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Alba und Albion

Alba und Albion

Titel: Alba und Albion
Autoren: Petra Fentross
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Stall. Dort roch es nach Dung und frischem Stroh, aber es erschien mir sehr sauber.  Einige Fliegen stoben auf, als ich in die erste Box sah.
    „Oh, mein Gott, bist du süß!“, rief ich verzückt und verscheuchte eine lästige Fliege, die mir vor dem Gesicht herumschwirrte. Das Fohlen stand auf und kam schlacksig zur Türe der Box. Während ich ihm den Kopf kraulte, begann es, an meinem Strohhut zu knabbern, den ich in der Hand hielt.
    „Und wo ist deine Mammi?“
    „Wenn Sie das Pferd meinen, die ist auf der Koppel und schlägt sich den Bauch voll. Wenn Sie aber meine Mammi meinen, die ist viele Meilen weit weg.“
    Es dauerte einen Augenblick, bis ich mich von dem Schreck erholt hatte. Langsam drehte ich mich um und sah einen jungen Mann in ziemlich nachlässiger Kleidung. Ein Leinenhemd, dessen Ärmel herauf gekrempelt waren und bei dem man die ehemals weiße Farbe nur noch erahnen konnte, durchgewetzte Kniehosen und in hoffnungslos kaputtem Schuhwerk. Er schien einen guten Kopf größer als ich und starke Oberarme zeichneten sich unter den Hemdsärmeln ab. Mit der Heugabel in der Hand schaute er mir über die Schulter.
    „Seine Mutter müssten Sie gesehen haben, es ist die Braune mit den weißen Fesseln.“ Er sprach sehr sachlich mit einem mir fremden  Akzent.
    „Äh … Ja … Ich glaube …“, stotterte ich blöde, während ich nach oben blickte und ihn anstarrte. Das einzige, was ich im Moment wahr nahm, waren zwei stahlblaue Augen, die erheitert auf mich herab lachten.
    „Da hinten!“
    Ungeduldig wies er mit dem Finger auf die Weide. Und auch sein glänzendes schwarzes Haar stach mir sofort ins Auge. Ich schloß sie kurz, holte einmal tief Luft und nahm einen neuen Anlauf.         
    „Ja, danke. Ich denke, ich habe sie gesehen. Die Braune mit den weißen Fesseln da hinten. Nicht wahr?“ Ich nickte mit Nachdruck, daß ich auch alles richtig verstanden hatte und räusperte mich. „Selbstverständlich habe ich nach seiner Mutter gefragt.“
    Er ging einen Schritt zurück, stützte sich mit einer Hand auf die Heugabel und grinste mich spöttisch an. „Aye, selbstverständlich. Und darf ich nun fragen, wer mich hier in meinem Refugium mit seinem Glanz beehrt?“
    Nun hatte ich mich wieder im Griff und sah hochnäsig zu ihm auf.
    „Sie dürfen. Ich bin Miss Susanna Taylor vom benachbarten Anwesen. Meine Schwester wird in Kürze den Neffen von Lady Templeton heiraten. Deshalb ist es gut möglich, dass Sie mich hier noch öfters antreffen werden!“
    Ich drehte mich wieder dem Pferd zu, das inzwischen eine Falte meines Rockes durchkaute. Hecktisch zog ich es ihm aus dem Maul. „Igitt, ist das naß!“
    Während ich das durchweichte Stoffteil angeekelt von mir weg hielt, gab ich dem Fohlen einen Klaps auf die Nase, als es neugierig versuchte, an anderer Stelle zuzugreifen. Der junge Mann sah mich von oben bis unten an und schüttelte den Kopf.
    „Tss, tss, tss … ich glaube, so werden Sie nicht mehr zu den Herrschaften vorgelassen.“ Noch immer hatte er dieses spöttische Grinsen in seinem Gesicht und seine Augen funkelten vor Schadenfreude.
    Als ich an mir herunter sah, mußte ich feststellen: er hatte Recht!
    Der Rock hatte diverse Stallflecken abbekommen, meinen weißen Seidenschuhe waren vom Gras verfärbt und der Hut … ich warf dem Fohlen einen bösen Blick zu. Mit einem Ruck raffte ich meine Röcke und stieß ihn zur Seite.
„Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Ich komme rein!“
    Im Vorbeigehen fauchte ich ihn noch einmal an, nicht, ohne ihm meinen giftigsten Blick zu schenken. „Na! Sie müssen ja reden! Haben Sie sich schon mal angesehen?“
    Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, stampfte ich zum Hintereingang des Hauses. Auf dem Kies konnte ich hören, dass mir jemand leise lachend folgte. Ich drehte mich um und ER stand schon wieder vor mir!
„Was wollen Sie denn noch? Lassen Sie mich in Ruhe!“
    „Ich will in die Küche. Was essen. Und warum gehen Sie nicht durch den offiziellen Eingang an der Vorderseite?“ Nun rauschte er an mir vorbei und mit wenigen Schritten stand er vor der Küchentür.
    „Wenn Sie auch Hunger haben, dann lade ich Sie recht herzlich ein, mit mir zu speisen.“ Ironisch verbeugend hielt er mir die Türe auf.
    „Lassen Sie das! Das ist doch albern“, sagte ich mürrisch, trat aber ein.
    Schweigend und ungewöhnlich schüchtern drückte ich mich in eine Ecke und wartete, bis ihm eines der Küchenmädchen mit großem Geplänkel und
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