Moment laut gestöhnt habe.
    Okay, vielleicht konnte ich mich mit dem Baseballspiel doch anfreunden. Ein ganz klein wenig zumindest.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, starrte mich mein lieber Gatte in einer Art und Weise an, die mich im wahrsten Sinne des Wortes tief berührte. Sein Blick tastete – wie eine Verlängerung seiner Hände – langsam über meinen Körper.
    Die Klimaanlage war ganz gewiss nicht der Grund dafür, dass meine Nippel hart wurden und sich gegen den Stoff meines Kleides drückten. Aber hallo, das ging ja gut los.
    »Was ist?«, spielte ich die Unschuldige und posierte aufreizend,
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